Man reiche mir einen Eimer Farbe und einen Pinsel. Denn dieser Wanderweg sollte wirklich dringend eine eigene Markierung bekommen. Die heutige Tour ist einer der wenigen nicht ausgeschilderten Wege im Wanderlogbuch und eine Eigenkreation. Auf die bin ich allerdings mächtig stolz, denn sie ist – bei aller Bescheidenheit – rundum gelungen und bietet auf 8,5 Kilometern sehr viel Abwechslung, wenig Asphalt und viel Natur. Wir wollen die Bockholter Berge bei Greven erkunden, ebenso die Guntruper Heide, den Dortmund-Ems-Kanal und das Boltenmoor. Los geht’s!
Die Bockholter Berge
Vorab noch der Hinweis, dass der Name Bockholter Berge etwas irreführend ist. Denn Höhenmeter erwarten uns heute so gut wie keine. Die Bockholter Berge sind geprägt von Wald und sandiger Dünen- und Heidelandschaft. Geprägt ist das Gebiet vom mäandernden Gellenbach, von Kiefern- und Eichenwäldern, offenen Sandflächen und Trockenrasen mit Wacholderbeständen.
Auf den Sandflächen finden sich gefährdete Tierarten wie unter anderem die Heidelerche, der Eisvogel, der Schwarzspecht und die Zauneidechse, sowie Insekten wie Sandlaufkäfer oder Sandwespen. Das Gebiet wird zudem durch Bentheimer Landschafe beweidet, die die Vegetation zurückdrängen und somit das Gebiet offenhalten.
Ins Naturparadies
Wir starten unsere Erkundungstour durch dieses kleine Naturparadies am Wanderparkplatz an der Fuestruper Straße. Von hier nehmen wir die Straße, die von dem einzigen Haus wegführt. Kurz vor der Unterführung biegen wir nach links ab und betreten das 61 Hektar große Naturschutzgebiet. Sofort wandern wir auf idyllischen Waldwegen und orientieren uns an der ersten Gabelung nach rechts und an der nächsten Kreuzung abermals nach rechts.
Nun erreichen wir den naturbelassenen Gellenbach, der in engen Mäandern durch die Bockholter Berge fließt. Nicht tief, aber recht breit, nicht wild, aber doch munter plätschernd ist er nicht nur für die kleinen Wanderer ein echtes Wasserparadies. An seinen Ufern brütet auch der Eisvogel. Uns geht das Wandererherz auf und wir möchten am liebsten nur noch an seinen Ufern entlangstromern.
Am Gellenbach
Na gut, dann tun wir doch genau das! In diesem Bereich der Bockholter Berge ist die Wegevielfalt so groß, dass es nicht hilfreich wäre, nun den genauen Wegeverlauf zu beschreiben. Wir wählen ganz einfach immer den Pfad, der uns am nächsten zum Gellenbach weiterführt. Das ist einfach, praktisch – und zugleich ganz zauberhaft.
Gut einen Kilometer lang folgen wir so dem Gellenbach. Dann erreichen wir eine gerodete Fläche und ein großes Schild, das uns erklärt, warum hier gerodet wurde. Es geht darum, die ursprünglichen Sand- und Heidelandschaften wieder herzustellen und ihnen neuen Entwicklungsraum zu geben. Wie sie eines Tages aussehen könnten, erfahren wir wenige Schritte später.
In der Guntruper Heide
Denn dann biegen wir nach links ab und gehen durch das schwere Eisentor in die Guntruper Heide. Schmalere Pfade, die mit niedrigen Holzzäunen markiert und eingefasst sind, geleiten uns durch das Gebiet. Zu den typischen Bewohnern der Heiden und Sandmagerrasen zählen Wildbienen und wärmeliebende Heuschrecken. Bei genauem Hinhören können wir an sonnigen Tagen das feine Zirpen der seltenen Waldgrille vernehmen.
Um die Heidelandschaft als wichtiges Zeitzeugnis und wertvollen Lebensraum dauerhaft zu erhalten, wird sie jährlich mit Schafen der NABU-Naturschutzstation Münsterland beweidet. Mit etwas Glück begegnen wir auch ihnen.
Wir erreichen wieder durch ein Gatter den Hauptwanderweg, überqueren ihn aber nur und betreten auf der anderen Seite wieder die Heideflächen und die schmalen Wanderwege. Sie führen uns auch vorbei an einem leicht erhobenen Picknickplatz, von dem aus wir eine tolle Aussicht über das uns umgebende Naturparadies haben.
See-Umrundung und Emsüberquerung
Wenn wir ein weiteres Mal das Metallgatter passiert haben, halten wir uns rechts und dann sogleich wieder links. An der übernächsten Möglichkeit biegen wir an einer Schranke nach rechts ab. Nun erreichen wir einen hübschen Baggersee, der still vor uns ruht. Auf Wegen, die nach Regenfällen sehr matschig sein können, umrunden wir den See nach rechts gehend zur Hälfte.
Am Ende dieser Umrundung erreichen wir die Gittruper Straße und folgen ihr ein paar Meter nach links gehend und folgen dann ihrem Knick nach rechts. Der führt uns über eine Brücke und über die Ems, die hier von saftig grünen Wiesen und Weiden eingefasst ist. Ohnehin kann sich die Ems im gesamten Bereich rund um Greven durchaus sehen lassen. In weiten Teilen ist sie hier renaturiert worden und bietet Mensch und Tier ganz wunderbare Rückzugsmöglichkeiten!
Zum Dortmund-Ems-Kanal
Rund 500 Meter folgen wir der Straße weiter und biegen dann nach links ab. Über Schotter und Asphalt wandern wir nur kurz, dann erreichen wir einen Wiesenweg, dem wir weiter geradeaus folgen. Zu unserer Rechten liegt, von einem sehr urwüchsigen Waldbestand verdeckt, der Gittruper See, den wir nun ebenfalls zur Hälfte umrunden.
Wenn wir die asphaltierte Straße wieder erreichen, halten wir uns links. Etwa 500 Meter wandern wir nun geradeaus und erreichen schließlich den Deich des Dortmund-Ems-Kanals. Nur ein kleines Stück gehen wir nach links unterhalb des Deichs, dann steigen wir hinauf und wandern nun am Kanal entlang. Hier bietet sich nun auch die Möglichkeit, bei fast maritimen Flair ein kleines Picknick zu machen, die Beine über dem Kanal baumeln zu lassen und die Schiffe zu beobachten.
Der Dortmund-Ems-Kanal verbindet auf einer Länge von mehr als 220 Kilometern den Dortmunder Stadthafen mit Papenburg und der Ems. Der Kanal wurde nach nur siebenjähriger Bauzeit am 11. August 1899 als erster der großen Binnenschifffahrtskanäle durch Kaiser Wilhelm II. feierlich eröffnet. Gründe für den Bau war unter anderem die Entlastung der Eisenbahn, die alleine nicht mehr in der Lage war, die Produktion des Ruhrgebiets zu transportieren.
Ins Boltenmoor
Nach einigen weiteren Metern passieren wir eine etwas kuriose Stelle des Kanals, denn hier überquert (!) der Kanal die unter uns fließende Ems. Wir wandern noch ein kleines Stück weiter, bis über unseren Köpfen die Autos auf dem Schiffahrter Damm fahren. Direkt danach biegen wir nach links ab und gehen entlang eines Feldes weiter.
Dann erreichen wir mit dem Boltenmoor auch schon das nächste Naturschutzgebiet. Wir gehen zwar sogleich auf sehr schmalen, wunderschönen Pfaden, werden aber noch ein gutes Stück des Weges vom Autolärm auf dem links von uns gelegenen Schiffahrter Damm belästigt.
Das Boltenmoor ist als Naturschutzgebiet 34 Hektar groß und wir bewegen uns ausschließlich an seinem westlichen Rand. Kleinere Weiher, Moorwald und Moraste, Sandrasen und Eichen prägen die Landschaft in diesem Abschnitt, der von Wanderern offenbar weitgehend unentdeckt ist. Wir genießen die fast 1,5 Kilometer Abgeschiedenheit und die malerischen Wege.
Zurück zum Parkplatz
Dann erreichen wir die Telgter Straße und überqueren sie. Auf der gegenüberliegenden Seite folgen wir der Straße Bockholter Ring, folgen ihrem Knick nach links und biegen an der Kreuzung nach links ab. Wir überqueren noch einmal den Gellenbach und wandern durch ein kleines Waldstück bis zur Unterführung, die es uns ermöglich, unbeschadet den Schiffahrter Damm noch einmal zu unterqueren. Dann sind wir auch schon wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Warum will ich das wandern? Weil wir auf acht Kilometern komprimiert die unterschiedlichsten Natur- und Kulturräume erleben können, auf Wanderwegen wie sie im Bilderbuch stehen. Schatten und Sonne wechseln sich auf dieser Tour ebenfalls ab und zugleich säumt ungeheuer viel Wasser unsere Wege! Auf dieser Tour kann niemandem langweilig werden.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★ ★
Naturzauber-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8,5 km lang
Höhenmeter: 20 m
Gehzeit: 2,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wanderparkplatz Bockholter Berge (fürs Navi: Fuestruper Straße, 48268 Greven)