Der Fledermauspfad Brochterbeck ist ein gut zehn Kilometer langer Rundwanderweg, der auf knapp 200 Höhenmetern verschiedene Teutoschleifen und den Hermannsweg vorzüglich verbindet. Viele Highlights und eine sehr abwechslungsreiche Streckenführung machen ihn zu einem ganz besonderen Wandererlebnis. Leider ist die Ausschilderung inzwischen fast nicht mehr existent.
Es empfiehlt sich daher, bei einer Wanderung auf dem Fledermauspfad Brochterbeck die GPS-Tour auf dem Handy zu haben. Außerdem versuche ich im Folgenden eine möglichst präzise Wegbeschreibung zu geben.
Start im malerischen Brochterbeck
Wir starten unsere Tour im Herzen des malerischen Dörfchens Brochterbeck, direkt am Mühlenteich und der Kirche St. Peter und Paul. Gleich nebenan entdecken wir auch die Alte Mühle, die noch aus dem 17. Jahrhundert stammt. Wir lassen den Mühlenteich rechts liegen und gehen zwischen dem kleinen Bürgergarten und dem Alpaka-Gehege die Moorstraße hoch. Nach rund 300 Metern biegen wir nach links ab in die Straße Zu den Klippen.
Wir erreichen einen Wanderwegweiser, der ein gutes Dutzend Weghinweise trägt – der Fledermauspfad Brochterbeck ist leider nicht mehr darunter. Wir halten uns links und gehen langsam kammaufwärts auf dem Hermannsweg. Wir passieren die Streuobstwiesen der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL). Die betreibt hier ein echtes kleines Obstmuseum, in dem viele alte Arten von Obstbäumen gehegt und gepflegt werden. Hier ist auch einer meiner Lieblingsplätze, denn es wartet ebenfalls eine Bank auf uns – mit Blick auf die Streuobstwiesen und dahinter das verträumte Brochterbeck, dessen Kirchturmspitze hier schon gut zu sehen ist.
Bocketalblick und Dreikaiserstuhl
Doch für eine Pause ist es noch zu früh und so ziehen wir weiter auf dem Fledermauspfad Brochterbeck. Es geht weiter leicht bergauf und schon bald erreichen wir zuerst den Königstein und dann den Bocketalblick. Auf diesem Felsabhang, der so harmlos daherkommt, dass selbst Menschen mit Höhenangst hier nicht bange werden müssen, können wir uns gut eine Weile niederlassen und in die Gegend schauen. Denn von hier haben wir nun den besten Blick dieser Tour. Er reicht zur Linken vom rauchenden Kohlekraftwerk Ibbenbürens bis zum Campingplatz.
Nur wenige Schritte weiter liegt abermals leicht abseits des Weges dann der Dreikaiserstuhl. Von unserer Seite erhebt er sich gerade mal ein paar Meter vor uns und wir können ihn leicht und ohne größere Klettervorkenntnis erklimmen. Von der anderen Seite jedoch ist der Felsen immerhin 16 Meter hoch und daher bei Kletterern, die etwas mehr Talent haben als wir, außerordentlich beliebt.
Wir schauen ihnen ein wenig dabei zu, wie sie sich redlich an der steilen Felswand abmühen, blinzeln kurz in die Sonne, die uns auf dem Felsplateau in der Nase kitzelt und setzen unseren Weg auf dem Fledermauspfad Brochterbeck fort. Wenig später erreichen wir eine große Wegekreuzung, auf der auch ein Wetterpilz steht. Hier halten wir uns rechts und steigen nun einigermaßen steil bergab.
Im Bocketal
Wir passieren einige neu aufgestellte Elemente eines Trimm-Dich-Pfades und gehen weiter geradeaus bis wir zur Station Klimmziehen kommen. An ihr gehen wir geradeaus vorbei und erreichen dann ein Feld. An ihm halten wir uns links und gehen weiter bis zu den Häusern. Hier biegen wir auf der Straße nach rechts ab und erreichen schließlich die Straße Im Bocketal. Ihr folgen wir ein kleines Stück nach rechts.
Dann sehen wir den großen Findling mit der Aufschrift Bocketal und ihm gegenüber auf der anderen Straßenseite steil aufstrebende Stufen. Ihnen folgen wir bergauf. Der jetzt folgende Abschnitt ist einigermaßen schweißtreibend und sehr steil. Es sind zwar nur knapp 40 Höhenmeter, aber die kommen sehr kompakt.
Blücherfelsen und Rendezvous mit Hermann
Wir folgen dem Weg weiter bergauf und geradeaus und treffen dann auf einen weiteren alten Bekannten, den X 18 des westfälischen Heimatbundes, der uns bei einer früheren Gelegenheit schon von Ibbenbüren nach Tecklenburg führte. Seiner Markierung, dem weißen X auf den Bäumen. Folgen wir nun ein Stück und erreichen über schmale wurzelige Pfade alsbald den Blücherfelsen.
Der Felsen ist nach dem preußischen Generalfeldmarschall Blücher, bekannt als “Marschall Vorwärts”, benannt, der ab 1803 Militärgouverneur in Westfalen war. Ob er wirklich, wie man sich erzählt, hier oben gesessen und die Aussicht genossen hat? Wir jedenfalls tun genau das. Denn der Felsen ist eine echte Sonnenterrasse, bestens geeignet, um sich hier ein wenig die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und die Aussicht zu genießen. Danach geht’s zum Rendezvous mit Hermann.
Glücksort mit Kerzenschein
Denn ein kleines Stück begleiten wir nun den berühmten Kammweg des Teutos. Schon nach wenigen Schritten erreichen wir die kleine Brochterbecker Waldkapelle, den nächsten Glücksort! Gebaut wurde die Kapelle „Maria Wegweiserin“ von der Brochterbecker katholischen Jugend in den Jahren 1934/35 auf dem Grund der Familie Stallmeier. Geweiht wurde sie am 18. August 1935 an Mariä Himmelfahrt.
Zu Hochzeiten kamen ganze Busse mit Gläubigen vorgefahren, Mai-Andachten wurden hier abgehalten. Dieser katholische Tourismus hat nachgelassen, aber der Zauber der kleinen Kapelle ist noch heute sehr präsent. Wer auch immer an der Kapelle vorbei geht, wird auch einkehren und möglicherweise auch eine Kerze entzünden. Halterungen für 50 Teelichter gibt es hier, fast immer ist die Mehrheit in Benutzung. Mehr als 6000 solcher Teelichter werden hier jedes Jahr entzündet…
Zur sagenumwobenen Fledermaushöhle
Auch hinter der Waldkapelle folgt der Fledermauspfad Brochterbeck weiter dem Hermannsweg, der direkt hinter dem kleinen Gotteshaus nach links abbiegt. Gut einen Kilometer begleiten wir Hermann bei einem sehr entspannten, leicht bergab orientierten Weg bis zum nächsten Wetterpilz und der nächsten großen Kreuzung. An ihr halten wir Ausschau nach dem Schild, das uns den Weg zur Fledermaushöhle weist und folgen ihm und damit auch dem Südhangweg.
Wir folgen dem Weg geradeaus, passen an einer Dreiergabelung etwas auf, denn hier, müssen wir den mittleren Weg erwischen und erreichen dann den Waldrand. Ab hier sind es noch rund 200 Meter ehe wir die Augen links halten wollen. Denn dann geht hier ein Weg in den Wald ab, an dessen Ende sich mehrere Felsen erheben. Wenn wir den Hang auf der linken Seite erklimmen, finden wir dort die Brochterbecker Fledermaushöhle.
In dieser Höhle sollen Zwerge oder Heinzelmännchen gewohnt haben, wie in insgesamt vier verschiedenen Sagen berichtet wird. Aus einer überlieferten Vermessung der Höhle geht hervor, dass sie hier eine immerhin zehn Meter tiefe Behausung zur Verfügung hatten.
Kleine Waldmusik
Wir belassen es aber natürlich dabei, den Eingang aus sicherer Entfernung zu bestaunen und begeben uns dann zurück zum Weg am Waldrand. An der nächsten Gabelung halten wir uns rechts und folgen dem Weg noch ein Stück entlang des Waldrandes. An der nächsten Kreuzung halten wir dann Ausschau nach der Beschilderung des Tecklenburger Bergpfades, denn ihm folgt der Fledermauspfad Brochterbeck nun nach rechts.
Wir überqueren die alte Bahntrasse und das Flüsschen Floethe. Dann erreichen wir das Waldklavier, das sozusagen ein Deko-Element der Teutoschleife Tecklenburger Bergpfad ist. Diesen wunderschönen Weg empfehle ich ebenfalls wärmstens und habe ihn ausführlich in meinem Buch „Teutoburger Wald. Wanderungen für die Seele“ beschrieben.
Entspannter Abschluss mit Eis
Wir betreten den asphaltierten Wallenweg und folgen ihm nach rechts. Die Teutoschleife verabschiedet sich alsbald nach links hangaufwärts. Wer noch einen weiteren schönen Blick auf die Weite des Münsterlandes werfen möchte, kann ihr an dieser Stelle weiter folgen. Denn auch die Teutoschleife Tecklenburger Bergpfad führt schließlich auf ähnlich direktem Wege wie nun unser Fledermauspfad nach Brochterbeck.
Unser Wanderweg gibt uns nun etwas Gelegenheit, zu entspannen und die vielen Eindrücke zu verarbeiten, ohne dass wir uns dabei besonders anstrengen müssten. Fast zwei Kilometer geht es eben uns zwischen Feldern und Wiesen einfach geradeaus bis wir eine weitere kleine Kapelle passieren und durch eine Unterführung wieder Brochterbeck erreichen.
Wir erreichen die Dorfstraße und biegen nach links ab, passieren die hübsche Evangelische Kirche und folgen weiter der Dorfstraße. Sie führt uns wieder bis zum Brochterbecker Mühlenteich, an dem auch das Eiscafe Casa Nostra liegt, in dem wir uns unsere leckere Belohnung abholen können, denn hier endet unsere Wanderung auf dem Fledermauspfad Brochterbeck.
Warum will ich das wandern? In und um Tecklenburg gibt es viele schöne Wege, von denen mit dem Fledermauspfad Brochterbeck viele zu einem echten Wanderkunstwerk kombiniert werden. Der Weg bietet so viele Erlebnisse, Highlights und eine so abwechslungsreiche Streckenführung, dass sehr zu hoffen ist, dass er nochmal revitalisiert und neu ausgeschildert wird. Er ist es wirklich wert.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Fledermaus-Faktor ★ (keine gesehen!)
INFOS
Rundwanderweg, 10,2 km lang
Höhenmeter: 175 m
Gehzeit: 3 Stunden
Schwierigkeit: mittel (mit einer sehr anspruchsvollen Stelle)
Start: Mühlenteich Brochterbeck (fürs Navi: Am Mühlenteich, 49545 Tecklenburger Land)
Lieber Ingmar,
wir sind gestern den Fledermauspfad in Brochterbeck gewandert und es war WUNDERSCHÖN, abwechslungsreich und im Gegensatz zu anderen Wanderwegen in der Ecke nicht so überlaufen!!! Vielen Dank für deine Beschreibung :o) Zusammen mit der Tour in Outdooractive war es kein Problem, den Weg zu finden.
Liebe Grüße,
Gabi
Hallo Gabi! Vielen Dank für die Rückmeldung 🙂 Freut mich sehr, dass es euch auch gut gefallen hat. Finde den Weg auch eine prima Alternative zu den anderen, oft etwas stark frequentierten Wegen um Tecklenburg.
Liebe Grüße