Der Piesberg Rundwanderweg gehört zu den abwechslungsreichsten Wanderwegen in der Region rund um Osnabrück. Jedes Mal, wenn ich ihn gehe, entdecke ich Neues und neue Blickwinkel. Insbesondere im Herbst, wenn der Blick von den teils hoch oben gelegenen Wanderwegen auf dem Piesberg hinunter auf das bunte Blätterdach fällt, erscheint mir dieser Weg besonders schön. Der Piesberg Rundwanderweg ist rund acht Kilometer lang und fordert dem Wanderer immerhin gut 200 Höhenmeter ab.
Auf dem Piesberg Rundwanderweg erwartet uns eine bunte Mischung aus Industriegeschichte, Erdgeschichte und abwechslungsreicher Natur. Vorab sei allerdings auch gesagt, dass es sich empfiehlt, den Weg als GPX-Track auf dem Handy zu haben, denn auf die Ausschilderung vor Ort kann sich der Wanderer leider nicht wirklich verlassen. Bei meinem letzten Besuch traf ich allein drei Paare, die mir berichteten, dass sie sich verlaufen hätten…
Start am Museum für Industriekultur
Wir starten unsere Wanderung auf dem Piesberg Rundwanderweg am Museum für Industriekultur am Fürstenauer Weg in Osnabrück. Ich empfehle unbedingt, den Weg ab hier im Uhrzeigersinn zu gehen – zum Einen sind die Steigungen so deutlich moderater und zum Anderen heben wir uns so das größte Highlight, nämlich die Aussichtsplattform an den Windrädern bis zum Schluss auf.
Der Einstieg in den Weg ist hinter dem Museum schnell gefunden. Er führt zunächst diesseits des Fürstenauer Wegs ein kleines Stück durch den Wald, quert dann die Straße und folgt ihr ein Stück. Danach knickt der Weg nach rechts ab in den Wald und wir lassen nun den Autoverkehr für die nächsten Stunden hinter uns.
Vorbei an Bergbaurelikten
Bei leichten Anstiegen passieren wir mehrere Felsformationen und Relikte des jahrhundertalten Bergbaus am Piesberg. Nach etwa 1,5 Kilometern geht es dann etwas stärker bergauf, teils über Treppen und wir erreichen ein besonders imposantes Bergbau-Relikt, den Stüveschacht.
Bis in das 15. Jahrhundert ist der Bergbau am Piesberg nachweisbar. Aber erst in den 1860er Jahren begann hier der Tiefbau. Zu diesem Zweck diente der Stüveschacht, der nach Ende seiner Nutzung in Vergessenheit geriet und nach und nach verfiel. Schließlich war er fast vollständig von Efeu überwuchert und bot einen wahrhaft märchenhaften Anblick. Inzwischen wird das Gebäude aber wieder hergerichtet. Die Arbeiten sollen allerdings noch bis mindestens 2021 andauern.
Zum Nordblick
Wir folgen dem Piesberg Rundwanderweg weiter bis sich der Weg schließlich gabelt und nach links die Aussichtsplattform „Nordblick“ ausgeschildert ist. Dieser Abstecher von rund 300 Metern lohnt unbedingt, die Aussicht ist überragend.
Von der Plattform „Nordblick“ schauen wir hinab auf Wallenhorst, Pye, erspähen bei guter Sicht in der Ferne die Ankumer, den Höhenzug des Teutoburger Waldes sowieso, sehen das inzwischen stillgelegte Kohlekraftwerk in Ibbenbüren und das noch immer dampfende Kernkraftwerk in Lingen. Von den Schildern am Treppengeländer, die plötzlich doch wieder den Rundwanderweg Piesberg ausweisen, lassen wir uns nicht irritieren und gehen zurück zur Weggabelung, nachdem wir uns satt gesehen haben.
Wir folgen dem Weg ein Stück geradeaus und gelangen nun an eine Schranke. Hier führt der Piesberg Rundwanderweg eigentlich nach links – auch wenn das hier nicht ausgeschildert ist. Wir aber unternehmen noch einen zweiten kurzen Abstecher. Der ist kaum länger als der Nordblick-Exkurs und führt uns zu den Johannessteinen.
Mystische Johannessteine
Diese Felsformation hat etwas Mystisches an sich und galt mehrere Generationen als heidnische Kultstätte. Das wiederum ging in erster Linie darauf zurück, dass man Einkerbungen in den Felsen entdeckt hatte. In der NS-Zeit wurden die Felsen dann gar zu einer Art germanischen Heiligtums hochgejazzt.
Was müssen die beiden Osnabrücker, die in den 1920er Jahren diese Einkerbungen vorgenommen hatten, um sie als Motiv für das Cover eines Märchenbuches zu verwenden, in dieser Zeit geschwitzt und gebangt haben! Erst viele Jahrzehnte später sagten die Beiden unter Eid aus, dass sie – und nicht etwa die alten Germanen – Urheber der Einkerbungen waren. Und plötzlich war’s mit dem germanischen Heiligtum Essig. Trotzdem geht von den Johannessteinen eine ganz besondere Atmosphäre aus – unbedingt ansehen!
Einblicke in den Steinbruch
Zurück auf dem Piesberg Rundwanderweg nimmt uns zunächst ein kleiner Trampelpfad bei der Hand, der sich zu einem ausgewachsenen Waldweg verbreitert und schließlich auf eine Straße trifft. Nach etwa 400 Metern Asphalt biegt der Weg nach links ab, wir aber unternehmen einmal mehr einen Abstecher, denn zur Rechten wartet wieder eine Aussichtsplattform auf uns.
Dazu müssen wir nur einige Höhenmeter extra machen und haben dann aber zum ersten Mal während unserer Wanderung einen spektakulären Blick in den Steinbruch. Wer mag kann anschließend noch das kleine Steinlabyrinth erkunden, das sich hier direkt um die Ecke befindet. Für Kinder ist das sicher eine willkommene Abwechslung.
Aufstieg zum Highlight der Tour
Zurück auf dem Piesberg Rundwanderweg nähern wir uns nun dem Anstieg zum Highlight dieser Tour. Der führt uns über mehrere Treppen unter anderem vorbei an der Grünabfallverarbeitung der Servicebetriebe Osnabrück. Hier kann dem Wanderer schon mal ein etwas penetranter Geruch in die Nase steigen. Wenn man es sich lange genug einredet, riecht es aber einfach nur nach Kamille.
Doch dieser Bereich ist dann auch schnell passiert und schnell nehmen die gigantischen Windräder, die sich über uns drehen unsere Aufmerksamkeit vollends in Beschlag. Es folgen weitere Treppen und schließlich sehen wir auch die große Aussichtsplattform auf gut 200 Metern üNN. Hier dürfen wir uns nun wie die Könige der Welt fühlen. Mindestens aber wie die Könige von Osnabrück.
Weitblick in alle Richtungen
Denn auf die Stadt und das Umland blicken wir hier nun huldvoll hinab und genießen ein 360-Grad-Panorama, das Seinesgleichen sucht. Außerdem können wir von hier dem Betrieb in einem der größten aktiven Quarzitsteinbrüche Mitteleuropas mit seinen bis zu 90 Meter steilen Wänden zusehen.
Mit etwas Glück ist es bei unserem Besuch einigermaßen windstill. Oft weht es hier oben allerdings ganz ordentlich, so dass es sich empfiehlt, etwas zum Überziehen dabei zu haben. An kälteren Tagen sollte auch unbedingt eine Mütze im Rucksack sein, sonst bleibt es bei einem eher kurzen Genuss des Ausblicks…
Über 1000 Stufen musst du geh’n
Wenn wir entweder halb erfroren oder satt gesehen sind, treten wir das letzte Teilstück auf dem Piesberg Rundwanderweg an und sehen auch sehr schnell, weshalb wir die Uhrzeigersinn-Variante gewählt haben. Denn nun steht Treppensteigen auf dem Plan. Und zwar nicht zu knapp. Zwei schier ewig lange und hohe Treppen gehen wir nun hinab und sind heilfroh, diese nicht hinauf laufen zu müssen.
Am Fuße der Treppen treffen wir auf die Schienen der Feldbahn, die die etwas bequemeren Besuch des Piesbergs bis zu den Treppen kutschiert. Wir folgen dem Schienenverlauf durch einen kleinen Canyon und über eine Brücke bis zum kleinen Feldbahn-Bahnhof. Hier führt uns eine weitere Brücke über den Fürstenauer Weg und zurück zum Museum für Industriekultur. Das können wir nun noch besuchen und werden die Welt der Industriegeschichte Osnabrücks jetzt garantiert mit ganz anderen Augen sehen!
Warum will ich das wandern? Weil der Piesberg Rundwanderweg unglaublich viel Abwechslung bietet, uns ein Gespür für Industriegeschichte vermittelt, Einblicke in die Erdgeschichte bietet und mit großartigen Ausblicken besticht.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Industriekultur-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8 km lang
Höhenmeter: 210 m
Gehzeit: 3 Stunden (plus viel Zeit zum Schauen!)
Schwierigkeit: mittel
Start: Parkplatz Museum für Industriekultur Osnabrück
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