Es zieht uns nach Georgsmarienhütte – zur höchsten Erhebung des Teutoburger Waldes auf niedersächsischem Gebiet. Und das ist mit 331 Metern der Dörenberg, der zum Stadtteil Oesede gehört. Hier befindet sich auch der Terra.track Kneipp to go, der eigentlich seinen Anfang im Herzen Bad Iburgs nimmt und von dort hinauf auf den Dörenberg führt. Wir jedoch starten unsere Tour direkt am Wanderparkplatz am Gasthaus Zum Dörenberg und verkürzen die Runde so von elf auf rund acht Kilometer. Knapp 200 Höhenmeter gilt es, zu bewältigen.
Vorbei am Heiligenhäuschen
Ein kurzer Zuweg führt uns vom Wanderparkplatz hinauf zum Rundwanderweg Kneipp to go. Dabei kommen wir bereits an dem kleinen Heiligenhäuschen vorbei, von dem aus sich schon ein schöner Blick hinab ins Tal und auf die unten liegende Gaststätte bietet. Die kleine Kapelle wurde von der Familie Hermann Bäumker gestiftet. Sie wurde 1998 restauriert. Im Bauwerk befindet sich eine aus Holz geschnitzte Marienfigur.
Wenig später treffen wir auf die roten Markierungen des Rundwanderweges Kneipp to go und müssen uns nun für eine Richtung entscheiden. Wir wählen den Uhrzeigersinn, da bei dieser Variante die Steigungen deutlich moderater daher kommen.
Kneipp ohne Kneipp
Dieses vorab: Durch die Kürzung des Weges in dieser Variante fehlt auch das Wassertretbecken am Einstieg der Tour in Bad Iburg – und damit auch der Kneipp-Bezug, den sonst manch einer möglicherweise im Laufe der Tour vermissen könnte…
Zunächst führt uns der Weg leicht bergab auf recht neuen, breiten und hell leuchtenden Schotterwegen und vorbei an vielen gerodeten Baumbeständen, die Sturmtief Friederike Anfang 2018 verwüstete. Hier laufen wir daher auch weitgehend ohne Schatten in der Sonne, der Rest des Weges ist aber auch im Hochsommer gut machbar, denn ansonsten erwartet uns viel Schatten.
Bei den Himalaya-Pflanzen
Dort, wo der Zuweg aus Bad Iburg auf unseren Rundwanderweg Kneipp to go trifft, machen wir eine scharfe Kurve nach rechts und treffen alsbald auf die L96, die Iburger Straße. Dicht bei ihr führt uns ein sehr schmaler Pfad durch die teils dichte Vegetation gut 400 Meter weit schnurgeradeaus. Danach halten wir uns links und überqueren – mit aller gebotenen Umsicht – die Landesstraße.
Auf der anderen Seite nimmt uns ebenfalls ein schöner, ruhiger Weg in Empfang und geleitete uns weiter parallel zur Straße, von der wir hier jedoch nicht viel merken. Der Wegesrand ist hier gekennzeichnet von einer ausgesprochen hohen Population des Drüsigen Springkrauts, das im Sommer lilafarben blüht und hier teils bis zu zwei Meter hoch wächst. Der Name dieser Pflanze geht auf ihren Fortpflanzungstrick zurück: Durch einen Schleudermechanismus, der schon durch Regentropfen ausgelöst werden kann, schleudern die Früchte ihre Samen bis zu sieben Meter weit weg. Ursprünglich stammt das Springkraut aus dem Himalaya.
Aufstieg auf den Dörenberg
Nach einem guten Kilometer endet unser Weg, der Track führt nach rechts und wir überqueren ein weiteres Mal die Iburger Straße. Ab jetzt beginnt der Aufstieg auf den Dörenberg. Dabei treffen wir zunächst auf eine kleine, schmucke Kapelle zu unserer Linken und biegen dann an einem Gedächtnisstein für den „Haumeister Hermann Wesseler“ nach links ab. Nach diesem Herrn ist hier sogar ein eigener Weg benannt, er muss ganz ordentlich „reingehauen“ haben… Bei einem Haumeister handelt es sich übrigens um einen Vorarbeiter der Waldarbeiter einer Revierförsterei.
Über breite Wege führt uns der Terra.track Kneipp to go nun unter anderem über den Grafensundern, die zweithöchste Erhebung im mittleren Teutoburger Wald. Der Berg gehörte seinerzeit den Iburger Fürstbischöfen und endet im Westen an der Straße Achter de Welt, wo wir früher bereits unterwegs gewesen sind…
Wir passieren den Fernmeldeturm auf dem Grafensundern und erreichen schließlich den Karlsplatz. Hier treffen sich gleich mehrere Wanderwege und wir passen auf, dass wir der richtigen Ausschilderung folgen, denn hier quert unseren Weg auch noch ein zweiter Terra.track. Wir folgen weiter der Ausschilderung Kneipp to go und passieren wenig später den nächsten Funkturm, dieses Mal militärischen Ursprungs.
Was wäre es schön!
Recht schnörkellos und nunmehr auch ohne weitere Steigungen verläuft unser Weg weiter und führt uns bis zum Hermannsturm. Und wenn es einen Ort gibt, an den ein Aussichtsturm gehört, dann ist es wahrlich genau hier. Denn von hoch oben könnte man den Blick in alle Richtungen schweifen lassen – über Bad Iburg bis nach Osnabrück, über den Teutoburger Wald bis ins Münsterland. Wenn man denn dürfte.
Leider dürfen wir nicht. Denn schon seit 2016 ist der Hermannsturm, der 1975 in schmuckloser Betonoptik erbaut wurde, ist gesperrt. Der Beton ist an vielen Stellen rissig, und zum Teil liegen die Eisenanker der Geländer offen und der Rost ist deutlich zu sehen. Natürlich soll es hier irgendwann wieder einen neuen Turm geben, aber die Mühlen malen offenkundig ausgesprochen langsam. Den ursprünglich erhofften Plan, zur Landesgartenschau hier einen neuen Aussichtsturm den zahlreichen Gästen präsentieren zu können, hat man jedenfalls fallen gelassen.
Gauß und aus
So bleibt uns nichts anderes übrig als hier und dort durch die Bäume zu linsen und so doch den einen oder anderen Blick in die umliegenden „Täler“ zu erhaschen. Und uns bleibt so etwas mehr Zeit, uns mit Herrn Gauß zu befassen. Denn eben jener Carl Friedrich Gauß führte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Vermessung des Königreichs Hannovers durch. Einer der wichtigsten Vermessungspunkte dabei war der Dörenberg. Daran erinnert hier heute noch eine Info-Tafel.
Ausgestattet mit diesem Wissen verlassen wir den Hermannsturm und hoffen, bei unserem nächsten Besuch hier wieder einen besseren Blick genießen zu können. Auf unserem Weg geht es nun ganz ordentlich bergab und wir sind froh, hier nicht hinaufgeschnauft zu sein. Dann hätten wir die tollen Ausblick auf Bad Iburg, die sich nun zu unserer Versöhnung hier immer wieder eröffnen, auch nur im Rücken gehabt und vermutlich gar nicht recht gewürdigt. So aber bleiben wir immer wieder staunend stehen und schauen auf das imposante Iburger Schloss hinab. In zwei lang gestreckten Serpentinen geht es hinab bis wir schließlich wieder den Zuweg und wenig später auch den Wander-Parkplatz am Gasthaus Zum Dörenberg erreichen.
Ohrwurm für diese Wanderung: Higher ground
Warum will ich das wandern? Allein schon, weil wir natürlich den höchsten Punkt des mittleren Teutos erklimmen wollen. Aber auch, weil sicher irgendwann hier wieder auch eine prächtige Aussicht geboten wird und weil wir außerdem auf den Spuren Gauß‘ wandeln. Möglicherweise empfiehlt es sich doch, den Schlenker von Bad Iburg ebenfalls zu gehen, denn dort wartet mit dem Naturerlebnispfad am Kolbach und dem Wassertretbecken noch etwas Wasser auf uns. Beim nächsten Mal bestimmt.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★
Romantik ★ ★
Gauß-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8 km lang
Höhenmeter: 200 m
Gehzeit: 2,5 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Wander-Parkplatz an der Gaststätte Zum Dörenberg
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