Eigentlich böten sich die Dammer Berge für ein ausgedehntes, elaboriertes Wanderwegenetz an. Mit dem sagenumwobenen Mordkuhlenberg, der Dersaburg aus sächsischer Zeit, dem Dammer Bergsee, den Bergbaurelikten und dem idyllischen Bexaddetal hat die Region rund um die Dammer Schweiz eine Menge zu bieten. Da die Dammer Berge im Umkreis von fast 50 Kilometern die einzige nennenswerte Erhebung sind, böte sich hier ein solches Wanderwegenetz ganz besonders an.
So viel zum Konjunktiv. Tatsächlich finden wir in den Dammer Bergen aber leider gerade mal den kaum markierten (wenngleich wunderschönen) Waldlehrpfad Dammer Berge vor und ein sehr in die Jahre gekommenes Wegenetz, das zudem kaum eine Vermarktung erfahrt und zugleich offensichtlich auch nicht besonders liebevoll gewartet wird. Doch halt! Es gibt ein Wegenetz von insgesamt elf Routen. Diese entstanden in der Hochzeit des Nordic Walkings und sind auch dieser Sportart gewidmet: die Nordic Walking Strecken.
Bergroute ohne Berge
Wir unternehmen den Versuch und probieren aus, ob diese Touren vielleicht auch für Wanderer geeignet sind. Unsere Wahl fällt auf die knapp neun Kilometer lange Route Nr. 9, die den Namen „Bergroute“ trägt. Bei gerade mal 76 Höhenmetern kann man sich zwar fragen, wie dieser Name zustande kam, aber wer weiß – vielleicht hat er ja seine Berechtigung trotz alledem?!
Ich möchte das Ergebnis vorweg nehmen und diese Strecke hier auch gar nicht im Detail besprechen: Der Titel Bergroute ist vollkommen irreführend und scheint sich einzig aus der Tatsache zu speisen, dass es hin und wieder ein wenig bergauf und bergab geht. Wer schöne Weitblicke oder gar ein Panorama erwartet, wird hier enttäuscht werden. Dazu müsste diese Route mindestens zum Mordkuhlenberg und dem dortigen Aussichtsturm führen, von dem wir tatsächlich einen großartigen Rundumblick haben. Doch von ihm ist sie weit entfernt.
Meditative Streckenführung
Gut die Hälfte der Strecke der Nordic Walking Route Nr. 9 setzt sich aus breiten und rege genutzten forstwirtschaftlichen Wegen zusammen. Diese sind allerdings samt und sonders nicht asphaltiert und somit zumindest was den Untergrund angeht, einigermaßen naturnah. Die zweite Hälfte bilden schmalere und wirklich naturnahe Pfade, allesamt durch den lauschigen und sehr ruhigen Wald führend, in dem kaum andere Spaziergänger oder Wanderer unterwegs sind. Kurze Abschnitte führen entlang von Feldern und am Waldrand.
Wer nun also die Ruhe und Abgeschiedenheit tiefer Wälder liebt, ist hier tatsächlich sehr gut bedient. Abschalten lässt es sich auf der größtenteils ausreichend markierten Strecke gut. Nicht zuletzt, weil sie sich auch vorrangig aus längeren Geraden zusammen setzt, bei denen wir uns nicht allzu sehr auf die Ausschilderung konzentrieren müssen. Meditativ geht es also durchaus zu.
Nordic Walking vs. Wandern
Doch: Wer die Abwechslung sucht, wer breite Forstwege unspannend findet und wer zumindest hin und wieder am Wegesrand auch noch etwas Interessantes entdecken möchte, der wird auf der Nordic Walking Route Nr. 9 enttäuscht. Points of Interest am Wegesrand: 0.
Wahrscheinlich macht auch das den Unterschied zwischen einem Wanderweg und einer sportlicher geprägten Nordic Walking Route aus: Während sich der Wanderer Zeit für seine Umgebung nimmt, ist der gemeine Nordic Walker an den sportlichen Aspekten orientiert und möchte seine Fitness verbessern. Was da am Wegesrand liegt, ist weniger wichtig, so lange die Strecke ruhig und naturnah ist.
Das Ergebnis des Experiments ist also ambivalent: Einerseits haben wir zwar eine schöne, waldreiche und naturnahe Strecke, aber andererseits sonst auch nichts. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm das schon ausreicht oder eben doch eine Spur zu wenig ist…
Warum will ich das wandern? Für eine zweistündige Wander-Meditation und ein stilles Walderlebnis zu empfehlen, wer mehr sucht, wählt wohl besser den Waldlehrpfad oder die (nicht markierte) Runde durch die Nienhauser Talwiesen und zum Bergsee.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★
Romantik ★ ★
Meditations-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8,8 km lang
Höhenmeter: 76 m
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wanderparkplatz Grapperhauser Mark
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