Geologische Besonderheiten und spannende Relikte der Bergbaugeschichte wollen wir erkunden. Der Terra.track Geologischer Lehrpfad Hüggel in Hasbergen bietet uns auf rund sechs Kilometern bei gut 130 Höhenmetern die Gelegenheit dazu. Eine ebenso abwechslungs- wie lehrreiche Runde über den Hausberg Hasbergens, der eine mehr als bewegte Geschichte hinter sich hat.
Wir starten unsere Tour am Wanderparkplatz Roter Berg in Hasbergen und halten uns hier rechts. Die rot-weiße Ausschilderung des Terra.tracks Geologischer Lehrpfad Hüggel nimmt uns hier bereits in Empfang und geleitet uns auf unserer Wanderung sicher über den Hüggel. Zunächst folgen wir dem Weg entlang von Gartenhecken am Hang des Hüggels und erreichen schließlich einen Hohlweg, dem wir folgen. Die erste von mehreren Info-Tafeln am Wegesrand nimmt uns hier in Empfang und informiert uns über die Kalksteinschichten, die wir hier sehen können und über einen Teil der Erdgeschichte des Hüggels.
Bewegte Bergbaugeschichte des Hüggels
Der Rundweg macht nun bald eine Kehre und führt danach ein ganzes Stück auf breiteren Wegen. Hier erwartet uns schon die nächste Info-Tafel und wer die Augen entlang des Wegrands schweifen lässt, kann nun auch erste Spuren der Bergbaugeschichte des Hüggels entdecken. Und die reicht weit zurück! Bereits im 12. Jahrhundert erwähnt ein Dokument, dass eine „Silverkuhle“ hier dem Osnabrücker Dompropst gegenüber abgabepflichtig war. Im Jahr 1722 ließ der Fürstbischof Ernst August II. die Schürfarbeiten auf Silbererze wieder aufnehmen. Aus dem gewonnenen Hüggelsilber wurden Osnabrücker Münzen geprägt.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann dann der Abbau von Eisenerzen. Einige der Gruben, die inzwischen größtenteils zugewuchert sind, können wir heute noch entlang der Wanderwege des Hüggels entdecken. Gleiches gilt übrigens für die Relikte der ehemaligen Seilbahn, die vom Hüggelschacht am Silbersee bis zum Fuße des Berges in Holperdorp, das zu Lienen gehört, führte. Diese Seilbahn führte allerdings in erster Linie den am Silbersee abgebauten Kalkstein. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass auch Kohle am Hüggel gefördert wurde. Kein anderer Berg im Osnabrücker ist derart zerfurcht und durchgegraben vom Bergbau der letzten Jahrhunderte. Heute holt sich die Natur vieles davon zurück.
Am Silbersee
Besonders deutlich wird die Bergbaugeschichte des Hüggels am Silbersee, den wir wenig später erreichen. Auf Winnetou und Co. warten wir hier allerdings vergeblich. Den Namen hat die Vertiefung im Hüggel in erster Linie vom silbern schimmernden Wasser. Ein Eindruck, der durch das Kalkgestein am Boden entsteht. Aus unbekannten Gründen trocknet der Silbersee allerdings immer wieder komplett aus, so dass wir nur in den seltensten Fällen Zeuge dieses Anblicks werden. Zudem ist der Hang rund um den See inzwischen stark zugewachsen, weshalb der Blick auf ihn im Sommer ohnehin verstellt ist.
Dennoch gibt es hier viel zu entdecken. Einige Mauern der ehemaligen Verladestation sind hier noch erhalten und lassen sich erkunden, wenngleich der Rest des Silbersee-Gebiets in Privatbesitz ist und nicht betreten werden darf. Es sei denn im Rahmen von regelmäßigen öffentlichen Führungen, die sogar einen Einblick in den Hüggelstollen am Grund des Silbersees ermöglichen. Dies allerdings nur, wenn der Silbersee komplett trocken ist. Bis in die 1930er Jahre war hier, oberhalb des Silbersees an der alten Verladestation des Bergwerks, noch reger Betrieb, verluden fleißige Bergleute das geförderte Kalkgestein in die Seilbahn.
Sagenhafter Schmied und Hüggelzwerge
Wir folgen der Ausschilderung des Terra.tracks Geologischer Lehrpfad Hüggel weiter und nun wechselt der Weg häufig sein Gesicht. Von breiteren, forstwirtschaftlich genutzten wegen bis hin zu schmalen Pfaden ist nun alles dabei. Die Landschaft erscheint nun unberührter, Spuren des Bergbaus entdecken wir nur noch selten. Hier können wir uns nun auch ganz gut vorstellen, wie die zahlreichen Sagen und Legenden rund um den Hüggel entstanden. Die vom Hüggelschmied zum Beispiel, der über die Berggeister geherrscht haben soll. Oder die Geschichte von den Hüggelzwergen, die in den sogenannten Wüllekeslöckern lebten und ähnlich den Heinzelmännchen den Menschen in der Gegend des Hüggels viel Gutes getan haben sollen.
Keine Legende, sondern ganz real hingegen war der Osnabrücker Lehrer und Geologe Dr. Nikolaus H. Bödige. An ihn erinnert der Bödigestein, den wir auf unserer Wanderung nun als Nächstes erreichen. „Dieses ist mein liebster Platz mit Blick auf Osnabrück, und hier könnte ich wohl mein Leben beschließen“, soll Dr. Bödige gesagt haben. Und tatsächlich verschied er bei einer Hüggel-Wanderung an genau dieser Stelle im Alter von 67 Jahren am 16. Oktober 1926…
Zur Schönen Aussicht
Über schmale Pfade, vorbei an einem kleinen Teich, erreichen wir schließlich die „Schöne Aussicht“. Wie der Name erahnen lässt, öffnet sich hier hier der Hüggelwald nun ein Stück und gewährt uns einen Weitblick über Hasbergen und das nähere Umland. Bei guter Sicht erkennen wir am Horizont sogar das Wiehengebirge. Das, so erfahren wir auf einer weiteren Info-Tafel, ist gerade mal 20 Kilometer entfernt aber satte 100 Millionen Jahre jünger als der Hüggel.
Unser Rundwanderweg macht nun eine Kehre nach links und möchte uns dann in einen kleinen Weg nach rechts führen, der noch einen weiteren Schlenker über eigentlich sehr schöne, kleine Wege eröffnen würde. Besonders lang ist dieser nicht, aber prinzipiell die schönere Alternative als der breite Weg, der nun auf rund 300 Metern ziemlich geradeaus zurück zum Parkplatz Roter Berg führen würde. Dieser Weg nach rechts ist allerdings im Sommer stark zugewuchert und bietet einen wunderbaren Lebensraum für Zecken.
Wer mit den kleinen Biestern auf Kriegsfuß steht, wählt daher im Sommer besser den Weg geradeaus zum Wanderparkplatz, der hier auch bereits ausgeschildert ist. Wer furchtlos ist oder im Winter hierher kommt, kann getrost den Weg nach rechts einschlagen und wird mit einem hübschen Schlenker und einem letzten Blick in eine Tagebaukuhle belohnt. So oder so ist aber das Wandermobil in Kürze wieder erreicht und unsere Wanderung über den Hüggel beendet.
Ohrwurm für diese Wanderung: Misty mountains
Warum will ich das wandern? Weil der Hüggel eine ganz eigene Atmosphäre verströmt. Die Bergbaurelikte, das schiere Alter des Bergs, die Sagen und Legenden, von denen hier längst nicht alle aufgezählt worden sind – all das verleiht ihm etwas Mystisches, manchmal auch etwas Unheimliches. Der Geologische Lehrpfad bietet einen guten Einstieg in die Hüggel-Erkundung. Ein zweiter, blau markierter Track lädt ein, bei einem zweiten Besuch die Erkundung zu vertiefen – und es gib noch Einiges mehr zu entdecken!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Lern-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 5,9 km lang
Höhenmeter: 134 m
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht-mittel
Start: Wander-Parkplatz Roter Berg
4 thoughts on “Geologischer Lehrpfad Hüggel in Hasbergen”