Gerade mal knapp vier Kilometer ist der TERRA.track Schau ins Land bei Holzhausen lang, mit knapp 70 Höhenmetern auch gar nicht sonderlich anstrengend und trotzdem ist er außerordentlich abwechslungsreich. Eine Gedenkstätte liegt auf dem Weg, schöne Aussichtspunkte und ein Kloster nehmen wir in Augenschein. Wir bewegen uns im tiefen, stillen Wald, über einen Friedhof und mitten im Ortskern. Neugierig geworden? Dann bitte hier entlang!
Zeuge grausamer Verbrechen
Wir beginnen unsere Tour etwas abseits des Weges, bzw. auf der blauen Variante der Tour, die diese Strecke noch um etwa zwei Kilometer verlängern würde, gingen wir sie in Gänze. Den Wagen parken wir auf dem Wanderparkplatz an der Gedenkstätte Augustaschacht. Und damit sind wir auch schon beim ersten Point of Interest. Wenngleich keinem leicht verdaulichen.
Denn in dem etwas gruselig anmutenden ehemaligen Pumpenhaus spielte sich in den Jahren 1944 bis 1945 Furchtbares ab. Der Augustaschacht diente in dieser Zeit als Arbeitserziehungslager der Gestapo. Kriegsgefangene und alle, die der Gestapo sonstwie unangenehm waren, wurden hier gequält, gefoltert und zu härtester Arbeit gezwungen. Mindestens 100 Menschen starben. Heute wird diese Zeit in der Gedenkstätte mit vielen unterschiedlichen Mitteln aufgearbeitet. Wir werden ein anderes Mal zurückkehren und ausreichend Zeit mitbringen. Für eine Kombination mit einer leichtfüßigen Wanderung eignet sich das Thema nicht.
Am Hang entlang, den Berg hinauf
Vor dem Augustaschacht stehend halten wir uns links und gehen die Straße Zur Hüggelschlucht entlang bis zur Eisenbahnunterführung, hinter der wir uns links halten. Vorbei an dem einsamen Haus nehmen wir an der dreigabeligen Kreuzung den rechten Weg, der uns geradewegs hinauf führt. Oben angekommen erwartet uns ein idyllischer Pfad, der ein gutes Stück am Hang des Berges entlang führt.
Der Weg macht eine Kehre und führt noch einmal weiter bergauf. Ergibt Sinn, denn wir wollen ja schließlich gleich noch „ins Land schauen“. Da können ein paar zusätzliche Höhenmeter nicht schaden!
Schau ins Land!
Und tatsächlich erreichen wir wenig später den Waldrand und die Hütte, die sich mit unserem TERRA.track den Namen teilt: Schau ins Land. Und genau das können wir hier auch tun. Wir blicken über Holzhausen, sehen dahinter Sutthausen liegen und erahnen noch weiter dahinter schon Osnabrück. Wenn im Sommer die Bäume ihr Laubdach tragen, ist die Aussicht etwas eingeschränkt, doch deshalb müssen wir nicht Trübsal blasen, sondern können noch ein Stück weiter gehen.
Denn danach führt uns der TERRA.track Schau ins Land entlang von Obstbäumen ein kurzes Stück nach links bergab, biegt rechts ab und an dem kleinen Feld- und Wiesenweg, auf dem wir uns nun befinden, steht eine weitere Aussichtsbank. Und von hier haben wir nun wirklich einen uneingeschränkt schönen Blick über Holzhausen und auch in die weitere Ferne. Die Sonne scheint uns ebenfalls ungehindert auf’s Haupt – hier wird pausiert, ist doch klar.
Durch Holzhausen zum Haus Ohrbeck
Wir folgen anschließend der Teerstraße bis zur Sutthauser Straße. Sie begleiten wir nun rund 800 Meter durch den Ort. Wir überqueren die Bahnschienen und passieren den Spielplatz der Antoniusschule und denken uns: Was für ein Glück doch diese Schulkinder haben! Der Spielplatz ist so vorbildlich, dass wir uns nur mit Mühe davon abhalten können, selbst wieder zum Kind zu werden. Und wie man mir flüsterte, ist er komplett mit privaten Mitteln bezahlt und ehrenamtlich errichtet worden. Holzhausen rockt!
Wir biegen nach links in die Straße Am Boberg ein und gehen auf das imposante Kloster Ohrbeck zu. Das ist heute eine Heimvolkshochschule des Landes Niedersachsen in Trägerschaft des Bistums Osnabrück und des Franziskanerordens. Rund 12.000 Menschen nehmen dieses Angebot jedes Jahr wahr und leben, wohnen und arbeiten im Haus. Erbaut wurde es 1926 als Exerzitienhaus der Franziskaner.
Um den Boberg zurück zur Hüggelschlucht
Wir schauen uns ein wenig um und lassen den prächtigen Bau auf uns wirken, ehe wir der Straße nach rechts folgen und nun über den Friedhof gehend unseren Weg auf dem TERRA.track Schau ins Land fortsetzen. Und er trägt seinen Namen auch hier zu recht, denn der Friedhof liegt auf einer kleinen Anhöhe und nach rechts schauend haben wir noch immer einen schönen Blick.
Auf unserem weiteren Weg bleibt uns dieser Weitblick erhalten, denn nun umrunden wir den Boberg an seiner nördlichen Flanke und bleiben dabei auch immer am Waldrand, so dass wir stets weit schauen können. Befestigte Abschnitte, schmalere Pfade und breitere Feldwege wechseln sich ab bis wir schließlich die Straße Zur Hüggelschlucht wieder erreichen. Links liegt wieder die Eisenbahnunterführung und geradeaus geht es weiter und zurück zur Gedenkstätte Augustaschacht.
Ein Hinweis: Wir sind diese Strecke Ende März 2019 gegangen. Der Track war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausmarkiert. Es empfiehlt sich bis auf Weiteres den GPX-Track von Outdooractive herunterzuladen (unten auf „Mehr anzeigen“ und dann oben rechts im neuen Fenster auf GPX klicken).
Warum will ich das wandern? Weil wir statt in die Glotze lieber ins Land schauen. Und weil zudem auf dieser kurzen Strecke auch sonst viel geboten wird!
Bewertung
Natur ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Guck-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, ca. 4 km lang
Höhenmeter: 70 m
Gehzeit: 1,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wander-Parkplatz Augustaschacht