Die beiden Fernwanderwege Mühlensteig und Wittekindsweg lassen sich im Kreis Minden-Lübbecke am Hang des Wiehengebirges trefflich miteinander zu schönen Rundwanderwegen kombinieren. Mit dieser Tour erkunden wir die Wiehengebirgslandschaft oberhalb des Ortes Oberbauerschaft. Etwa 13,5 Kilometer und rund 200 Höhenmeter stehen dabei auf dem Programm.
Wir starten unsere Tour auf dem Wanderparkplatz an der Berliner Straße. Der ist so großzügig bemessen, dass wir hier immer einen freien Stellplatz vorfinden sollten. Wir orientieren uns bergauf und gelangen flugs an die Wittekindbrücke, mit der wir die Berliner Straße überqueren. Auf der anderen Seite halten wir uns links und nehmen die nächste Abzweigung bergauf gehend nach rechts.
Zum Wittekindsweg
Hier machen wir sogleich einige nicht unanstrengende Höhenmeter durch den Fichtenwald. Wir erreichen eine T-Kreuzung, an der wir uns rechts halten. Diesem Weg folgen wir bis zur nächsten T-Kreuzung, an der wir auf den rotweiß markierten Wittekindsweg treffen. Ihn werden wir nun fast sechs Kilometer begleiten. Dazu biegen wir hier nach links ab.
Rund 1,5 Kilometer wandern wir nun ohne nennenswerte Steigungen über den Kamm des Wiehengebirges. Die Wälder hier sind inzwischen leider durch den Borkenkäfer und Stürme arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Kleiner Trost: Die oftmals kahlen Hänge geben nicht selten einen Weitblick über die Ebene frei und wir schauen über Oberbauerschaft und Bünde bis weit zum Teutoburger Wald im Westen.
An der Freilichtbühne Kahle Wart
Dann folgt ein kleiner, aber recht steiler Anstieg und wir erreichen mit 290 Metern den höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung. Wir folgen weiter dem Wittekindsweg bergab gehend und erreichen mit ihm schließlich die hübsche und malerisch am Hang gelegene Freilichtbühne Kahle Wart.
Die Freilichtbühne wurde am 6. Juni 1948 vom Heimatverein Oberbauerschaft e. V. im Rahmen einer Aufführung eingeweiht. Auf der Freilichtbühne werden Theaterstücke in hochdeutscher Sprache und in plattdeutscher Mundart aufgeführt. Im Rahmenprogramm gibt es Volksmusik und Volkstanz in ostwestfälischer Leineweber-Tracht. Die Spielsaison dauert von Juni bis August. Die Bühnengebäude bestehen aus Fachwerkhäusern, die Torbogeninschriften aus früheren Jahrhunderten tragen.
Wir gehen praktisch über die Bühne und gelangen über eine Treppe auf einen kleinen Weg, der uns hinab zur Kahle-Wart-Straße führt. Wir überqueren sie und folgen auch auf der anderen Straßenseite wieder dem Wittekindsweg in den Wald. Rund zwei Kilometer wandern wir nun weitgehend eben auf dem breiten Kammweg durch den Wald.
Abschied vom Wittekindsweg
Dann kommen wir an eine Lichtung, an der wir jetzt Abschied nehmen vom Wittekindsweg. Oberhalb der Wiese an der Lichtung steht auch eine Bank, auf der wir noch eine kurze Rast einlegen können. Dann folgen wir dem Weg nach links hangabwärts. Er beschreibt eine große Serpentine und in der Kehre gehen wir auf eine große Hütte zu. Ihr gegenüber sehen wir eine steil aufragende Felswand. Zumindest als solche ist sie auf den Karten eingezeichnet. Bei näherer Betrachtung könnte man sich aber durchaus einreden, Bearbeitungsspuren an den Felsen zu erkennen und mit etwas Fantasie entsteht vor unserem geistigen Auge an dieser Stelle eine mächtige Befestigungsanlage…
Wir umrunden die Hütte, die auf einer Anhöhe thront, und erreichen schließlich offenes Gelände und gehen auf ein Gehöft zu. Hier biegen wir links ab und folgen dem Weg am Hang entlang. Wir gehen nun geradeaus weiter und haben immer wieder schöne Weitblick über die vor uns liegenden Felder und die Ortschaft.
Vorbei an der Rossmühle
Dann gesellt sich von oben kommend der Mühlensteig zu uns. Folgten wir seinem Ruf, geleitete er uns nach wenigen Metern schon weiter abwärts zur Rossmühle Oberbauerschaft von 1797. Sie ist ein achteckiger Fachwerkbau von über 40 Metern Umfang, bedeckt von einem runden Reetdach. Innen finden sich Göpelwerk für sechs Pferde und ein Kammrad von 32 Metern Umfang. In zwei Seitenflügeln sind Bokemühle und Schrotmühle untergebracht.
Sie ist das bedeutendste Bauwerk dieser Art in ganz Westfalen. Wessen Herz für derlei Bauten schlägt, nimmt den Abstecher in Kauf. Wer mit diesem Wissen schon ausreichend versorgt ist, kann einfach geradeaus weiter gehen, denn der Mühlensteig kommt weniger Schritte weiter schon wieder den Hang hochgeschnauft.
Ruhestätte des Lehmbaupastors
Wir laufen weiter mit großzügigem Freiblick auf die ostwestfälische Ebene und bemerken dann zu unserer Linken etwas höher am Hang ein kleines Gebäude. Es ist eine Kapelle und unter anderem die letzte Ruhestätte des „Lehmbaupastors“ Gustav von Bodelschwingh, der hier 1944 beigesetzt wurde. Er hatte zuvor unter anderem in unmittelbarer Nähe ein Lehmhaus errichtet; es diente als Musterhaus für eine günstige Bauweise – insbesondere für Familien mit niedrigem Einkommen.
Wir setzen unseren Weg am Hang fort und gelangen an genau dieses Gebäude. In den Jahren 1962 bis 2001 befand sich darin die diakonische Behindertenhilfe „Bergheimat“ e.V.; nach einem Wechsel der Trägerschaft zur Diakonie nach Lübbecke wurde das Gebäude verkauft und wird fortan als Seminar- und Gästehaus genutzt.
Mit dem Mühlensteig zurück
Wir folgen nun weiter der Ausschilderung des Mühlensteigs, einem weißen Kreis auf schwarzem Grund und erreichen mit ihr die Kahle-Wart-Straße. Dieser folgen wir ein kleines Stück bergauf nach links und biegen sogleich in die nächste Gelegenheit nach rechts ab. Ein Stück gehen wir entlang eines Feldes, dann gabelt sich der Weg und wir folgen weiter dem Mühlensteig, der uns nach links in den Wald führt, bzw. zu dem, was von ihm übrig. Das ist leider nicht viel.
Schließlich orientiert sich der Mühlensteig an einer Gabelung links, wir folgen ihm leicht bergauf und müssen dann – zurück im Wald – noch ein letztes Mal einige Höhenmeter bewältigen, ehe wir wieder an der Stelle ankommen, an der wir anfangs hochgekommen und uns rechts gehalten hatten. Hier treten wir nun den Weg abwärts an, passieren noch einmal die Wittekindbrücke und sind dann wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung angekommen.
Warum will ich das wandern? Keine Tour der ganz großen Ahhs und Ohhs, aber dennoch eine schöne Runde, die mit einigen Besonderheiten aufwarten kann. Durch den umfangreichen Kahlschlag schon fast eine Panoramatour zu nennen.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Wittekind-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, ca. 13,4 km lang
Höhenmeter: 212 m
Gehzeit: 2,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht-mittel
Start: Wanderparkplatz an der B239 (fürs Navi: Am Strubberg, 32609 Lübbecke)