Rund 9,5 Kilometer lang ist die Rundwanderung, die uns heute in Rödinghausen erwartet. Sie führt uns zunächst am Hang des Wiehengebirges entlang, vorbei an mehreren Quellen und schließlich auf den Kamm zum Wittekindsweg und bis zum Nonnenstein. Etwas mehr als 200 Höhenmeter erwarten uns dabei. Diese kommen recht kompakt, ein Anstieg ist nicht ganz ohne. Dies ist eine der eher selteneren Touren auf meinem Blog, die nicht einem durchgängig markierten Weg folgen. Trotzdem sollte die Wegfindung nicht allzu schwerfallen.
Wir starten an dem kleinen Wanderparkplatz an der Wiehenstraße in Rödinghausen. Auf einer Infotafel des Natur- und Geoparks TERRA.vita können wir uns über die verschiedenen lokalen Wanderwege informieren. Sie alle treffen wir auf unserer Tour heute auch noch.
Gemütlicher Einstieg
Wir steigen in den Bergweg ein, der rechts der Tafel in Richtung Höhenzug und uns sogleich in den Wald führt. Schon nach wenigen Metern bemerken wir links und rechts kleinere Bäche. Davon gibt es auf dieser Tour noch viel mehr im weiteren Verlauf des Weges.
An der nächsten Kreuzung halten wir uns links und erreichen wenig später eine Gabelung. Hier folgen wir dem aufwärts strebenden Weg „Am langen Siek“, der irritierenderweise sogar an dieser Stelle über ein Straßenschild verfügt. Es geht leicht bergauf, wir treffen auf eine T-Kreuzung, an der wir rechts abbiegen und der Ausschilderung A1 folgen.
Auf dem Quellweg
Wir befinden uns nun auf dem sog. Quellweg – und der trägt seinen Namen durchaus zu Recht. Insgesamt sechs Quellen entspringen links und rechts des nächsten Kilometers unserer Wanderung. Praktisch alle jedoch als etwas unspektakuläre Sickerquelle. Wir nehmen vor allem die vielen kleinen Bäche links und rechts des Weges wahr.
Eine andere Art der Quelle ist hier aber auch überliefert. Der Nonnensteiner Sprudel ist auch heute noch vielen Rödinghausern ein Begriff. Unterhalb des Weges liegt eine kleine Quelle. In dem besonders kalten Winter 1928 bemerkten Anwohner, dass das Wasser der Quelle nicht einfror. Eine anschließende Untersuchung bestätigte beste Tafelwasserqualität mit einem hohen Anteil an Kohlensäure. 1929/30 lief die Sprudelproduktion in einer Fabrik an, 1935 jedoch wurde sie schon wieder eingestellt. Etwas oberhalb des Weges sind noch einige alte Quellfassungen zu sehen. Hier war der frühere Standort der „Sprudelquelle“. Die Ader versiegte und kam einige Meter unterhalb des Weges wieder zum Vorschein.
Aufstieg mit Wittekind
Wir jedenfalls folgen dem Quellweg, der uns fast eben und in kleinen Serpentinen den Hang entlang führt weiter. Dann biegt nach rechts die Straße Auf dem Hafk ab, wir jedoch gehen weiter geradeaus. Wir erreichen den Waldrand und gehen nun über ein Feld weiter.
Unser Weg macht eine Kehre nach links und dann müssen wir gut aufpassen, um die nächste Abzweigung nach links nicht zu verpassen. Hier treffen wir auf den rot-weiß markierten Wittekindsweg und gehen mit ihm gemeinsam auf den Kamm des Wiehengebirges. Dieser Anstieg zieht sich etwas und hat es auch einigermaßen in sich. Auf rund 500 Metern bewältigen etwa 100 Höhenmeter.
Zu „Jules Hütte“
Dann gabelt sich der Weg und der Wittekindsweg führt rechts weiter. Aufgrund von Forstarbeiten war er bei unserem Besuch in diesem Abschnitt arg in Mitleidenschaft gezogen, weshalb es sich empfiehlt, hier stattdessen einfach geradeaus dem Kammweg weiter zu folgen. Auf ihm gehend erreichen wir wenig später „Jules Hütte“ auf einer Höhe von 199 m. ü.N.N..
Hier ist der Wittekindsweg dann auch schon wieder bei uns und ab hier folgen wir der zuverlässigen rot-weißen Ausschilderung auch weiter über den Kamm bis wir schließlich nach weiteren rund zwei Kilometern das Bismarckdenkmal und den Aussichtsturm Nonnenstein erreichen.
Am Bismarckdenkmal
Gleich neben dem Aussichtsturm „Nonnenstein“ auf dem Kammweg des Wiehengebirges steht das Bismarck-Denkmal. Bereits im Jahr 1875 stand ein anderes Denkmal an derselben Stelle. Dieses Bismarck-Denkmal ist genau genommen ein Bismarck-Stein und wurde im Jahr 1911 vom Turnverein Bünde und Einwohnern der inzwischen selbstständigen Gemeinde des Amtes Rödinghausen in der heutigen Form wieder aufgebaut. Ein Archivfoto von 1915 zeigt, dass der Gebirgskamm vor 100 Jahren völlig kahl war. Wegen des akuten Borkenkäferbefalls steht zu befürchten, dass es hier bald wieder genauso aussehen wird…
Auf den Bismarcktürmen, die zu jener Zeit in allen Teilen der Republik wie Pilze aus dem Boden schossen, wurde übrigens immer zum 1. April jeden Jahres, am Geburtstag Bismarcks, ein Freudenfeuer abgebrannt. So auch auf dem Bismarckdenkmal zu Rödinghausen.
Auf dem Nonnenstein
Direkt daneben wartet der Aussichtsturm darauf, von uns erklommen zu werden. Errichtet wurde das Bauwerk 1897 als neun Meter hoher „Kaiser-Wilhelm-Turm“, der einen zuvor vorhandenen hölzernen Turm ersetzte. 1968 wurde der Turm aufgrund des höher gewachsenen Baumbestandes auf die derzeitige Höhe von 14 Metern aufgestockt. 2014 wurde er umfangreich saniert. Über eine Stahltreppe gelangen wir über 70 Stufen zur Aussichtsplattform, von der wir bei gutem Wetter und klarer Sicht bis zum Hermannsdenkmal in Lippe blicken können.
Müssen wir nur noch klären, warum dieser Ort den klangvollen Namen „Nonnenstein“ trägt. Neben zwei Sagen, die auf einer Infotafel neben dem Turm nachzulesen sind, steht dort auch zu lesen: „Der Name Nonnenstein geht wahrscheinlich zurück auf die Abgabepflichtigkeit der Rödinghauser der Fürstabtei Herford gegenüber, die zwar kein Nonnenkloster, aber ein Frauenkonvent war.“ Und so genau nahmen es die Ostwestfalen mit den Begrifflichkeiten seinerzeit eben einfach nicht…
Relikte des Urmeers
Wir jedenfalls folgen nun noch etwas weiter dem Wittekindsweg über den Kamm. Wegen der abgeholzten Hänge haben wir wenig später auch einen weiteren schönen Blick über Rödinghausen, das zu unserer Linken im Tal liegt. Und dann wartet auch schon das nächste Highlight am Wegesrand auf uns.
Denn dann gelangen wir an die Schichtsteilwand aus Sandstein. Dabei handelt es sich um aus dem Erdboden aufgefaltete Gesteinsschichten, die durch Ablagerungen im Urmeer vor rund 165 Millionen Jahren entstanden sind. Aus diesem Grund kann man auch heute noch Fossilien wie Ammoniten, Muscheln oder Seeigel finden.
Ein Schrank im Hang
Wir untersuchen die Gesteinsschichten mit Adleraugen und mit etwas Glück entdecken wir darin versteinerte Urmeerbewohner. Doch auch falls nicht schicken wir uns anschließend an, wieder dem Wittekindsweg zu folgen. Das tun wir bis zu dem kleinen Wetterpilz mit Picknickplatz. An ihm biegen wir nach links ab und folgen hier der Ausschilderung A2. Vom Wittekindsweg verabschieden wir uns für heute.
Es geht recht steil bergab und wir treffen auf die Straße In der Gehle, der wir nach links bergab gehend folgen. Hier entdecken wir zu unserer Linken eine Art Schrank im Hang. Wer ihn öffnet, erhält einen Einblick in die verschiedenen Schichten des Wiehengebirges, an denen sich die Erdgeschichte ablesen lässt. Auch hier finden wir zwei Infotafeln vor, die uns erklären, was wir sehen.
Mit Bachbegleitung zurück
Wir setzen unseren Weg bergab fort und beigen schließlich zusammen mit dem Sachsenweg nach links ab. Am Hang entlang gehend haben wir schöne Ausblicke über Rödinghausen und sehen in der Ferne auch die Hänge des Teutoburger Waldes. Wir passieren eine Wassergewinnungsanlage und biegen dann an der nächsten Gabelung nach rechts und abermals bergab gehend ab.
Wir überqueren die Straße Schlinkenweg und gehen über grasbewachsene Wege und schließlich entlang eines Feldes weiter. Abermals entspringt zu unserer rechten ein kleiner Bach, den wir nun begleiten. Wir treffen auf die Straße Am Holtäcker, biegen rechts ab und folgen ihr ein kurzes Stück. An der nächsten Möglichkeit biegen wir nach links ab und folgen nun der Ausschilderung A3. Sie führt uns den kleinen Bach begleitend bis zu der Kreuzung, an der wir eingangs in die Straße „Am langen Siek“ eingebogen sind. Von hier gehen wir nun den bereits bekannten Weg zu unserem Wanderparkplatz.
Warum will ich das wandern? Weil uns hier wirklich viel geboten wird – Quellen, Hänge, Aussichten, Historisches und Ur-Historisches. Und gleichzeitig haben sich hier Verantwortliche und Ehrenamtliche viele Gedanken gemacht, wie sie den Wandernden auf angenehme Weise und kurzweilig Wissen vermitteln können. So bleibt die Tour zu jeder Zeit kurzweilig und lehrreich.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★
Wissens-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, ca. 9,3 km lang
Höhenmeter: 216 m
Gehzeit: 3 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Wander-Parkplatz an der Wiehenstraße (Fürs Navi: nahe Wiehenstraße 40, 32289 Rödinghausen)