„Oh, schaurig ist’s über’s Moor zu gehen“, seufzte dereinst die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff bange. Für ihre münsterländische Heimat mag das gelten, keinesfalls aber für das Hahlener Moor bei Menslage im Osnabrücker Land. Ganz und gar nicht schaurig, sondern wunderschön ist es hier. Der TERRA.track Hahlener Moorpfad führt uns auf 3,7 Kilometern durch diese einzigartige Landschaft. Die hätte sicher selbst der Droste gefallen!
Unsere Moorerkundung starten wir am Wanderparkplatz Hahlener Moor an der Hahnenmoorstraße in Menslage. In der Schutzhütte am Parkplatz können wir uns mittels Karte einen ersten Überblick über die recht geradlinige Streckenführung verschaffen. Ganze sieben Mal werden wir auf unserer Tour durch das Hahlener Moor abbiegen.
Vielfältige Flora und Fauna
Zunächst aber gehen wir geradeaus an der Hütte vorbei und folgen dem hübschen Pfad durch Birken und Kiefern für einen satten Kilometer. Auf unserem TERRA.track Hahlener Moorpfad treffen wir immer wieder auf Info-Tafeln, die uns kurz und knapp die Hintergründe zu der uns umgebenden Landschaft und ihren pflanzlichen wie tierischen Bewohnern geben.
Und darunter gibt es reichlich Seltenes! Wir entdecken sich im Wind wiegendes Wollgras und tiefgrüne Torfmoose, mit etwas Glück sogar Preiselbeerteppiche, Sonnentau und auf jeden Fall aber Heide. Es lohnt sich, eine Pflanzenbestimmungs-App auf dem Handy und ein Fernglas zur Vogelbeobachtung dabeizuhaben. Letzteres können wir schon nach einigen hundert Metern erstmals einsetzen, wenn wir den kleinen Aussichtsturm erreichen, der uns Weitblicke über die Moorlandschaft ermöglicht. Wenn wir Glück haben, entdecken wir auch die Landschaftspfleger des Hahnenmoors: Heidschnucken, die hier friedlich grasen.
Moorbaumeister und Ziegenmelker
Wir setzen unsere Tour auf dem TERRA.track Hahlener Moorpfad fort und erfahren am Wegesrand mehr über den bäuerlichen Torfstich, aber auch über die Torfmoose und ihre Funktion als „Baumeister der Moore“. An einer Schutzhütte gibt es dann weitere Erkenntnisse zur Fauna dieser Landschaft. Über Frösche, Libellen und Kreuzottern lernen wir hier – und erfahren außerdem, was es mit dem mysteriösen Ziegenmelker auf sich hat…
An der Hütte biegen wir links ab und gehen nun bald entlang eines Entwässerungsgrabens. Spätestens jetzt treffen wir die Moorfrösche auch in natura! Bis zum Bauernhof mit Pferdekoppel gehen wir und biegen dann nach links in einen kleinen Pfad ab. Ein winziger Exkurs sei erlaubt, denn hinter diesem Hof steht eine lokale Berühmtheit, die rote Säule, die eine fast unglaubliche Geschichte umgibt.
Die rote Säule
Der Grenzpfahl, der noch heute steht, geht auf handfeste Streitigkeiten zwischen den Ortschaften Hahlen und Anten zurück. Nachdem der Grenzgraben zwischen den Ortschaften von den beiden Parteien mehrfach ohne das Wissen des jeweils anderen verlegt worden war, kam es zu einem Kampf zwischen den verfeindeten Parteien kam.
Hierbei wurde ein Antener Bauer tödlich verletzt. Im nachfolgenden Prozess in Osnabrück wurde der Grenzverlauf festgelegt und als Grenzmarke die Rote Säule im Juni 1750 errichtet. In den 1930er Jahren wurde der Pfahl erneuert, ebenso um 1960. Nach der Eingemeindung von Anten und Börstel nach Berge wurde die Rote Säule in das Gemeindewappen von Berge aufgenommen.
Sehen können wir die rote Säule vom TERRA.track Hahlener Moorpfad zwar nicht, können aber auf dem Rückweg vielleicht einen Abstecher dort einlegen. Verfehlen können wir den Grenzpunkt kaum, die Straße, in der er steht, heißt Zur roten Säule…
Abschluss auf dem TERRA.track Hahlener Moorpfad
Wir hingegen setzen aber zunächst unseren weg auf dem TERRA.track Hahlener Moorpfad fort, der in diesem Abschnitt seinen Namen besonders zu Recht trägt. Denn im Folgenden sind wir tatsächlich überwiegend auf schmalen Pfaden zwischen den Birken unterwegs, die auf dem feuchten Boden besonders gut gedeihen. Zwei Links-Rechts-Kombinationen weiter sind dann auch schon wieder zurück auf dem Wanderparkplatz und denken mit Bedauern an die arme Droste, die nur schaurige Moorgegenden kannte und nie das hübsche Hahlener Moor zu sehen bekam…
Warum will ich das wandern? Verschlungene Wege darf im Moor niemand erwarten. Umso angenehmer überrascht der TERRA.track Hahlener Moorpfad mit recht abwechslungsreichen Wegarten und Untergründen und besticht mit einer bezaubernden Naturlandschaft, in der überdies insgesamt wenig Betrieb ist…! Außerdem lernen wir einmal mehr eine ganze Menge über unsere vielfältige Heimat.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Moor-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 3,7 km lang
Höhenmeter: keine
Gehzeit: 1 Stunde
Schwierigkeit: leicht
Start: Wanderparkplatz Hahlener Moorpfad (Fürs Navi: Hahnenmoorstraße, Menslage und vor Ort fahren bis der Parkplatz ausgeschildert ist)