Mit dieser zweitletzten Etappe nähert sich unsere Reise auf dem DiVa Walk durch das Osnabrücker Land allmählich dem Ende. Auf diesen knapp 14 Kilometern erwartet uns eine abwechslungsreiche Tour mit gut hundert Höhenmetern und einem imposanten Highlight am Schluss. Eine urige Einkehrmöglichkeit gibt es außerdem entlang der Strecke.
Wir starten unsere Tour am Endpunkt der letzten Etappe, am Astruper Weg nahe der Sozialstation St. Marien. Wir folgen dem Astruper Weg nun gut 1,5 km bis er die Bremer Straße erreicht. Hier soll es nun nach Kartenlage eigentlich geradeaus weiter und unter der Belmer Umgehungsstraße hindurch gehen. Wer – wie ich – den Weg hier nicht findet, hält sich ein Stück links der Bremer Straße entlang, biegt dann rechts in die Straße Im Gattberg ein und trifft nach gut einem Kilometer wieder die nach links abbiegende DiVa-Walk-Markierung. Ob man damit viel verpasst, vermag ich leider nicht zu sagen…
Abstecher zum Butterstein
Wenn wir an besagter Stelle nach links abbiegen, sind wir nun jedenfalls endlich im Wald, die Wege sind breit und schnurgerade. Es lohnt sich aber, an der zweiten Abbiegung einen kleinen Abstecher zu machen, denn dann gelangen wir an den (kein bisschen ausgeschilderten) Butterstein.
Er ist der größte Findling hier am Gattberg und zugleich ein formschöner. Wohl deshalb hat man ihn damals auserkoren als Gerichtsstein, als sog. Burstein zu dienen. Hier fanden in Outdoorsitzungen die Prozesse statt und vermutlich auf den Namen Burstein geht die heutige Bezeichnung zurück.
Grabhügelstätte und Abschied vom Gattberg
Zurück auf unserem Weg gehen wir wieder ein Stück und können abermals an der nächsten Abbiegung nach links abbiegen, denn hier wartet noch eine (ebenfalls kein bisschen ausgeschilderte) Grabhügelstätte auf uns. Und schon jetzt sind wir wieder heilfroh, diesen Text im Wanderlogbuch gelesen zu haben, bevor wir losgegangen sind. Sonst hätten wir doch tatsächlich schon wieder allerhand verpasst!
Zurück auf dem Weg verlassen wir allmählich das Gebiet des Gattbergs. Hier gäbe es noch viel mehr zu entdecken, weshalb wir irgendwann nochmal wiederkommen sollten. Eine Tour dafür hätten wir bereits in Aussicht…
Wir queren die Icker Landstraße, gehen weiter geradeaus über den Eschkötterweg und den Power Weg – beide an dieser Stelle beschaulich ruhig und angenehm zu gehen. Dann geht es für uns entlang eines Feldes und unser Weg beschreibt eine Kehre und führt uns zwischen Feldern auf den Wald zu.
Zur Wittekindsburg
Jetzt beginnt eigentlich der schönste Teil dieser Etappe: Über teils verschlungene, schmalere Pfade bewegen wir uns auf das Nettetal zu. Nach rund 1,5 Kilometern treffen wir auf die steinernen Reste einer alten Befestigungsanlage. Sie trägt den Namen Wittekindsburg. Dass sie aber tatsächlich irgendeinen Link zum Sachsenherrscher haben könnte, ist durch nichts untermauert. Aber natürlich gibt es eine passende Sage dazu…
Bei den Ausgrabungen wurden in der Hauptburg mehrere Hausfundamente und Spuren von Herdstellen freigelegt, welche auf eine zumindest kurzzeitige Ansiedlung von Menschen hindeutet. Anhand von Fundanalysen konnte festgestellt werden, dass die Befestigungsanlagen während des 9. und 10. Jahrhunderts nach Christus aktiv genutzt wurden. Allerdings sind sich die Forscher einig, dass die Wittekindsburg niemals Menschen für eine längere Zeit als Behausung gedient hatte. Vielmehr könnte Sie von wohlhabenden Grundherren als Prestige- und Fluchtburg in Notsituationen gedient haben.
An Knollmeyers Mühle
Weniger später geht es für uns bergab und wir treffen auf Knollmeyers Mühle. Bereits im 13. Jahrhundert wurde erstmals urkundlich erwähnt, dass es an dieser Stelle Wasser- und Staurechte gab. Die Mühle geht also vermutlich auf die Zeit Karls des Großen zurück. Die frühere Doppelmühle wurde von 1980 bis 1983 originalgetreu mit historischen Baustoffen nach bauökologischen Gesichtspunkten funktionstüchtig restauriert.
Auch heute ist sie noch in Betrieb und hier wird sogar noch sehr produktiv Korn gemahlen. Aus dem wiederum entsteht das Mühlenbrot der Bäckerei Brinkhege, zu dem noch weitere historische Mühlen aus dem Osnabrücker Land ihren Beitrag leisten. Immer sonn- und feiertags zwischen 15.30 und 17 Uhr ist die Wassermühle zur Besichtigung geöffnet. Wer selbst in die Müllerei einsteigen möchte, kann sogar einen zweistündigen Kurs belegen und sich zum Hobbymüller ausbilden lassen.
An der Nette
Hier ist nun wirklich Zeit für eine Rast. Denn im flachen Wasser der Nette können wir unsere Füße kühlen oder einfach ein kleines Picknick abhalten. Oder wir lassen uns im urigen Biergarten der Gaststätte Knollmeyer nieder und gönnen uns ein kühles Getränk.
Anschließend setzen wir unsere Tour auf dem DiVa Walk in Richtung Rulle direkt an der Nette fort. Das ist besonders schön, denn das hübsche Flüsschen haben wir nun die meiste Zeit im Blick, während wir auf schattigen Waldwegen weiter wandern. Fast 20 Kilometer lang ist der Fluss, der westlich von Ostercappeln im Ortsteil Haaren entspringt. Unweit vom Osnabrücker Hafen mündet er in die Hase.
Vom Kletterwald zum Forellenhof
Wir passieren schon nach wenigen Metern auch den Kletterwald Nettetal. Sechs verschiedene Parcours mit insgesamt 600 Metern Strecke und unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden warten hier auf die Besucher. So bietet der Kletterwald Nettetal für kleine und große Besucher gleichermaßen sicheren und dem Können angepasste Klettermöglichkeiten.
Bei nur sehr leichten Steigungen biegt der Weg etwas tiefer in den Wald ein, bleibt aber trotzdem stets in der Nähe der Nette. Bald gelangen wir an ein Wehr, wo sich eine geschwungene Wellenliege für eine entspannte Rast anbietet. Auch ein überdachter Rastplatz lädt an dieser Stelle zur Pause ein. Das Rauschen der Nette bestimmt eindeutig die Kulisse an diesem Ort und wir haben die Gelegenheit, richtig abzuschalten.
Danach führt uns der DiVa Walk, zusammen mit dem TERRA.track Nettetal, bis an die Straße Am Forellenteich und wir passieren den Forellenhof Nettetal. Hier können wir uns mit einem leckeren Fischbrötchen im sonnigen Biergarten stärken. Auf kaum befahrenen Straßen setzen wir unsere Wanderung fort und kommen vorbei an der Fachklinik Nettetal. Wir setzen unseren Weg auf der Straße fort und gehen durch weitläufige Felder, die sich auf sanften Hügeln zu unserer Rechten erstrecken.
Zum Wallfahrtsörtchen Rulle
An dem Wegkreuz biegen wir nach links ab in die Straße Auf dem Hohn, gehen bis zur T-Kreuzung und biegen nach rechts ab in die Straße Haster Berg. An der nächsten Kreuzung geht es nach links und wir wandern wieder entlang der Nette und parallel zur Hauptstraße. Trotzdem ist es hier ausgesprochen idyllisch. Das gilt auch für die Allee, die sich wenig später anschließt und uns zum Kloster Rulle mit der berühmten Wallfahrtskirche führt, das den Endpunkt unserer heutigen Wanderung markiert.
Dass Rulle Wallfahrtsort ist, liegt vor allem an der Quelle des Marienbrunnens. Der Legende nach soll ein blinder Schäfer die Marienquelle entdeckt haben. Er zog einen Stock aus dem Boden. Als er ihn herauszog, strömte Wasser aus dem Loch. Mit dem Wasser bestrich sich der Schäfer seine Augen. Kurz danach konnte er wieder sehen. An der Stelle der Quelle befindet sich heute der Marienbrunnen. Das Wasser mit den heilenden Kräften zieht bis heute viele Pilger an.
Abschluss an der Pfarrkirche
Diesen Pilgern gehen wahrscheinlich ebenso wie uns ob des Anblicks der imposanten Wallfahrtskirche die Augen über. Die vier hoch aufragenden Kirchtürme, der verwinkelte Bau, das pure Ausmaß dieser Kapelle in dem verhältnismäßig kleinen Ortsteil Wallenhorsts – das alles lässt uns staunen!
Bereits 1180 n. Chr. begann der Bau der Pfarrkirche St. Ulrich direkt neben der Marienquelle. Heute ist sie als Gnadenkapelle Teil der Ruller St. Johannes Kirche. Der Name deutet auf eine ältere Johanneskapelle hin, deren Reste im Mauerwerk der heutigen Gnadenkapelle vermutet werden. 1233 n. Chr. wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt.
Warum will ich das wandern? Die ersten Kilometer sind etwas zäh, aber danach wird es immer schöner und in Gesamtheit weiß dieser Abschnitt mit Abwechslung und viel Idylle zu überzeugen.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★
Nette-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, ca. 13,6 km lang
Höhenmeter: ca 100 m
Gehzeit: 3,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Astruper Weg in Belm