Brandneu, vorbildlich ausgeschildert und mit vielen Highlights entlang der Strecke erwartet uns der 2019 fertiggestellte Wanderweg Haller Spuren. Er ist zwar nur 5,5 km lang, wartet aber mit fast 190 Höhenmetern auf und lässt sich überdies hervorragend mit dem Wanderweg „Rund um die Haller Egge“ zu einer hübschen, anspruchsvolleren Tagestour verbinden.
Einen Wanderparkplatz finden wir an der Wertherstraße. Von hier ist es nur ein Katzensprung bis zum Einstieg in den Rundwanderweg Haller Spuren. Dazu folgen wir dem Hermannsweg durch die Unterführung der Theenhausener Straße.
Die ersten Haller Spuren
Der Hermannsweg führt uns vorbei an einer ehemaligen Ponyreitstation aus dem 19. Jahrhundert, an die nur noch die erkennbaren Rundläufe erinnern ebenso wie eine Info-Tafel. Wenig später entdecken wir am Wegesrand eine Grabstätte. Sie ist noch hundert Jahre älter und eine weitere Info-Tafel informiert uns, dass hier Friederike Louise Delius begraben liegt. „Weinet nicht, mir ist wohl“ gab sie mittels Grabstein ihren Hinterbliebenen mit auf den Weg.
Unser Weg hingegen führt uns nun zum Fuße des Hügels, auf dem die sog. Kaffeemühle thront. Es ist nicht nur die achteckige Form mit dem kupfernen Aufbau, dem die „Kaffeemühle“ ihren Namen verdankt. Das Gebäude wurde auch von einem Kaffeehändler errichtet. Der Bremer Kaufherr Hermann Hagedorn plante den Pavillon als Aussichtspunkt eines großen am Hang gelegenen Parks ein. Noch immer ist sie ein beliebtes Wanderziel und bietet einen spektakulären Ausblick über ganz Halle und das Hinterland.
Zur Drachenwiese
Diesen Ausblick genießen wir allerdings, denn wir halten uns zunächst rechts und folgen ab jetzt der grünweißen Ausschilderung unseres Rundwegs „Haller Spuren“. Zwei Füße sind sein Erkennungszeichen.
Für uns geht es nun zunächst über einen Wiesenweg bergab. Wir passieren die Schützenhalle, die eine lange und bewegte Geschichte hinter sich hat. Eine Info-Tafel etwas abseits des Weges gibt Aufschluss darüber.
Schließlich erreichen wir die Straße Schützenberg und folgen ihr nach links. Am Ende biegen wir nach rechts in die Apothekerstraße ein. Nach rund 200 Metern steht am Straßenrand ein mächtiger, uralter und weit verzweigter Baum, an dem wir uns links halten und nun leicht bergauf weiterwandern. „Drachenwiese“ heißt dieses Gelände, das wir gerade überquerten und an windigen Tagen wird deutlich, dass es dabei nicht um gruselige Schuppentiere geht, sondern um einen lupenreinen Kinderspaß!
Treffen mit dem Weg für Genießer
Inzwischen hat sich auch ein weiterer Wanderweg zu uns gesellt. Es ist der Weg für Genießer. Er führt entlang des Teutoburger Waldes durch insgesamt fünf Orte und soll alle fünf Sinne beim Wandern anregen. Es geht also keinesfalls nur um kulinarische Genüsse. Mit seinen 94 Kilometern ist er ein wenig lang für eine Tagestour, aber in meinem Buch „Teutoburger Wald. Wanderungen für die Seele“ habe ich eine 16 km lange Variante des Weges beschrieben.
Doch zurück zu den Haller Spuren: Wir queren die Straße Grüner Weg, gehen ein kleines Stück an ihr entlang nach rechts und biegen dann nach links in den nächsten Wiesenweg ein. Als Nächstes erwartet uns eine geheimnisvolle Atmosphäre, denn wir wandern durch die verwitterten, efeuberankten Gräber des Haller Waldfriedhofs.
Im Haller Waldfriedhof
Auf vielen Info-Tafeln erfahren wir teils sehr detailliert vom Schicksal der hier Begrabenen und gehen auch an der kleinen Waldkapelle vorbei. Die privaten Haller Waldbegräbnisse sind in Westfalen einzigartig und hier finden wir nun wahrlich viele Haller Spuren vor. Der um 1810 überfüllte Friedhof rund um die Haller Kirche übrigens veranlasste die wohlhabenden Familien zu dieser „Flucht“ an den Waldrand.
Und weil es dort wirklich beeindruckend schön ist und so unglaublich viel zu sehen und zu entdecken gibt, folgt nun eine kleine Bilderstrecke. Bitte am Ball bleiben, die Streckenbeschreibung wird gleich fortgesetzt…
Da sind wir wieder mit unserer Streckenbeschreibung zu den Haller Spuren! Und die führt uns nun entlang des Hangs, ein kurzes Stück über die Straße Berghof und dann wieder in den Wald. Und sogleich geht es auch wieder bergauf. Wir bewegen uns jetzt an der Flanke des Gartnischbergs.
Vom Gartnischberg zur Kaffeemühle
Auf dem Höhenzug angekommen, entdecken wir auch die schroff aufragenden Kalksteinfelsen des Naturschutzgebiets, ebenfalls geprägt durch den Tagebau. Wir erreichen dann wieder die Straße Grüner Weg, folgen ihr nach rechts, gehen durch den Kreisel und nach links in die Straße Berghagen. Nach rund 300 Metern biegen wir nach links ab und gehen nun wieder zwischen Feldern bergauf am Hang des Storkenbergs.
Wir passieren eine Schutzhütte und gehen dann weitgehend eben am Hang des Berges weiter bis wir schließlich wieder auf die Kaffeemühle treffen. Der hoch gelegene Aussichtspavillon bietet uns einen prächtigen Blick in die Münsterländische Tiefebene zum Abschluss unserer Tour auf dem Rundwanderweg Haller Spuren. Denn ab hier ist es nur noch ein kleiner Abweg nach unten und wir sind wieder auf dem Hermannsweg, der uns zurück zum Wanderparkplatz an der Wertherstraße führt.
Warum will ich das wandern? Dieser Wanderweg gibt uns Einblicke in die Haller Geschichte und ist allein wegen des Waldfriedhofs und der Kaffeemühle absolut einen Besuch wert. Einzig die Thematik der „Haller Spuren“ hätte – zum Beispiel mittels eigener Info-Tafeln – noch ein bisschen besser herausgearbeitet werden können. Trotzdem ein Lehrstück der Wanderwegekunst – Wandervogel-Premiumprädikat!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Historien-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, ca. 5,4 km lang
Höhenmeter: 189 m
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Parkplatz am Schafstall (Fürs Navi: etwa Höhe Wertherstraße 87-85, 33790 Halle (Westfalen))