Ich gestehe: Ich bin schon seit vielen Jahren großer Fan des kleinen Bergstädtchens Tecklenburg auf dem Kamm des Teutoburger Waldes und unweit meiner Heimat Osnabrück. Wem ich diese Begeisterung bislang näher bringen wollte, dem empfahl ich über viele Jahre den Tecklenburger Hexenpfad, der auf fünf Kilometern zu vielen Sehenswürdigkeiten und wildromantischen Orten der Stadt führt. Jetzt gibt es noch eine zweite Möglichkeit, wandernd zum Tecklenburg-Fan zu werden: den Premium-Wanderweg Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik.
Dieser Weg ist mit gut sechs Kilometern zwar ebenfalls eher kurz, taugt aber dennoch zu einem tagesfüllenden Programm. Denn in dem kleinen, wahrlich romantischen Örtchen an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen warten so viele erstaunliche, überraschende und bezaubernde Plätze und Zeitzeugen, sagenbehaftete Orte und idyllisch-verträumte Auszeit-Momente auf uns, dass uns die Augen übergehen. Glaubt ihr nicht? Dann folgt mir jetzt auf der Tour über die Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik!
Vom Münsterlandblick zur Hexenküche
Wir starten unseren Erkundungstrip durch das Tecklenburgische dort, wo man alle Tecklenburger Touren starten kann – auf dem Parkplatz Münsterlandblick an der Straße Am Weingarten. Einen zweiten, größeren Parkplatz gibt es noch ein Stück weiter, der Straße stadtauswärts folgend auf der rechten Seite. Vom Münsterlandblick aus haben wir – der Name lässt es erahnen – einen feinen Blick über das münsterländische Umland.
Wir verlassen den Parkplatz und halten uns rechts in Richtung der Innenstadt. Bald schon erblicken wir zu unserer Rechten dann auch die erste Markierung der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik. Sie führt uns an der Felsformation Hexenküche den Hang hinab. Diese Felsen tragen ihren Namen aufgrund einer Sage aus der Region: Dereinst sollen sich an diesem Platz die Hexen aus dem ganzen Münsterland und weit darüber hinaus zu wilden Festen versammelt und ihre Zaubertränke gebraut haben. Besonders finstere Zeitgenossen behaupten sogar, der Teufel selbst sei bei diesen Feiern regelmäßiger Gast gewesen. Die ganze Geschichte hier zum Nachhören:
Durch den Wald zum Rittergut
Teils über Treppen, teils schmale Pfade und dann wieder über breitere Waldwege geht es zunächst weiter bergab und dann am Hang des Teutoburger Waldes entlang. Wir passieren ein idyllisch gelegenes (Hexen-)Häuschen und wenig später einen kleinen Teich. Dann bietet sich zu unserer Linken ein schöner Panoramablick über die Felder und hinab bis nach Gut Hülshoff, das wir wenig später über die gleichnamige Straße erreichen.
Gut Hülshoff ein altes Rittergut aus dem 13. Jahrhundert und wir dürfen davon ausgehen, dass der Weg, den wir gerade gegangen sind auch das eine oder andere Mal von den Rittern des Hauses eingeschlagen wurde, wenn sie bei den Grafen von Tecklenburg auf dem Teuto-Kamm vorsprechen mussten. Der hübsche Garten, die Reste der einstigen Gräfte, über die noch eine romantische Brücke führt – all das bietet uns ein feines Bild. Eigentlich fehlt hier nur noch ein kleines, lauschiges Café zu unserem Wanderglück. Vielleicht eines Tages…
Vorbei an der alten Sägemühle
Wir setzen unseren Weg auf der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik fort und erreichen die Bahnhofstraße, der wir ein kleines Stück nach rechts folgen. Nach rund 200 Metern überqueren wir die Straße und biegen an dem kleinen Parkplatz vorbeigehend in den nächsten schmalen Pfad ein.
Zu unserer Rechten liegt hier nun die Alte Sägemühle der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL). Wer mag, kann sie noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Im kleinen Laden der ANTL gibt es übrigens auch – leider nur zu sehr übersichtlichen Öffnungszeiten – hauseigene Produkte vom Bentheimer Landschaf aus eigener Haltung, ebenso wie Produkte von den eigenen Streuobstwiesen. Die kennen wir schon zum Beispiel vom Teutoschleifchen Dreikaiserstuhl oder der Hermannswegetappe von Hörstel nach Tecklenburg.
Gruselfaktor am Mausoleum
An einem kleinen Mühlenteich und einem Bachlauf entlang geht es nun hinein in den Wald. An der nächsten Weggabelung lohnt ein kleiner Abstecher nach rechts. Denn hier liegt versteckt im Wald und auf einer kleinen Kuppe das Mausoleum von Haus Marck, auf das wir gleich zusteuern werden. Die Kapelle umgibt eine mystische Aura und an nebligen, herbstlichen Tagen liegt eine unheimliche Atmosphäre in der Luft. Auch dazu gibt es eine unheimliche Geschichte. Im Video aus dem Tourentipp „Durch die Talaue Haus Marck“ habe ich davon schon einmal berichtet. Hier noch mal der Ausschnitt davon:
Zurück auf der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik setzen wir unseren Weg nun über eine längere Gerade durch den Wald fort. Hier können wir durchatmen, die Waldluft in vollen Zügen genießen und eine Weile in uns ruhen, ehe wir an die nächste Sehenswürdigkeit gelangen: das Wasserschloss Haus Marck.
Weiter zum Wasserschloss
Das liegt unweit des Weges und will ebenfalls erkundet werden. Die schlichten und einstöckigen Gebäude stammen noch aus dem 14. Jahrhundert, sie spiegeln sich im Wasser der sie umgebenden Gräfte wider und bieten Fotografen stets ein lohnendes Motiv.
Eine wichtige Rolle kam Haus Marck vor vier Jahrhunderten zu: 1643 fanden hier die Vorverhandlungen für den westfälischen Frieden statt, der immerhin den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland beendete. Heute ist Haus Marck nach wie vor bewohnt, aber zugleich auch Außenstelle des Standesamtes und regelmäßig Veranstaltungsstätte klassischer Konzerte.
Vorbei an den Königsteichen
Knapp hinter Haus Marck biegt die Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik nach links ab und wir gehen nun entlang der Königsteiche. Wenn wir uns diese noch ein bisschen genauer ansehen möchten, führt ein kleiner Weg zwischen den beiden größten Teichen hindurch und auf halber Strecke gibt es eine Bank, auf der wir ein wenig die Sonne und den idyllischen Ausblick genießen können.
Zurück auf der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik biegen kurz vor dem Parkplatz nach links ab und nun geht es allmählich wieder bergauf und zurück nach Tecklenburg. Wir erreichen die Straße Am Himmelreich, der wir ein Stückchen hangaufwärts folgen, bis wir zunächst die Bahnhofstraße und nach wenigen Metern auch die Straße Am Weingarten wieder erreichen. Ihr folgen wir knapp 200 Meter nach rechts.
Kurze Pause im Kult-Café
Dann queren wir die Straße und biegen in eine schmucke kleine Treppenstiege ein, die uns bis zum Marktplatz führt. Hier wartet zum Beispiel das Kult-Café Rabbel mit der hauseigenen Confisserie auf alle Leckermäuler und bietet die Gelegenheit für eine kleine Verschnauf- und Stärkungspause.
Gestärkt und ausgeruht machen wir uns nun daran, auf der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik die wunderschöne Altstadt näher zu erkunden. Dazu folgen wir vom Marktplatz kommend der Landrat-Schultz-Straße ein kleines Stück, nehmen dann die Treppchen hinauf zur Stadtkirche Tecklenburg, passieren das Gotteshaus und folgen dem Kirchpfad.
Durch die Gassen zur Burgruine
Bevor das Gässchen auf den Sonnenweg trifft, nehmen wir den Fußweg nach links und gehen von Bäumen beschattet ein klein wenig bergab und folgen dem Weg bis zur Ibbenbürener Straße, der wir sodann nach rechts folgen. Wir gelangen an das Restaurant Alte Schmiede. Hier macht die Teutostadtschleife nun noch einen nicht ganz nachvollziehbaren Schlenker von einigen hundert Metern. Den können wir uns schenken, wenn wir gegenüber dem Restaurant nach links abbiegen und an der Kirche St. Michael vorbeigehen. Wir treffen dann auf die Brochterbecker Straße und halten uns links und schon sind wir wieder auf der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik.
Leicht bergauf geht es noch ein letztes Mal, vorbei am Restaurant Edel & Weiß mit seinem einladenden Biergarten und schließlich zum Burgtor der ehemaligen Tecklenburg. Wie schon in früheren Beiträgen bejammert, sind uns von dieser einst sicherlich imposanten Burganlage nur noch Ruinen erhalten. Denn der preußische Staat, der einst Besitzer der Anlage war, hatte kein Geld für ihre Instandhaltung und gab den Bau – Frevel! – als Steinbruch frei.
Krönchen-Umrundung
Doch auch das, was uns bis heute erhalten geblieben ist und was wir nun auf den letzten Metern der Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik erkunden werden, hat noch großen Reiz. Das Krönchen, wie die Tecklenburger liebevoll die Reste der Burganlage nennen, ist nach wie vor ein Hort mittelalterlicher Romantik. Auf unserem Wanderweg umrunden wir das Gelände der einstigen Burg auf dem Kamm des Teutos einmal, gehen vorbei an den Resten der wehrhaften Burgmauern, blicken auf die Bühne der heute hier beheimateten Freilichtbühne und sehen auch von unten den Wierturm, zu dem ich schon beim Tecklenburger Hexenpfad ein wenig geschrieben habe.
Am Ende dieser Burgumrundung, bei der wir auch immer wieder tolle Ausblicke über Tecklenburg und das nähere Umland haben, geht es für uns abermals über Stufen treppabwärts und wir passieren als Letztes den Tecklenburger Weinberg. Hier werden tatsächlich 99 Rebstöcke liebevoll gehegt und gepflegt und werfen jedes Jahr eine – wenn auch überschaubare – Weinernte ab. Wir jedoch erreichen nun alsbald wieder die Straße Am Weingarten und über sie auch den Parkplatz Münsterlandblick wieder.
Fertig? Von wegen!
Und jetzt kommt die schlechte Nachricht: Wir haben noch längst nicht alles gesehen. Ausgelassen haben wir bei unserer Tecklenburg-Tour das schmucke Torhaus Legge, in dem heute das Modersohn-Museum beheimatet ist, uns fehlt ebenso das wunderbar nostalgische Lädchen Omis Eingemachtes und das nicht minder nostalgische Puppenmuseum. Die beiden sehr empfehlenswerten Restaurants Gräfin Anna ebenso wie das Fabula waren nicht auf unserer Route und am Bismarckturm sind wir auch noch gar nicht gewesen. Es nützt alles nichts. Wir müssen noch einmal wieder kommen. Das können wir glücklicherweise dann wiederum mit einer neuen Wanderung verbinden:
Durch die Talaue Haus Marck
Der magische Hexenpfad
Hermannsweg von Hörstel nach Tecklenburg
Hermannsweg von Tecklenburg nach Bad Iburg
Teutoschleifchen Brochterbecker Landpartie
Die Talaue Haus Marck, die Freilichtbühne Tecklenburg, Omis Eingemachtes, der Hexenpfad und weitere Orte sind übrigens auch Teil der „Glücksorte im Münsterland“ aus meinem gleichnamigen Buch, erschienen im Droste-Verlag. Zu bestellen ist das Buch für 14,99 Euro gleich hier: https://amzn.to/2OfoTGo
Warum will ich das wandern? Weil dieser Weg wirklich viel Romantik und Sehenswertes bietet, weil er uns davon überzeugt, dass Tecklenburg mehr als einen Besuch wert ist und wir trotz allem immer nah an der Natur sind.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★ ★
Glücks-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 6,2 km lang
Höhenmeter: 111 m
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Parkplatz Münsterlandblick
2 thoughts on “Teutostadtschleife Tecklenburger Romantik”