Der TERRA.track Erzsteig verbindet auf geschickte Weise gleich mehrere TERRA.tracks am Hüggel in Hasbergen zu einem abwechslungsreichen, rund 15 Kilometer langen Wanderweg, der sich prima für eine Ganztagestour eignet. Die bei Outdooractive angegebenen ca. 250 Höhenmeter sind sehr wahrscheinlich zu tief gestapelt. Locus Maps addiert für dieselbe Strecke 350 Höhenmeter, die mir realistischer erscheinen.
Noch treffender als Erzsteig wäre für diesen TERRA.track der Name Bergbausteig gewesen. Aber zugegeben: Das klingt nicht ganz so sexy. Aber tatsächlich wandern wir auf diesem Rundweg durch eine ausgesprochen bewegte Bergbaugeschichte und durch eine vom Bergbau zu weiten Teilen geformte Landschaft. Halten wir unterwegs also die Augen auf und entdecken die Spuren des Bergbaus am Hüggel und umzu!
Start am Augustaschacht
Wir starten unsere Wanderung an einem ehemaligen Pumpengebäude des Stahlwerks Georgsmarienhütte, dem Augustaschacht und damit dem ersten Zeugen der Bergbaugeschichte. Nach der Bergbau-Nutzung diente dieses Gebäude den Nazis als Arbeitserziehungslager. Diesem besonders dunklen, dramatischen und sehr bedrückenden Abschnitt seiner Geschichte widmet sich auch die hier heute untergebrachte Gedenkstätte.
Wir halten uns vor dem Augustaschacht stehend links und gehen die Straße Zur Hüggelschlucht bis zur Eisenbahnunterführung. Nur wenige Meter dahinter schlägt sich der TERRA.track Erzsteig nach rechts in den Wald und es geht berauf. Der TERRA.track Hüggelrundweg begleitet uns ein Stück, bis wir an einer Weggabelung von ihm Abschied nehmen und uns links halten.
Koppeln, Weiden und Pause
Zwischen Koppeln, Weiden und Gärten gehen wir weiter, gehen dann ein kurzes Stück Straße und passen direkt nach dem Jugendwohnheim sehr gut auf. Denn hier führt der TERRA.track Erzsteig unvermittelt nach links und über eine private Auffahrt. Das kann man leicht übersehen.
Direkt hinter der Auffahrt geht es für uns weiter, sachte bergauf und zwischen weiteren Koppeln gehend. Wir überqueren abermals die Straße Zur Hüggelschlucht, die hier allgegenwärtig ist und passieren einen Hofladen. Zwischen Feldern und Wiesen geht es leicht bergab bis zur Straße Am Jägerberg. Auch sie überqueren wir, ebenso wie die kurz darauf folgende Straße Im Grund.
Noch einmal geht es zwischen grünen Weiden den Berg sachte hoch bis wir an den Waldrand gelangen. Hier steht zu unserer Linken, nur wenig abseits des Weges ein Wegkreuz mit einer Bank mit Ausblick. Die können wir prima für unsere erste Pause nutzen.
Zur Orchideenwiese
Am Waldrand entlang geht es anschließend weiter bis zur nächsten Wegekreuzung. Irritierenderweise zeigen die Schilder zum TERRA.track Erzsteig hier nun sowohl nach links als auch nach rechts. Tatsächlich können wir in beide Richtungen gehen, würden aber bei der rechten Variante den Weg beträchtlich abkürzen und das wollen wir ja nicht. Also halten wir uns links und gehen den breiten Weg bergab. Wir begleiten nun auch den TERRA.track Orchideenwiese.
Durch den Wald und vorbei an weiteren Feldern und Weiden knickt unser TERRA.track Erzsteig schließlich nach rechts ab und wir steigen wieder auf bis wir die Orchideenwiese erreichen. Sie können wir nicht verfehlen – eine große Info-Tafel des Natur- und Geoparks TERRA.vita klärt uns über die zerbrechliche Blütenpracht am Wegesrand auf.
Zerbrechliche Blütenpracht
In den Sommermonaten gedeihen hier zahlreiche bunt blühende Orchideenarten. Um sie zu erkunden, verlassen wir kurz unseren Rundwanderweg und folgen dem kleinen Pfad durch die Wiese. Wir entdecken die Fliegen-Ragwurz mit ihren kleinen gelben Blüten, die Müller Stendelwurz mit den sternförmigen, leicht rosa gefärbten Blüten, die Weiße Waldhyazinthe und die rosafarbene Dornige Hauhechel. Ebenfalls zuhause ist hier das besonders schöne Tausendgüldenkraut, das nicht – wie man vermuten könnte – goldgelb leuchtet, sondern ein prächtiges Rosa trägt. Keine Orchidee übrigens, sondern ein Mitglied der Enzianfamilie.
Mehrere kleine Pfade führen kreuz und quer durch die Orchideenwiese und geben Gelegenheit, jede Ecke ausgiebig zu erkunden. Hier gilt aber: Bitte unbedingt auf diesen Wegen bleiben, denn dieser kleine „botanische Garten“, dieses schöne Schaufenster der Natur, ist ein zerbrechliches Habitat.
Auf den Silberberg
Für uns geht es anschließend – zurück auf dem Weg – etwas bergauf, denn wir steigen den Silberberg von der Südseite hoch. Der Name Silberberg verlangt nach einer kurzen Erläuterung: Tatsächlich ist hier Silbererz abgebaut worden. Auf die Idee, danach schürfen zu lassen, war 1722 der Osnabrücker Fürstbischof gekommen und der Abbau endete erst nach 60 Jahren.
Spuren anderen Bergbaus entdecken wir nach einiger Zeit auf schmaleren Waldwegen zu unserer Rechten. Denn hier geht es hinter der Umzäunung steil bergab in den Steinbruch, den wir nun zur Hälfte umrunden werden. Auch unser TERRA.track Erzsteig führt nun steil bergab.
Forellenzucht und Panoramablick
Schon bald aber gehen wir über breitere Wege und erreichen die Straße „Lotter Weg“ und treffen hier auf den Hagener Forellenhof. Zu dem Hof gehört auch – man ahnt es schon – auch ein kleiner Forellenteich, der vom Hagebach gespeist wird, der wenige hundert Meter entfernt am Silberberg entspringt. Etwa 500 Meter folgen wir der kaum befahrenen Straße, ehe der Weg wieder nach rechts in Richtung Silberberg abknickt.
Zwischen den Feldern geht es für uns wieder bergauf. Es lohnt sich, hin und wieder den Blick nach hinten zu richten, denn dort bietet sich uns ein schöner Panoramablick über Natrup-Hagen und auf den Höhenzug des Teutoburger Waldes. Unser Weg führt uns nun ein Stück entlang am Waldrand, zur Rechten schauen wir immer wieder auf bewirtschaftete Felder.
Schnitzel und Infos
Schmalere und breitere Waldwege wechseln sich auf dem folgenden Kilometer ab und führen uns allmählich wieder in Richtung der Straße Zum Jägerberg. Wenn wir sie erreicht haben folgen wir der Straße nach rechts bis es nach links zur Gaststätte Jägerberg geht. Inzwischen ist es Mittag und hier bietet sich eine Einkehr zum Beispiel im großen Biergarten an. Der Wandervogel empfiehlt allerwärmstens das Jägerberger Krüstchen, ein Schnitzel „Wiener Art“ mit Spiegelei, Bratkartoffeln mit Speck und Salatgarnitur. Das steht in der Speisekarte zwar unter „Kleine Gerichte“, reicht aber dicke auch für einen großen Hunger…
Hinter der Gaststätte erwartet uns ein regelrechter Info-Pavillon des Natur- und Geoparks TERRA.vita mit insgesamt drei großen Schautafeln, die uns Informationen zum Hüggel, zum Bergbau, zur Erdgeschichte und natürlich zum Silbersee näher bringen. Letzterer läge nun nur ein paar Schritte abseits des Weges. Wer ihn nicht kennt, folgt dem TERRA.track Erzsteig weiter und biegt an der nächste Kreuzung nicht nach links ab, sondern geht ein Stück geradeaus weiter. Dann können wir den Silbersee gar nicht verfehlen.
Abstecher zum Silbersee
Der Silbersee ist ein ehemaliger Kalksteinbruch und kam wegen des leicht silbern schimmernden Wassers zu seinem Namen. Der See im westlichen Steinbruchbereich trocknet seit einigen Jahren immer wieder auf unerklärliche Weise aus, ebenso die untersten Stollenbereiche, die damit zugänglich wurden.
Oberhalb des Silbersees finden wir auch zahlreiche Ruinen der ehemaligen Bergbaugebäude und können unten an der Steilwand auch den Eingang zum Stollen erkennen, in den heute noch hin und wieder TERRA.vita-Exkursionen führen.
Vorbei am Bödigestein
Zurück auf dem TERRA.track Erzsteig treffen wir nun auch den TERRA.track Geologischer Lehrpfad und gehen mit ihm ein Stück auf breiteren, aber idyllischen Waldwegen. Wir treffen am Wegesrand alsbald auf den Bödigestein. Er erinnert an den Lehrer und Heimatkundler Dr. Nikolaus Bödige, der den Hüggel besonders innig geliebt haben soll und schließlich bei einer Wanderung auf seinem geliebten Berg am 16. Oktober 1926 im Alter von 67 Jahren an dieser Stelle verstarb.
Der Weg biegt nach links ab und führt an einem kleinen Teich vorbei, aus dem ein winziger Bach plätschert. Hier ist der Wald lichter und an einer sonnenbeschienenen Bank direkt am Teich können wir prima noch eine kurze Rast einlegen.
Blick ins Hüggelinnere
Gestärkt und ausgeruht setzen wir unseren Weg auf dem TERRA.track Erzsteig fort, der uns nun auf teil schmaleren, teils breiteren Wegen schließlich auch vorbei am Wanderparkplatz Roter Berg führt. Wir nehmen an der Gabelung den linken Weg und passen nach rund 200 Metern wieder gut auf. Denn hier knickt unser TERRA.track Erzsteig nun von dem breiteren, sonnigen Weg ab und führt uns auf einem schmaleren Pfad leicht nach oben zu einem Aussichtspunkt.
Der lässt uns etwas ins Hüggelinnere blicken und eine Info-Tafel klärt uns über die Entstehungsgeschichte des Hasbergener Hausberges auf. Wenig später biegen wir nach links ab und gehen nun bis zum Wanderparkplatz Steinbrink nur geradeaus. Nicht jedoch, ohne weitere Zeitzeugen der Bergbaugeschichte zu passieren!
Weitere Bergbauzeugen und Abschluss
Wir begegnen einem ehemaligen Steinbruch, in dem Karbonsandstein gewonnen wurde. Aus ihm sind zahlreiche Gebäude auf dem Hüggel und um den Hüggel errichtet worden. Wenig später treffen wir Teile der ehemaligen Beförderungsanlage für die am Hüggel gewonnenen Eisenerze und gelangen schließlich an den Steinbrink.
Ab hier leistet sich der TERRA.track Erzsteig nun ein eher unschönes Teilstück, das uns entlang eines gut zwei Meter hohen Metallzauns fast einen Kilometer geradeaus führt. Das bringen wir lieber schnell hinter uns und gehen dann noch mal etwa einen Kilometer auf breiten Feldwegen entlang von Koppeln und Feldern weiter bis wir schließlich den Augustaschacht wieder erreichen.
Warum will ich das wandern? Weil uns der TERRA.track Erzsteig viele Gesichter des Hüggels zeigt – nicht nur die Bergbauvariante und somit eine abwechslungsreiche Tagestour mit vielen unterschiedlichen Facetten garantiert.
Bewertung
Natur ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Bergbau-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, ca. 15 km lang
Höhenmeter: ca. 350 m
Gehzeit: 4,5 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Wander-Parkplatz Augustaschacht (Fürs Navi: Zur Hüggelschlucht 4, 49205 Hasbergen)