Wir schicken uns an, die ersten Kilometer auf dem Weserberglandweg zu erkunden. Etwa 14,5 Kilometer und rund 450 Höhenmeter erwarten uns. Da auch einige recht steile Anstiege darunter sind, ist diese Tour nicht für jedermann geeignet. Wer sich fit genug fühlt, wird aber mit einem echten Wanderleckerbissen belohnt!
Ausgangspunkt Weserberglandweg
Wir starten unsere Wanderung dort, wo das Wesergebirge und mit ihm auch der Weserberglandweg seinen Anfang nimmt: am Wanderparkplatz am Kaiser-Friedrich-Saal in Porta Westfalica. Hier weist uns eine große Säule darauf hin, dass hier der Weserberglandweg beginnt. Auf 255 Kilometern führt er durch das Wesergebirge bis nach Hann. Münden. Da wir soweit heute nicht laufen wollen, tun wir das, was man im Tecklenburger Land mit dem Hermannsweg auch schon getan hat: Wir binden dem Fernwanderweg ein paar hübsche Schleifchen um. Drei an der Zahl, die uns einen Rundkurs ermöglichen, der uns schließlich wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückführt.
Wir gehen ein kleines Stück die Hauptstraße zurück bis zur katholischen Kirche St. Walburga, vor der wir nach links abbiegen und bergauf gehen. Dabei folgen wir bereits den blaugelben Schildern des Weserberglandweges. Auf diese Markierung können wir uns die nächsten sechs Kilometer auch durchgehend verlassen, erst dann beginnen wir mit dem Schleifchenbinden.
Ohne Warmup steil bergauf
Über zahlreiche Stufen und schmale Pfade geht es gleich ohne nennenswertes Warmup fast 100 Höhenmeter nach oben. Wenn wir fast oben sind, passieren wir eine Info-Tafel, die uns daran erinnert, dass hier in der Bergwerksstollen des Jakobsberges einst fast 3000 KZ-Häftlinge mörderische Arbeit leisteten. Wir werden auf unserer Wanderung noch auf weitere solcher Tafeln und einen recht gruseligen Höllenschlund aus dieser Zeit treffen…
Wir setzen unsere Wanderung auf dem Weserberglandweg fort, der hier auch vom Europäischen Fernwanderweg X11 begleitet wird. Auf den nächsten Kilometern verlaufen sie ohne größere Steigungen, wie schlendern also ganz entspannt auf den eher breiten Wanderwegen daher. Wir passieren einen alten Steinbruch, einen Rastplatz und queren schließlich die Straße Frettholzweg. Hier müssen wir kurz etwas achtgeben – der Weserberglandweg setzt sich auf der anderen Straßenseite aber ein Stück nach links versetzt fort.
Picknick an Korffs Quelle
Zur Linken sehen wir das historisch anmutende Wasserwerk, zur Rechten liegt ein weiterer Wanderparkplatz. An ihm steht auch die nächste Info-Tafel zur Ausbeutung der KZ-Häftlinge. Wir gehen weiter in sachtem Auf und Ab und erreichen einen Wegweiser, der uns auf die rechts unterhalb des Weges gelegene Korffs Quelle aufmerksam macht. Hier entspringt am Hang des Wesergebirges ein kleiner plätschernder Bach, zwei Bänke stehen daran – ein perfekter Ort, um ein kleines Picknick einzulegen!
Zurück auf dem Hauptweg halten wir uns an der nächsten Weggabelung links und verabschieden uns damit zunächst vom Weserberglandweg. Unser Weg beschreibt eine Kehre, in deren Scheitelpunkt ein kleiner Pfad nach links abbiegt. Der ist ausgesprochen steil, aber das hält uns natürlich nicht ab!
Auf den Nammer Kopf
Wir steigen den Hang zum Nammer Kopf bergauf und gehen sodann auf schmalen Pfaden weiter auf dem Kamm des Wesergebirges. Hier bewegen wir uns nun oberhalb der Nammer Klippen, ein Naturschutzgebiet, das zu unserer Rechten liegt. Außerdem sind wir hier in einer Naturwaldzelle unterwegs. Das bedeutet, dass der Wald hier sich selbst überlassen bleibt. Forstwirtschaft findet hier nicht statt und so müssen wir hin und wieder auch über liegen gebliebenes Totholz klettern. Klingt schlimmer als es ist, sorgt aber für eine wildromantische Stimmung. Ebenso wie die hin und wieder zu unserer Linken aufblitzenden Aussichten und die dicken Wurzeln, die sich durch unsere Wege ziehen oder die schroffen Felsklippen, die unseren Weg säumen.
Schließlich führt unser Pfad wieder bergab und wir folgen ihm, an der Gabelung halten wir uns links. Dann erreichen wir wieder den Weserberglandweg, den wir bereits kennen, und halten uns rechts. Ein kleines Stück gehen wir nun nochmal eine bereits bekannte Strecke. Doch schon nach vierhundert Metern biegen wir am Wetterpilz nach rechts ab, der Ausschilderung “Nammer Pass” folgend.
Am Höllenschlund
Auf einer ebenen Strecke erreichen wir eine Felswand, in der ein großes Loch klafft. Am Ende sehen wir ein Gitter. Das schauen wir uns natürlich näher an und gehen den etwas beklemmenden Weg zwischen den Felswänden bis zum Eingang des früheren Bergwerks, der heute verschlossen ist. In diesen Stollen wurde Sandstein abgebaut, aber es hier wurden auch Radioröhren produziert – alles ab 1944 von KZ-Häftlingen, von denen mehrere hier den Tod fanden. Das vor uns liegende, im Felsen gespenstisch gähnende Loch war für sie der Eingang in eine monströse Unterwelt. Sie nannten die unteren Bereiche der Stollen daher auch tatsächlich “Hölle”.
Wir kehren zurück zum Weg und gehen wenige Schritte zurück nach rechts und nehmen abermals den steil den Berg hochlaufenden Pfad. Gut einen Kilometer folgen wir den schmalen Wegen durch den stillen Buchenwald, ehe es allmählich wieder bergab geht. Abermals erreichen wir den bereits bekannten Abschnitt des Weserberglandweges und folgen ihm zurück nach rechts. Am Rastplatz Nammer Lager können wir kurz Halt machen und noch ein Wanderbrötchen verdrücken.
Am Nammer Lager
Das Nammer Lager hat übrigens nichts mit der NS-Zeit zu tun, sondern ist ein Bodendenkmal au vorchristlicher Zeit. Ca. Um 300 vor Christus stand hier eine sage und schreibe 25 Hektar umfassende Fluchtburg. Besiedelt war das Gelände sogar schon vor 6000 Jahren, wie Funde von Steinwerkzeugen belegten.
Wir folgen dem Weserberglandweg nun einige hundert Meter, bis wir wieder die Straße Frettholzweg erreichen. Wir überqueren sie und nehmen den schmalen Pfad, der leicht bergauf führt. Er geleitet uns nun rund 1,5 Kilometer entlang der Straße Jakobsberg bis zum Fernsehturm. Doch auch dieser Abschnitt ist facettenreich, der Weg stets schmal und von reichlich Flora gesäumt.
Fantastisches 360-Grad-Panorama
Dann sehen wir vor uns den Fernsehturm und sogleich wird es lebendiger. Im Biergarten tummeln sich Biker und Tagesausflügler, doch wir wollen nur eines: hinauf! Und der Euro Eintritt ist gerechtfertigt. Von hier oben, auf 250 Metern ü.N.N. haben wir einen großartigen Blick über die gesamte Umgebung. Natürlich sehen wir das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, wir erspähen die Seen der Weser-Auen, wir sehen Minden, Preußisch Oldendorf, den Teutoburger Wald, blicken auf Wiehengebirge und Wesergebirge und können uns kaum sattsehen. Die Plattform auf dem Fernsehturm ermöglicht uns einen Rundgang und somit ein echtes 360-Grad-Panorama.
Schließlich setzen wir unseren Weg fort uns folgen nun den beiden lokalen Wanderwegen A2 und A4. Sie führen uns zum Schlageter-Denkmal, das in den Kriegsjahren begonnen aber nie fertig gestellt wurde. Die Verehrung Schlageters hat sich glücklicherweise nicht durchgesetzt. Sein unvollendetes Denkmal hat uns auch sonst nicht viel zu bieten, der Aufstieg auf die Kanzel lohnt nicht. Es sei denn, man ist großer Freund unverstellter Blicke in Baumwipfel.
Zur Porta-Kanzel und zurück
Einen fantastischen Blick bekommen wir aber wenig später dennoch geboten, denn nun erreichen wir die Porta-Kanzel. Und die hat nicht mal der Mensch gebaut, sondern die Natur. Eine steil abfallende Felsklippe aus Kalksandstein liegt hier vor uns, die uns einen freien Blick auf das Wiehengebirge, den Wittekindsberg und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ermöglicht. Und natürlich auf die Weser! Hier machen wir noch schnell ein paar Postkartenbilder. (Meine jüngeren Leser lassen bitte von Mama und Papa erklären, was es mit diesen “Postkarten” auf sich hat.)
Nun halten wir nach den rotweißen Schildern des Sigwardsweges Ausschau, entdecken sie rasch und folgen dem Weg abwärts. Schon bald haben wir wieder den Weserberglandweg erreicht und halten uns rechts. Über bekannte Wege und die vielen Stufen, die wir anfangs zum Warmup hochgekraxelt sind, geht es nun ganz entspannt wieder hinab und zurück zum Wanderparkplatz.
Warum will ich das wandern? Hier stimmt einfach alles: Es geht berauf und bergab, wir schlendern entspannt und keuchen angestrengt, wir erleben beklemmende Geschichte und erhebende Ausblicke, picknicken an einer Quelle und entspannen in Buchenwäldern – ein perfekter Wandertag!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Schleifchen-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 14,4 km lang
Höhenmeter: ca. 450 hm
Gehzeit: 5 Stunden
Schwierigkeit: schwer
Start: Wanderparkplatz am Kaiser-Friedrich-Saal, Hauptstraße 2, 32457 Porta Westfalica
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