Nachdem wir am Tag zuvor den Waldlehrpfad Dammer Berge erkundet haben, wollen wir uns heute auf den Weg machen, das Gebiet jenseits der L846 in der näheren Umgebung zum Dammer Bergsee zu erkunden. Knapp neun Kilometer stehen auf dem Programm, die Höhenmeter sind kaum der Rede wert.
Auch auf der anderen Seite der Landesstraße wartet das Erholungsgebiet Dammer Berge mit einigen schönen Orten auf. Einen attraktiven, offiziellen Rundweg finden wir dafür nicht, bauen uns aber aus einem Outdooractive-Track und eigenen Erfahrungen einen eigenen, neuen Rundweg.
Zu den Nienhauser Talwiesen
Wir starten unseren Rundgang am Wanderparkplatz an der Landesstraße. Nur wenige Schritte und wir befinden uns mitten im Wald. Ein weicher Untergrund und ein gepflegter Baumbestand nehmen uns in Empfang und wecken die Wanderlust. Hier, in unmittelbarer Nähe zum beliebten Dammer Bergsee, treffen wir noch ein paar andere Wanderer. Abgesehen von einigen Mountainbikern bleibt das bis auf Weiteres die letzte Begegnung.
Der Weg verschlankt sich und lässt alsbald nur noch den Gänsemarsch zu. Wir bewegen uns auf die Nienhauser Talwiesen zu. Wir passieren einige abseits gelegene Bauernhöfe und Wiesen mit Heckrindern. Im Frühjahr blühen hier die Obstbäume der Streuwiesen, im Sommer die Blumenwiesen und bis in den Herbst lassen sich Zauneidechsen, Libellen und viele andere Tier beobachten. Ein echtes Natur-Idyll!
Weiter zur Dersaburg
Die Wegbeschaffenheit wechselt sich ab von schmalen Waldwegen über breitere Forstwege und inzwischen bewegen wir uns auf die Dersaburg zu. Diese mittelalterliche Ringwallanlage, die heute nur noch zu erahnen ist, liegt am Nordwestrand der Dammer Berge. Sie diente als Fliehburg im Falle von Angriffen. Insgesamt schützten drei Ringe und verschiedene Gräben die dorthin Geflüchteten. Wie genau die Dersaburg einst aussah, ist leider unbekannt, systematische Ausgrabungen hat es hier nie gegeben.
Wir gehen auf den kleinen Hügel, auf den sich einst die Bewohner der Dammer Berge flüchteten, wenn ein Angriff drohte. Eine Schautafel und eine weitere Infotafel an einem Findling informieren uns über die Geschichte der Stätte – so weit diese bekannt ist. Mit ein wenig Fantasie können wir uns gut vorstellen, wie die Menschen hier auf engem Raum zusammen hockten und ängstlich darauf warteten, dass die Gefahr vorüber zog.
Wir ziehen ebenfalls vorüber, passieren einige Forellenteiche und entdecken auf dem weiteren Weg hin und wieder Relikte aus Bergwerkszeiten. Diese hat sich die Natur jedoch inzwischen weitgehend zurückerobert.
Lost Place und alte Ziegelei
Das gilt auch für einen anderen Ort, an dem wir fast unbemerkt vorbeilaufen. Zur Rechten bemerken wir bald einen großen See, der unser Interesse weckt. Er liegt etwas abseits des Weges, doch wir wollen ihn uns näher ansehen. Eine kleine Insel mit einem Vogelhäuschen liegt in der Mitte des Sees. Ganz in der Nähe steht ein altes, verfallenes Ferienhäuschen. Wer Lost Places mag, sollte hier kurz vorbeischauen. Ein Ort, der jedem Blair Witch Project zur Ehre gereichen würde!
Unser Weg führt uns weiter zum nächsten Relikt aus vergangenen Zeiten, der alten Ziegelei Stölting. Obwohl die gut erhaltene Ziegelei aus dem Jahr 1875 heute nicht mehr in Betrieb ist, stellt sie die älteste funktionstüchtige Ziegelei Niedersachsens dar. 1964 musste sie wegen der Schäden durch den nahegelegenen Eisenerzbergbau stillgelegt werden. Seit 1983 steht sie unter Denkmalschutz. Besichtigungen sind nach vorheriger Terminabsprache möglich.
Relikte aus Bergwerkszeiten
Wir queren den Hof, zu der die Ziegelei gehört und setzen unseren Weg über eine Treppe fort. Wir bewegen uns jetzt schnurstracks in Richtung Dammer Bergsee. Zuvor passieren wir noch die Abraumhalde des ehemaligen Bergwerks.
Obwohl dieses schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb ist, tut sich Mutter Natur offenbar schwer damit, die künstliche Berge aus Abraum wieder zu erobern. Nur vereinzelt wachsen anspruchslose Gräser und Büsche auf dem Bergwerksschutt, ein einzelner Baum hat es hier geschafft.
Als Nächstes nimmt uns ein weiteres Ergebnis der Bergwerksjahre in Empfang: der Dammer Bergsee. Der See, der ursprünglich als Klärteich für den Eisenerzabbau angelegt wurde, ist heute ein wahres Naturparadies und steht unter Naturschutz. Um den See herum führt ein Naturlehrpfad, dem wir im weiteren Verlauf weitgehend folgen werden.
Am Dammer Bergsee
Seit 30 Jahren komme ich regelmäßig hierher und stelle mit zunehmender Sorge fest, dass der Dammer Bergsee immer weiter versandet. Die Ufer haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten um schätzungsweise zwanzig bis dreißig Meter zurückgezogen. Einige der Info-Tafeln des Naturlehrpfades sind inzwischen nur noch durch Röhricht und Gehölz zu sehen.
Wir versuchen, auf unserem Weg so nahe wie möglich am Ufer zu bleiben. Das Naturerlebnis ist ein völlig anderes als noch im ersten Teil der Wanderung. Statt dichter Wälder sehen wir nun lichten Röhricht, Weidenkätzchen und Birken, die hier prächtig gedeihen.
Pickerweg und Naturfenster
Nachdem wir ein Viertel des Sees umrundet haben, treffen wir auf den Pickerweg, die alte Handelsverbindung aus dem Mittelalter zwischen Bremen und Osnabrück. Hier wird der Weg nun breiter und deutlich belebter. Den Dammer Bergsee verlieren wir hier nun leider ein wenig aus dem Blick.
Dem entgegen wirkt ein „Naturfenster“, das wir wenig später passieren. Ein Holzrahmen, der den Blick auf die Aussicht auf den Dammer Bergsee lenkt. In direkter Nachbarschaft eine wie für Riesen gemachte Bank. Wäre es nicht reichlich frisch, ließe es sich hier prima picknicken!
Eine weitere Aussichtsplattform mit einem guten Blick auf den Dammer Bergsee und die kleine Insel erwartet uns wenig später. Auch hier stelle ich fest, dass sich der Bergsee weit zurückgezogen hat. Ich kann mich noch gut an Jahre erinnern, in denen man von der Aussichtsplattform direkt auf den See herunterblickte. Heute trennt eine langgezogene Böschung den Wanderer vom See.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Wanderparkplatz. Ein kleines Stück des Weges von wenigen hundert Metern wiederholt sich noch einmal, ehe wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung angelangt sind.
Ohrwurm für diese Wanderung: Yesterday
Warum will ich das wandern? Weil uns diese Rundtour zu allen schönen Orten diesseits der Landesstraße in den Dammer Bergen führt.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Rückblick-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8,8 km lang
Höhenmeter: 50 m
Gehzeit: 2,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wander-Parkplatz an der L846
2 thoughts on “Nienhauser Talwiesen, Dersaburg und Dammer Bergsee”