Es ist die reinste Glücksorte-Wanderung, auf die wir uns mit diesem Tourentipp auf dem X 18 von Ibbenbüren nach Tecklenburg begeben. Wir starten fast an einem der 80 Glücksorte im Münsterland aus meinem gleichnamigen Buch, begegnen unterwegs gleich mehreren weiteren und enden auch noch an einem. Und das auf rund 14 Kilometern Länge bei rund 250 Höhenmetern.
An der Hand nimmt uns dabei der Wanderweg X 18 des Westfälischen Heimatbundes, der durch wunderschöne Abschnitte im Tecklenburger Land führt. Er ist insgesamt 114 Kilometer lang. In der Natur ist der Weg mittlerweile mit dem bekannten X und an notwendigen Stellen mit der Ziffer 18 markiert. Darauf können wir uns auch die meiste Zeit verlassen.
Start auf dem X 18 am Heimathaus
Wir starten am Heimathaus Ibbenbüren im Kreis Steinfurt auf dem Gelände des Freizeithofes Bögel-Windmeyer, Ledder Straße, am östlichen Stadtrand. Parkplätze gibt es genügend. Das Heimathaus wurde aus drei alten Gebäuden mit original Ziegeln, Balken und Dachpfannen erbaut.
Seit 1997 präsentiert der Verein zur Heimat- und Brauchtumspflege im Heimathaus Holzschuhmachermaschinen aus dem Jahr 1946, Geräte zur Flachsverarbeitung, eine Wagenmacherei, eine Schlepperausstellung der Jahre 1949 bis 1966 und weitere landwirtschaftliche Geräte.
Aasee und Ibbenbürener Aa
Weiter geht es mit dem X 18 zum ersten Glücksort, dem Aasee. Der in meinem Buch beschrieben Ort ist genauer noch der Beach am Aasee, der im Sommer die wohl schönste Chillout-Area des Tecklenburger Landes ist. Auf einer Fläche von 15 Hektar wird hier am Aasee gesegelt, geangelt oder mit dem Tretboot das Weite gesucht. Wir gehen nur ein recht kurzes Stück am See entlang und biegen dann nach links ab.
Wir erreichen die Straße Ostring, biegen nach links ab, queren die Straße wenig später und gehen dann entlang der Ibbenbürener Aa bis wir die Straße Langenpool erreichen. Ihr folgen wir geradeaus weiter. An der nächsten Kreuzung biegen wir links ab in die Holthauser Straße, queren den Tecklenburger Damm und erreichen die Lengericher Straße.
Durchs Bocketal zum Blücherfelsen
Hier gehen wir ein kleines Stück nach rechts und biegen dann auf den Hof der Stärkefabrik Kroener ein, den wir überqueren. Wenig später ist die Straße Im Bocketal erreicht und wir folgen ihr ein kurzes Stück nach rechts. Dann weist das X nach links, wir queren die Straße und steigen nun steil hinauf auf dem Kamm des Teutoburger Waldes.
Über wurzelige, schmale Pfade erreichen wir den Blücherfelsen. Der Felsen ist übrigens nach dem preußischen Generalfeldmarschall Blücher, bekannt als “Marschall Vorwärts”, benannt, der ab 1803 Militärgouverneur in Westfalen war . Ob er wirklich, wie man sich erzählt, hier oben gesessen und die Aussicht genossen hat? Wir jedenfalls tun genau das. Denn der Felsen ist eine echte Sonnenterrasse, bestens geeignet, um sich hier ein wenig die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und die Aussicht zu genießen. Danach geht’s zum Rendezvous mit Hermann.
Glücksort mit Kerzenschein
Denn ein kleines Stück begleiten wir nun den berühmten Kammweg des Teutos. Schon nach wenigen Schritten erreichen wir die kleine Brochterbecker Waldkapelle, den nächsten Glücksort! Gebaut wurde die Kapelle „Maria Wegweiserin“ von der Brochterbecker katholischen Jugend in den Jahren 1934/35 auf dem Grund der Familie Stallmeier. Geweiht wurde sie am 18. August 1935 an Mariä Himmelfahrt.
Zu Hochzeiten kamen ganze Busse mit Gläubigen vorgefahren, Mai-Andachten wurden hier abgehalten. Dieser katholische Tourismus hat nachgelassen, aber der Zauber der kleinen Kapelle ist noch heute sehr präsent. Wer auch immer an der Kapelle vorbei geht, wird auch einkehren und möglicherweise auch eine Kerze entzünden. Halterungen für 50 Teelichter gibt es hier, fast immer ist die Mehrheit in Benutzung. Mehr als 6000 solcher Teelichter werden hier jedes Jahr entzündet…
Auf dem Waldlehrpfad
Ganz gleich, ob wir es den vielen Gläubigen gleichtun oder nicht – uns nimmt anschließend wieder der X18 bei der Hand, begleitet übrigens vom Tecklenburger Bergpfad. Und den wiederum kennen wir doch noch gut aus den „Wanderungen für die Seele„!. Unser Weg jedenfalls führt uns bis hin zum Tecklenburger Waldlehrpfad. Der Waldlehrpfad ist in vielerlei Hinsicht die bessere Alternative zum – auf diesem Teilstück – recht breit angelegten und nur wenig entfernt verlaufenden Hermannsweg.
Statt „Wanderautobahnen“ erwarten uns schmale Pfade, deren weiteren Verlauf wir meist nur auf wenige Meter erahnen können – toll! Außerdem erfahren wir an Info-Tafeln eine Menge über den Lebensraum Wald und die uns umgebenden Bäume. Die wiederum sind oft nicht typisch für die Region und eigens für den Waldlehrpfad angepflanzt worden – ein kleiner botanischer Garten am Wegesrand sozusagen.
Als wäre das nicht schon genug, hat sich das Projektbüro Teutoschleifen noch eine weitere Besonderheit ausgedacht. Auf halber Strecke nach Tecklenburg macht uns eine „goldene Treppe“ staunen. 130 Stufen mit einem goldenen Streifen in der Mitte führen nach rechts in die Höhe. Wollte man zurück zum Hermannsweg – edler könnte man nicht zu ihm aufsteigen. Wir aber wollen nicht. Obwohl auch er ein Glücksort ist…
Auf dem X 18 durch Sundern und Kurpark
An einigen recht einsam gelegenen Häusern biegen wir nach links ab und hinter den Fachwerkhäusern zur Linken geht es gleich wieder links über die Wiese und im Zickzack durch den Wald hinunter zur Straße Holthausen, die wir überqueren. Wir gehen über eine imposante Hofstelle und halten uns nach dem Teich rechts. Wir gehen über einen wenig genutzten Trampelpfad und halten uns links. Dann erreichen wir wieder einen Hauptwanderweg und gehen nach links. Wir schlagen nun noch einen nördlichen Bogen durch das hübsche Waldgebiet Sundern. Wer an dieser Stelle etwas abkürzen möchte, geht gleich rechts und folgt dem A5 in Richtung Tecklenburg.
Nach dem Abstecher durch den Sundern gelangt der X 18 an eine Wege- und Straßenkreuzung unweit des Freibads und dort nehmen wir den abwärts in den Kurpark führenden Weg. Den Kurpark durchqueren wir nun und freuen uns an seiner etwas in die Jahre gekommenen Schönheit. Begleitet werden wir hier nun übrigens von dem Teutoschleifchen „Modersohns Spuren“, das ebenfalls wärmstens empfohlen sei. Wer nun zügig eine Stärkung möchte, der geht am Ende der Parkdurchquerung die (zahlreichen) Stufen hoch zum Kirchpfad, der uns über einen hübschen kleinen Weg zur evangelischen Stadtkirche Tecklenburgs führt. An ihr angekommen, halten wir uns rechts und sind nun schon mitten in Downtown Tecklenburg.
Schlemmen in Tecklenburg
Jetzt haben wir uns eine Stärkung redlich verdient. Dazu empfiehlt der Wandervogel allerwärmstens, einmal durch das Torhaus Legge zu spazieren und dann die Augen links zu halten. Denn dort gibt es dann neben einer wirklich köstlichen Bio-Currywurst auch verschiedene leckere Pommes-Spezialitäten in der Kostbar. Und wer danach noch Lust auf eine süße Nachspeise verspürt, der ist natürlich im legendären Café Rabbel am Marktplatz, das über eine eigene Confiserie verfügt, bestens aufgehoben! Einem weiteren Glücksort, dem wunderbar nostalgischen Lädchen „Omis Eingemachtes“ sollten wir nun unbedingt noch einen Besuch abstatten, ehe wir uns zurück nach Ibbenbüren begeben. Das geht mit dem ÖPNV oder (sehr viel einfacher) mit einem zweiten PKW. Oder ganz sportlich: Zu Fuß auf dem Hermannsweg…
Warum will ich das wandern? Weil uns der X 18 zeigt, dass es immer mehreren Möglichkeiten gibt, um von A nach B zu gelangen und die bekannteste nicht immer zwangsläufig auch die schönste ist. Denn dieser Weg ist mindestens eine schöne und wesentlich ruhigere Alternative zum Hermannsweg. Abwechslungsreich ist die Strecke obendrein und bis heute ein echter Geheimtipp.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Glücksorte-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, 14,3 km lang
Höhenmeter: 227 m
Gehzeit: 4 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Heimathaus Ibbenbüren (Fürs Navi: Ledder Str. 110, 49477 Ibbenbüren)
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