Wir wandern die Hermannsweg Etappe 2 von Hörstel nach Tecklenburg. Und so viel darf vorweg gesagt sein: Uns erwartet ein facettenreicher Weg, viel Abwechslung und eine Menge toller Erlebnisse. Diese Etappe des Hermannsweges überzeugt auf der ganzen Linie!
Start am Huckberg
Wir starten unsere Wanderung am Fuße des Huckbergs in Hörstel, nahe dem „Nassen Dreieck“. Das ist der Treffpunkt des Dortmund-Ems-Kanals mit dem Mittellandkanal. Hätten wir heute nicht schon eine Menge Programm – dort ließe es sich gut aushalten. Einfach am Wasser oder im Biergarten der Gastronomie direkt am Schifffahrts-Knotenpunkt sitzen und den Schiffen hinterher schauen… So entspannt kann das Leben sein! Aber wir haben knapp 20 Kilometer und 450 Höhenmeter auf dem Plan stehen. Trödeln ist heute leider nicht drin.
Wir parken zum Beispiel in der Straße Am Berge und finden dort direkt den Einstieg in den Hermannsweg. Alternativ können wir auch mit dem Zug anreisen. Dann müssen wir allerdings noch einen guten Extra-Kilometer vom Bahnhof Hörstel bis zum Einstieg in den Hermannsweg in Kauf nehmen. So oder so: Zunächst geht es rauf auf den Huckberg! Für Alpinisten übrigens mit 70 Höhenmetern maximal ein Huckhügelchen.
Mittellandkanal, Millionenbrücke und Schöne Aussicht
Doch die verschnörkelten Wege durch die alten und dicht wachsenden Bäume sind wirklich schön und stimmen prima auf unsere Wanderung auf dem Hermannsweg ein. Da stört es uns auch nicht, dass wir die gerade gewonnenen Höhenmeter nach etwas mehr als einem Kilometer wieder verlieren. Denn nun geht es wieder hinab zum Mittellandkanal. Ihn überqueren wir über die Millionenbrücke.
Hinter der Brücke nimmt uns der Teuto wieder huckepack und wir steigen auf zum Bergeshöveder Berg – gut 100 Höhenmeter machen wir auf kurzer Distanz. Nachdem wir insgesamt knapp vier Kilometer hinter uns haben, erreichen wir die „Schöne Aussicht“. Diese Aussichtskanzel trägt ihren Namen zu Recht. Vor uns liegt ein Weitblick ins Münsterland und vor allem auf dem kleinen Ortsteil Riesenbeck, der zu Hörstel gehört.
Schnurstracks Richtung Dörenther Klippen
Nach einem kurzen Zwischenstopp setzen wir unseren Weg auf der Hermannsweg Etappe 2 fort und nähern uns Ibbenbürener Gebiet. Über den Lager Berg und den Birgter Berg geht es für uns weiter auf zu beiden Seiten dicht begrünten schönen Waldwegen. An Sonn- und Feiertagen herrscht hier natürlich Hochbetrieb. Für Wanderer, die die Ruhe suchen, empfiehlt sich also, diese Tour eher an einem Wochentag in Angriff zu nehmen.
Der Hermannsweg leistet sich auf diesem Abschnitt keine großen Schlenker, sondern hat das nächste Etappenziel fest vor Augen: die Dörenther Klippen. Sie erreichen wir nachdem wir den kleinen Ehrenfriedhof passiert haben. Zur Linken haben wir schon immer wieder die Ausläufer der Dörenther Klippen wahrgenommen. Hin und wieder kann es nicht schaden, einen der zur Linken parallel verlaufenden schmaleren Pfade zu nehmen. Sie führen ebenso ans Ziel, sind aber oft noch etwas schöner als der etwas breitere Hermannsweg.
Am Hockenden Weib
Schließlich gelangen wir an den Dörenther Klippen an, bzw. an ihrer Hauptattraktion, dem Hockenden Weib. Um zu sehen, weshalb diese Felsformation den etwas eigentümlichen Namen trägt, müssen wir schon ein wenig klettern. Das ist hier aber auch erlaubt und so erklimmen wir die Klippen Richtung Münsterländischer Tiefebene. Und wenn wir dort stehen und den Ausblick ins weite Land genossen haben, drehen wir uns um – und siehe da! Der größte der Felsen ragt vor uns empor und mit etwas Fantasie können wir in ihm nun tatsächlich eine hockende Frau erkennen. Und wir wären nicht im Münsterland, gäbe es dazu nicht auch eine passende Legende…
Hier oben auf den Klippen fällt es, insbesondere bei Sonnenschein, sehr schwer, wieder Abschied zu nehmen. Denn ungestört strahlt die Sonne hier auf den Muschelkalk, der ihre Wärme dankbar aufsaugt. So bereitet er uns einen perfekten Platz für ein kleines Picknick. Wer dagegen ein kühles Getränk braucht, der wird in der Almhütte direkt nebenan fündig. Hier gibt es zudem auch noch eine recht neue Aussichtsplattform, die ebenfalls tolle Ausblicke ganz ohne Kraxelei ermöglicht.
Streuobstmuseum und Brochterbeck
Beschwingt von diesem Höhenerlebnis machen wir uns schließlich auf den weiteren Weg. Der Hermannsweg nimmt uns wieder bei der Hand und führt uns nun vorbei am Dreikaiserstuhl, wo die Profis mit Ausrüstung klettern. Auch kurz dahinter erwartet uns noch einmal ein Ausblick – dieses Mal in die entgegengesetzte Richtung. Wir sehen den Ibbenbürener Ortsteil Laggenbeck vor uns, dahinter liegt schon das Osnabrücker Land.
Dann geht es auf dem Hermannsweg wieder bergab und wir kommen an einer Obststreuwiese vorbei. Die ist ein echtes kleines Obstmuseum, angelegt von der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL). Hier wachsen besonders seltene Obstsorten. Eine kleine Bank am Wegesrand lädt uns ein, ihnen beim Wachsen zuzusehen. Oder wir richten den Blick in die andere Richtung, wo vor uns schon das kleine Örtchen Brochterbeck liegt.
Bocketal und Blücherfelsen
Zu ihm steigen wir nun hinab, queren seine Peripherie und die viel befahrene Straße Im Bocketal. Hier liegt übrigens auch das Ringhotel Teutoburger Wald. Wer nicht genug Wegzehrung dabei hat oder Lust auf ein Stückchen Kuchen hat, wird hier fündig. Das Café hat täglich geöffnet.
Etwas Stärkung kann auch gar nicht schaden, denn es geht wieder bergauf! Nach knapp einem Kilometer gabelt sich der Weg und wer nun einen kleinen Abstecher nicht scheut, folgt hier nach links der Teutoschleife Tecklenburger Bergpfad. Es ist nur ein kleiner Umweg von einigen hundert Metern, aber der Blücherfelsen ist diesen absolut wert. Ein verhältnismäßig kleiner Felsen, aber eine schöne Sonnenterrasse mitten im Wald! Kurz rasten, die Sonne genießen und einen Schluck Wasser trinken, denn das Gros der Höhenmeter ist geschafft.
Vorbei an Waldkapelle, Blumenwiesen und Trockenmauern
Danach geht es über eine kleine Schleife mittels der Teutoschleife Tecklenburger Bergpfad wieder zurück zum Hermannsweg. Auf ihm treffen wir als Nächstes die kleine Brochterbecker Waldkapelle. Wunderschön und idyllisch mitten im Wald gelegen. Eintreten ausgesprochen erwünscht!
Der Hermannsweg hat uns wieder und führt uns nun schnurstracks nach Tecklenburg. Keine Schnörkel, keine Extratouren, hier geht es immer geradeaus. Und obwohl die Wege inzwischen breiter sind, bleiben sie schön und reizvoll. Wir passieren alte Trockenmauern, eine friedlich grasende Schafherde, eine Blumenweise und erreichen schließlich Tecklenburg.
Dort nimmt uns der Bismarckturm in Empfang. Er kann übrigens begangen werden, den Schlüssel können interessierte Wanderer im benachbarten Hotel Bismarckhöhe bekommen. Von hier gibt es einen ebenso schönen Ausblick zu genießen wie vom Parkplatz „Münsterlandblick“, den wir wenig später passieren.
Abschluss in Tecklenburg
Danach führt uns der Hermannsweg noch hinein nach Tecklenburg. Und was gäbe es hier nicht noch alles zu sehen! Die vielen kleinen Läden, der schöne Marktplatz, die Fachwerkhäuser! Und natürlich die Ruine der Burg Tecklenburg, in der heute die Freilichtbühne beheimatet ist. Oder das Otto-Modersohn-Museum, das Puppenmuseum oder das Wasserschloss Haus Marck! Es nützt nichts, wir müssen noch mal wieder kommen nach Tecklenburg. Glücklicherweise bieten uns der Tecklenburger Hexenpfad und der Hermannsweg Etappe 3 dafür noch reichlich Gelegenheit.
Ohrwurm für diese Wanderung: Good vibrations
Warum will ich das wandern? Weil der Hermannsweg Kult ist und die Etappe 2 für jeden Geschmack etwas bietet! Am besten an einem richtig schönen Sommertag im Mai, wenn alles blüht und grünt.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★ ★
Sonnen-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, 19,4 km lang
Höhenmeter: 456 m
Gehzeit: 6 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Bahnhof Hörstel / Parkplatz Am Berge
Der letzte Tag war klasse, ein Sommertag im Mai….hi hi, für mich fängt der Sommer deutlich später an.
Aber ganz ehrlich, ich bin geflasht und muss jetzt unbedingt den Weg vom Hermann gehen. Vielen Dank für´s verführen
LG Elke
Hallo Elke! Freut mich, dass ich dich für den alten Hermann begeistern konnte 😀 Insbesondere diese Etappe lohnt sich auf jeden Fall und auch die dritte, die ich in Kürze nochmal aufschreiben werde, ist ebenfalls nicht arm an Highlights 🙂
Vielleicht habe ich zum Mai eine etwas eigene Wahrnehmung. Da gehe ich meist mit Freunden eine Woche wandern und in den letzten Jahren hatten wir dabei immer um die 25 Grad und blauen Himmel – an Rhein, Mosel und im Hunsrück. Perfekter Wandersommer also! 🙂
LG
Ingmar
Ein toller und informativer Bericht! Wenn mann/frau da nicht Lust bekommt zu wandern… dann weiß ich es auch nicht!!! 🙂 Danke, liebe Grüße! Nina