„Auf dem Holzweg sein/sich auf dem Holzweg befinden – mit einer Vorstellung, Meinung o. Ä. von etwas sehr irren“, sagt der Duden. Damit dürfen wir uns sicher sein, dass er nicht den Holzweg bei Hörste / Stapelage meint. Denn dieser ist zwar mitunter etwas langatmig, aber deshalb noch längst kein völliger Irrtum! Auf rund elf Kilometern und mit 130 Höhenmetern im Gepäck führt er durch Täler und über Kämme des Teutoburger Waldes. Dabei bietet er allerlei Lehrreiches zum heimischen Wald und mithin – man ahnt es – zu Holz.
Start beim Bienenschmidt
Wir starten unseren Tour auf dem Holzweg an der legendären Traditionsgaststätte Bienenschmidt. Seit 1961 bietet sie Wanderern mit dem großen Parkplatz nicht nur einen willkommenen Startpunkt für ausgedehnte Streifzüge über den Teuto-Kamm, sondern selbstverständlich im Anschluss auch die Möglichkeit, sich im großen Biergarten oder im rustikalen Restaurant bei westfälisch inspirierter Küche und einem kühlen Getränk zu stärken.
Doch zuerst machen wir uns auf den Weg, den Holzweg. Diesen weist uns auf unserer Wanderung das liebevoll gestaltete Wegezeichen: ein Specht an einem Baumstamm auf grünem Grund. Ihm folgen wir über den Parkplatz vom Bienenschmidt, den wir links liegen lassen. Hinter dem Biergarten biegen wir nach links ab.
Lyrik am Wegesrand
Ein langes Stück begleitet uns nun nicht nur der Hermannsweg, sondern zugleich auch der Literarische Wanderweg. Letzterer beschert uns immer wieder lyrische Tafeln am Wegesrand. Die Gedichte wurden von den Mitgliedern der Autorengruppen „Garten der Poesie“ und „LipPen“ verfasst und werden alle zwei Jahre aktualisiert. Ein Flyer gibt einen Überblick darüber, wo sich die Lese- bzw. Verweilstationen befinden und welche Gedichte den Spaziergänger und Wanderer dort erwarten. Dieser Flyer ist am Start- und Zielpunkt, in der Waldgaststätte Bienenschmidt kostenlos erhältlich.
Zunächst führt uns der Holzweg dabei durch etwas traurige Waldabschnitte. Denn die hier vorherrschenden Fichten sind zum größten Teil vom Borkenkäfer dahingerafft und abgeholzt worden. Das ist ein Bild, das uns auf dieser Wanderung leider immer wieder begegnen wird.
Über den Kamm zur Senne
Nach einem kurzen Schlenker verläuft der Weg recht geradlinig und breit und zunächst auf hellem Sennesand. Nach weiteren knapp zwei Kilometern beginnt dann allmählich unser Aufstieg auf den Kamm des Teutos, den wir heute gleich zweimal überqueren. Zwischen Hermannsberg (376 m) und Hörster Berg (307 m) schnaufen wir nach oben. Die hübsch gemachten Info-Tafeln am Wegesrand bieten uns hin und wieder eine willkommene Gelegenheit, stehenzubleiben – rein zu Weiterbildungszwecken, versteht sich!
Anschließend geht es auf dem Holzweg wieder sachte bergab und wir erreichen den Sennerandweg und biegen nach rechts ab. „Was ist eine Senne und kann man das essen?“, fragt sich nun der Wanderer, der nicht aus dieser Gegend kommt. Die Senne beschreibt eine Landschaft hier in Ost-Westfalen, zwischen Bielefeld, Paderborn, Detmold und Gütersloh. In der Senne entspringt auch die Ems. Die Senne ist geprägt durch Heidelandschaften, Gewässer und Moore und ihre seltene Flora und Fauna. Der Begriff geht auf das Althochdeutsche zurück und bedeutet in etwa so viel wie „Weidelandschaft“.
Entlang des StÜbPl Stapel
An dieser Stelle ist die Senne allerdings eher so etwas wie ein riesiger Sandkasten für die Bundeswehr. Denn zu unserer Linken liegt nun für die nächsten drei Kilometer der StÜbPl Stapel. Das ist Bundeswehrisch für Standortübungsplatz. Und ganz richtig ist es auch nicht, denn das 116 Quadratkilometer (!) große Gelände steht gar nicht unter Verwaltung der Bundeswehr, sondern nach wie vor unter der des britischen Militärs. Doch das ist ja auch kaum aus anderem Holz geschnitzt.
Die Briten, ebenso wie die Bundeswehr, halten hier noch regelmäßig Militärmanöver ab. Das können wir bei unserer Wanderung entlang des StÜbPl anhand der Spuren im Sennesand aus sicherer Entfernung auch gut erkennen. Betreten sollte man das Gelände aber keinesfalls, da verstehen die Damen und Herren in Uniform keinen Spaß und Schilder am Wegesrand, gezeichnet vom Standortältesten, erinnern uns alle paar Meter daran. Fügen wir uns lieber, wir wollen schließlich nichts auf dem Kerbholz haben.
Meditation am Sennerand
Auf diesem Abschnitt geht ansonsten eher meditativ, um nicht zu sagen etwas langweilig zu. Schnurgerade verläuft der Weg entlang der Senne. Das gibt uns die Gelegenheit, ein wenig darüber zu sinnieren, was es mit der Redewendung „auf dem Holzweg sein“ eigentlich so auf sich hat. Diese Redensart kommt von den Holzfällern. Ein solcher „Holzweg“ ist für den Transport von gefällten Bäumen bestimmt und endet deshalb oft unvermittelt im Wald oder in einer Sackgasse. Folgt man ihm also irrtümlich, erreicht man nicht sein Ziel, sondern muss bald umkehren. Schon Martin Luther erwähnte den Holzweg in seiner Sprichwörtersammlung.
Auf unserem Holzweg hingegen erreichen wir dann schließlich doch noch etwas, nämlich einen schönen Rastplatz mit Blick auf die Weiten der Senne. Wir stärken uns, lernen an der Schautafel noch etwas mehr über die Senne und ihre „Bewohner“ und ziehen weiter. Dann hat es mit der Langeweile auch bald ein Ende. Wir biegen links ab und müssen dafür sogar einigermaßen gut aufpassen, denn nach drei Kilometern geradeaus können wir die pfadartige Abzweigung leicht übersehen. Der weiße Wühlsand der Senne unter unseren Wanderschuhen, den wir nach rund hundert Metern erreichen erzeugt fast das Gefühl eines Strandspaziergangs.
Vorbei an den Hochmoorrindern
Wenig später überqueren wir den Stapelager Weg und erreichen nun das Zuhause der schottischen Hochmoorrinder. Mit etwas Glück (es sei dreimal auf Holz geklopft!) bekommen wir sie zu Gesicht, doch ihr Habitat ist groß und weitläufig zu beiden Seiten unseres Weges. Hier sind wir nun auch auf dem Wanderweg Ochsentour unterwegs, dem ehemaligen A3, den ich schon früher beschrieben habe.
Rund 1,5 Kilometer geht es nun wieder ziemlich zielstrebig geradeaus, dann biegen wir nach rechts ab und machen uns nun an den zweiten Aufstieg auf der Wanderung auf dem Holzweg. Wir wandern ein kurzes Stück zwischen Birken und Tannen, biegen links und dann sofort wieder rechts ab. Zwei weitere Info-Tafeln informieren uns hier nun auch über den Waldumbau im Teuto und über das Ziel, Buchen wieder zum Hauptbestandteil des Teutos zu machen. Dafür wird man allerdings noch recht viel Holz in den Wald tragen müssen.
Abschluss im Biergarten
Noch einen guten Kilometer geht es kaum merklich bergauf, ab dann war es das mit den Höhenmetern. Wir queren noch einmal den Stapelager Weg, passieren eine arg in die Jahre gekommene Schutzhütte, die von gerodeter Fläche umgeben ist und nähern uns dem Ende unserer Tour auf Holzweg. Noch insgesamt dreimal nehmen wir die jeweils rechte Abzweigung und erreichen dann wieder unseren Ausgangspunkt und haben uns nun ein kühles Belohnungsalster im Bienenschmidt-Biergarten mehr als verdient.
Warum will ich das wandern? Die Wege über den Kamm des Teutos sind in diesem Bereich zweifellos die schönere Wahl. Wer aber mal eine andere Perspektive einnehmen möchte, der Senne und den Hochmoorrindern näher kommen will und zugleich auch nicht davor zurückschreckt, noch etwas zu lernen, der wird sich auch an den etwas langweiligeren Passagen nur mäßig stören. Mein persönlicher Liebling wird der Holzweg dennoch nicht.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★
Romantik ★
Senne-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 11,1 km lang
Höhenmeter: 134 hm
Gehzeit: 3 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Wanderparkplatz am Restaurant Bienenschmidt (Fürs Navi: Kalkreute 100, 32791)