Der Richtstättenweg in Belm ist mit seinen rund sieben Kilometern ein traditioneller Rundwanderweg in der Gemeinde im Osnabrücker Nordosten. Seit 2020 gehört auch er zur Riege der TERRA.tracks – als TERRA.track Richtstättenweg. Das ist gut, denn so erfährt er zusätzliche Aufmerksamkeit. Etwas schade jedoch ist es um seine ursprüngliche Ausschilderung, die mit dem Buchstaben R, das ein Schwert enthielt, ausgesprochen plastisch und stimmungsvoll war.
Start im Herzen Belms
Diese Wegmarkierung mag auch etwas martialisch angemutet haben, aber die Geschichte hinter der namensgebenden Richtstätte gibt dazu auch allen Anlass. Doch dazu später mehr. Wir wollen die ersten Schritte auf dem TERRA.track Richtstättenweg machen und beginnen damit im Herzen der rund 14.000 Einwohner zählenden Gemeinde.
Wir starten unsere Wanderung unter der Waterloo-Eiche und gegenüber der alten Dionysiuskirche aus dem 13. Jahrhundert. Über die Belmer Straße geht es an der evangelischen Christuskirche aus dem frühen 19. Jahrhundert vorbei zum Heideweg und zum Friedhof über die Friedhofsstraße. Wer sich etwas Zuweg sparen möchte oder keinen Parkplatz im Ortskern findet, kann die Tour auch hier beginnen.
Zur Schwedenschanze
Der folgende Kilometer auf der Friedhofstraße bis zum Waldrand zieht sich etwas. Wir wandern durch eine offene Landschaft, nur wenige Bäume säumen die Straße, die uns durch Wiesen und Felder führt. Den Schinkelturm haben wir dabei immer im Blick. Schließlich erreichen wir auf dem TERRA.track Richtstättenweg den Waldrand, biegen davor rechts ab und wenig später nach links in den Wald.
Kurz darauf erreichen wir einen unübersehbaren Gedenkstein. Er markiert die Schwedenschanze. Von hier aus organisierten die Schweden 1633 erfolgreich die Belagerung und Eroberung der Stadt Osnabrück. Nach insgesamt zweimonatiger Belagerung erzwangen sie die Übergabe der Stadt Osnabrück. Die Schwedenschanze selbst besteht aus einem halbkreisförmigen Wall von etwa sechs Metern Breite und nicht ganz einem Meter Höhe. Der vorgelagerte Graben ist noch erkennbar. Der Durchmesser der Gesamtanlage beträgt etwa 70 Meter.
An den Schneitelbuchen
Wir gehen weiter auf dem TERRA.track Richtstättenweg, biegen an der nächsten Weggabelung rechts ab und folgen jetzt ausgesprochen hübschen Waldwegen. Sie führen uns einmal über den Strothmannsweg und bringen uns bis an eine Lichtung. Von hier schauen wir auf ein Feld, den Schinkelberg, aber eben auch auf die Autobahn…
Als Nächstes erreichen wir ein kleines Wäldchen voller gewaltig großer, aber doch sonderbar aussehender Buchen. Es sind die sogenannten Schneitelbuchen, die zur Holzgewinnung gepflanzt und genutzt wurden. Sie wurden regelmäßig auf etwa zwei Metern Höhe gekappt. Die Bäume schlugen abermals aus und bildeten neue Triebe. Einige der Bäume haben so bis zu acht Kronenäste.
Autobahn und Waldidyll
Der TERRA.track Richtstättenweg führt uns ein sehr kurzes Stück entlang der Autobahn und biegt dann wieder nach rechts in den Wald ab. Schnell haben wir den lärmenden Verkehr wieder vergessen und müssen bei so viel Waldidylle einigermaßen gut aufpassen, dass wir die bald folgende Abzweigung nach links nicht verpassen. Dieser Pfad ist recht schmal und wir können ihn leicht übersehen. An seinem Ende halten wir uns rechts.
Und noch einmal müssen wir gut aufpassen. Denn an der nächsten Kreuzung leistet sich der TERRA.track Richtstättenweg einen kleinen „Appendix“. Diesen kurzen Zu- und Rückweg sollten wir aber nicht versäumen, denn er führt uns zum eigentlichen Namensgeber dieser Rundwanderung, der Richtstätte Belmer Sundern.
Gruselige Richtstätte Belmer Sundern
Ein Gedenkstein und eine Informationstafel erinnern hier an die an diesem Ort Mitte des 19. Jahrhunderts vollstreckten Hinrichtungen. In der Zeit von 1857 bis 1859 wurden hier zwei Männer und eine Frau hingerichtet. Alle drei waren Mörder. Die erste Hinrichtung muss ein furchtbar abstoßendes Desaster gewesen sein. Bis zu 15.000 (sic!) Menschen strömten aus allen Himmelsrichtungen zur Hinrichtung im Belmer Sundern, weit mehr als Belm zu diesem Zeitpunkt Einwohner hatte. Es muss eine rechte Kirmesatmosphäre geherrscht haben, Alkohol wurde ausgeschenkt, mehrere Randalierer verhaftet. Bei der nächsten Hinrichtung wurde der Alkoholausschank verboten…
Wir schütteln uns kurz und freuen uns, in was für zivilisierten Zeiten wir doch leben und gehen denselben Weg zurück zum TERRA.track Richtstättenweg und halten uns links. Zunächst führt uns der Weg auf einem engen Pfad an Zäunen und Hintergärten vorbei. Dann passieren wir ein Feld und gehen weiter am Waldrand entlang. Wir erreichen über die Bergstraße die Schweitzerstraße, passieren eine Kleingartenkolonie, eine Grundschule und sind schließlich wieder auf dem Heideweg. Der TERRA.track Richtstättenweg führt uns dann auf dem bereits bekannten kurzen Abschnitt wieder zurück in den Belmer Ortskern.
Warum will ich das wandern? Wir haben auf dem TERRA.track Richtstättenweg den Namensgeber verpasst. Doch selbst dann ist er ein schöner, abwechslungsreicher Weg mit historischer Prägung.
Bewertung
Natur ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Geschichts-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 7 km lang
Höhenmeter: 89 hm
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Parkplatz am Tie (Fürs Navi: Am Tie, 49191 Belm)