Blumig und bergig geht es zu auf der vierten Etappe des Hermannsweges von Bad Iburg nach Dissen. Aber auch historisch. Und aussichtsreich. Eine Menge los also auf der rund 17 Kilometer langen Etappe, die immerhin rund 450 Höhenmeter für uns bereit hält. Nicht enthalten in den 17 Kilometern ist der anschließende Abstieg nach Dissen. Wer vom Hermannsweg noch bis zum Bahnhof muss, der sollte noch einmal gut zwei Kilometer mehr einplanen.

Wir starten unsere Wanderung auf dem Hermannsweg von Bad Iburg nach Dissen, dort wo unsere letzte Tour von Tecklenburg kommend endete, am Charlottensee. Hier ist die Wegevielfalt recht üppig, doch schließlich entdecken wir das so vertraute H und folgen ihm rechts am Schloss vorbei, das sich über uns erhebt und ganztägig Geschichte zu verströmen scheint.
Königliche Geburtsstätte
Und tatsächlich ist dies ja mehr als nur ein Fun Fact: Hier auf dem Iburger Schloss erblickte Sophie Charlotte von Hannover das Licht der Welt. Mit 33 Jahren wurde sie zur ersten Königin Preußens gekürt. Dass der See zu Füßen ihrer Geburtsstätte Lottchens Namen trägt, ist also nur würdig und recht! Wenngleich sie hier auch nur die ersten fünf Jahre ihres Lebens zubrachte, danach wurde es Fürstens in Bad Iburg zu provinziell…

Wir müssen nun erst noch ein bisschen Asphalt unter die Füße nehmen, bevor es wieder schön wird. Über die Schloßstraße und die sich lang, lang hinziehende Straße Hagenberg gehen wir auf den Iburger Hausberg, den Freeden, zu. Der wiederum ist vor allem für eines berühmt: Die Freedenblüte im Frühjahr eines jeden Jahres.

Blumiger Berg
Dann gewandet sich der 269 Meter hohe Berg am Ortsrand in ein prächtiges lila-weißes Kleid, dass es dem VfL Osnabrück ganz anders werden könnte. Der Lerchensporn, der hier auf dem kalkhaltigen Boden zusammen mit Buschwindröschen und auch dem Bärlauch einen nährstoffreichen Boden findet, trägt die Verantwortung dafür. Besonders gut erkunden lässt sich der blühenden Freeden dann übrigens über den TERRA.track Freedenblüte.

Doch wir müssen erstmal am Fuße des Berges ankommen. Dort finden wir auch eine Wassertretstelle vor, die für uns nun allerdings reichlich früh kommt. Arg heiß gelaufen dürften unsere Füße zu einem so frühen Zeitpunkt der Tour auf dem Hermannsweg von Bad Iburg nach Dissen eigentlich noch nicht sein.
Auf den Kleinen Freeden
Gleich hinter der Wassertretstelle geht es dann auch schon bergauf. Zunächst steigen wir auf den Kleinen Freeden hinauf, folgen dabei schönen, teils schmalen Pfaden und kommen auch hier schon im Frühjahr in den Genuss der Lerchenspornblüte. Nach gut einem Kilometer flacht die Steigung ab und wir gehen ein ganzes Stück auf dem Bergkamm.

Schließlich knickt der Hermannsweg nach links ab und führt in einer Kurve wieder hinab vom Kleinen Freeden. Unten angekommen treffen wir auf einen wahrlich idyllischen Ort: Neben einem kleinen Canyon, über den eine hölzerne Brücke führt, steht eine Schutzhütte. Ein Tisch mit zwei Bänken lädt zur Rast ein. Da lassen wir uns natürlich nicht zweimal bitten und packen unser zweites Frühstück aus.

Abschied vom Freeden
Nach der Stärkung folgen wir weiter dem TERRA.track Freedenblüte. Er verläuft nun an der Südflanke des Berges und wir blicken rechts auf die Ortschaft Sentrup und links den bewaldeten Hang hinauf. Einen guten Kilometer verläuft der eher breite Weg nun ohne Steigung. Dann knickt er kurz nach rechts ab, führt ein kleines Stück über eine Teerstraße und schlägt sich dann sogleich wieder links in den Wald.

Nach rund 200 Metern verabschieden wir uns nun auch vom TERRA.track Freedenblüte, der uns bislang begleitet hat und biegen nach rechts ab. Bis an den Waldrand gehen wir, dann schlägt sich der Hermannsweg in einer Kehre wieder hinein in den Wald und damit auch wieder bergauf. Gut hundert Höhenmeter machen wir und gehen dann fast zwei Kilometer auf dem Kamm des Teutoburger Waldes weiter.
Zur Kalksteinklippe
Dann folgt der nächste, recht steile Abstieg, an dessen Ende wir die die Autobahn 33 überqueren. Ein sehr kurzes Stück Straße folgt, wir gehen wieder bergauf und schon bald wieder durch dicht bewaldetes Gebiet. Wir passieren den Hülsberg und den Wehdeberg und treffen schließlich auf die nächste rot-weiße Markierung, den TERRA.track Kalksteinklippe und bald auch auf den dazugehörigen Namensgeber.

Die Kalksteinklippe ist ein Relikt aus Urzeiten. Damals – vor rund 90 Millionen Jahren – brandete hier noch das Urmeer. Auf dessen Grund lagerte sich eine gewaltige Schicht aus Kalkschlamm ab, die später versteinerte. Genau das ist die heutige Kalksteinklippe, vor der wir nun stehen und mehr zu ihr auf einer weiteren Info-Tafel erfahren. Ihr entnehmen wir auch, dass durch architektonische Plattenverschiebungen der Urmeergrund in die Höhe gedrückt wurde, weshalb er sich heute an dieser Stelle derart vor uns auftürmt.

Da sie insbesondere in den Sommermonaten stark zugewuchert ist, muss der Wanderer hier übrigens schon gut aufpassen, um nicht versehentlich an diesem Naturdenkmal vorbeizulaufen…
Durch die Noller Schlucht
Alsbald beginnt unser Abstieg in die Noller Schlucht. Vorbei an Koppeln und Feldern, nun auch wieder über kurze asphaltierte Abschnitte erreichen wir im Tal den Lernstandort Noller Schlucht, queren die Rechenbergstraße und müssen auf der gegenüberliegenden einmal mehr bergauf. Begleitet werden wir dabei schon vom nächsten TERRA.track: Von Egge zu Egge heißt er.

Ihm und dem Hermannsweg folgen wir rechts herum, verlassen die rot-weißen Markierungen aber schon bald wieder und biegen nach links ab. Über die Schollegge mit ihren 252 Metern Höhe geht es dann auf dem Rücken des Teutos weiter bis zur Steinegge. Hier steht die letzte Anstrengung ins Haus.
Fantastische Ausblicke
Denn nun erreichen wir den Aussichtsturm Steinegge. Dieser ist von Haus aus eigentlich ein Fernmeldeturm, doch ein multifunktionaler. Denn auf gut 25 Metern Höhe hat er auch eine Aussichtsplattform, die jederzeit für jedermann geöffnet ist. Wir steigen also die Stufen hoch und erreichen die Plattform. Und wir halten den Atem an.

Denn plötzlich sind wir weit über den Baumwipfeln und haben einen spektakulären 360-Grad-Blick. Rechts und links zieht sich der Kamm des grünen Teutoburger Waldes vor uns hin, wiegen sich die Wipfel im Wind, vor uns dagegen liegt Dissen mit seinen Ausläufern, Wiesen und Feldern. Fast auf 300 Metern Höhe befinden wir uns hier und genießen das prächtige Panorama in vollen Zügen.
Anschluss nach Dissen
Und mit diesem Ausblick endet auch unsere Tour auf dem Hermannsweg von Bad Iburg nach Dissen. Um in den Dissener Otrskern zu gelangen, gibt es nun zwei Möglichkeiten. Entweder wir gehen ein kleines Stück zurück und folgen dann dem Zuweg des Hermannsweges, der allerdings nicht (oder nicht gut?) ausgeschildert ist.

Oder wir folgen nun den rot-weißen Schildern des TERRA.tracks Von Egge zu Egge bis er uns an den Waldrand und damit an die Straße Brügger Feldweg führt. Ihr können wir bis zum Ende folgen, dann rechts in Feldstraße einbiegen, die an ihrem Ende auf die Haller Straße trifft. Wenn wir der wiederum nach rechts folgen, sind wir auch schon bald im Dissener Zentrum angekommen.
Warum will ich das wandern? Die Beurteilung der Etappe 4 des Hermannsweges fällt unterschiedlich aus. Mir selbst ist sie – im Vergleich zu Etappe 2 und 3 nicht abwechslungsreich genug. Die Besonderheiten vor Ort lassen sich besser über die TERRA.tracks erkunden. Dennoch sprach ich auch schon mit Wanderern, die sie zu den schönsten Etappen zählen. Man will sie also unbedingt gehen, um sich selbst ein Bild zu machen!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Blumen-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, 17 km lang
Höhenmeter: 440 m
Gehzeit: 5 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Charlottensee Bad Iburg
1 thought on “Hermannsweg Etappe 4: Von Bad Iburg nach Dissen”