Eher durch Zufall war ich bei meinen Wanderweg-Recherchen auf die Wistinghauser Senne bei Oerlinghausen gestoßen. Die Bilder weckten mein Interesse und schon bald war klar, dass der acht Kilometer lange lokale Rundwanderweg A3 durch die Wistinghauser Senne eines unserer nächsten Ziele sein würde. Nun ist es endlich so weit, wir parken unser Wandermobil auf dem Wanderparkplatz Welschenweg und machen uns im Uhrzeigersinn auf den Weg, der durchgängig als A3 prima gekennzeichnet ist.
Ein kleines Video von unserer Wanderung durch die Wistinghauser Senne haben wir auch mitgebracht:
Was ist die Senne?
Was genau denn eigentlich der Begriff Senne umschreibt, fragen mich meine Mitwanderinnen und schon muss ich passen. Daher ein kurzer Exkurs für den interessierten Wanderer nun hier: Die Senne beschreibt tatsächlich eine spezifische Region hier in Ost-Westfalen, zwischen Bielefeld, Paderborn, Detmold und Gütserloh. In der Senne entspringt auch die Ems. Die Senne ist geprägt durch Heidelandschaften, Gewässer und Moore und ihre seltene Flora und Fauna. Der Begriff geht übrigens auf das Althochdeutsche zurück und bedeutet in etwa so viel wie „Weidelandschaft“.
In der Wistinghauser Senne im Besonderen wird dem Begriff eine größere Bedeutung zuteil. Denn hier findet eine Renaturierung statt und zugleich ein behutsamer Umbau der Landschaft von monotonen Kiefernwäldern hin zu vielseitigeren Laubbeständen. Als „Landschaftspfleger“ sind dabei in einem Teilgebiet Ziegen, Exmoor-Ponys und sogar schottische Hochlandrinder im Einsatz. Diesen werden wir auch in Bälde schon begegnen.
Strandfeeling am Hang des Tönsbergs
Doch zunächst treffen wir auf ein anderes Charaktermerkmal der Senne: den feinen, weiß-gelben Senne-Wühlsand, durch den wir ein Stück des Weges gehen. Ein ähnliches Gefühl unter den Füßen hatte ich bei einer langen Strandwanderung am White Sand Beach nahe Khao Lak in Thailand. Na gut, und auf Norderney. Aber zumindest unter unseren Füßen stellt sich also Strandfeeling ein, wenngleich dieser Abschnitt nicht von langer Dauer ist.
Zunächst geht es etwa einen Kilometer gemächlich bergauf am Hang des Tönsberges, der übrigens ebenfalls gut durch Wanderwege erschlossen und auch eine Wanderung wert ist. Denn hier warten mit dem Meditationsweg, der Hünenkapelle, der Sachsenquelle und einigem mehr gleich verschiedene Highlights auf den Besucher. Die Sachsenquelle speist den Schnakenbach, den wir nun auch am Wegesrand sehen. Er ist ein kleines Phänomen, denn praktisch direkt an unserem Weg versickert der Bach wieder in der Erde. Erst ein paar Kilometer entfernt tritt dasselbe Wasser dann wieder aus der Erde.
Hermann und Wistinghauser Senne
Wo so viel geboten wird, wie auf dem Tönsberg, da ist im Teutoburger Wald selbstredend „Ollen Hermann“ nicht weit. Und so treffen wir nun auch auf das so vertraute weiße H auf schwarzem Grund und folgen dem Hermannsweg ein kleines Stück am Hang des Tönsbergs. Erst als es nach knapp drei Kilometern Gesamtweg den Hermannsweg nach links zieht, biegen wir nach rechts ab und wühlen uns wieder durch den hellen Sennesand.
Dann lichtet sich der Wald und die Senne tut sich vor uns auf. Eine Schautafel informiert uns über das, was uns nun erwartet und weiter oben bereits beschrieben wurde. Durch ein Gatter betreten wir den breiten Weg, der sich recht schnurgerade vor uns durch die Landschaft zieht.
Treffen mit Landschaftspflegern
Lange dauert es nicht, bis wir zu unserer Linken zunächst eine Gruppe Ziegen entdecken, die es sich hier sichtlich schmecken lassen. Schräg gegenüber grasen in einem abgesperrten Bereich mehrere Pferde und nochmals ein paar Meter weiter trotten ein paar ihrer Artgenossen ganz uneingezäunt durch die Landschaft. Warum die einen nun die Freiheit genießen, während die anderen eingezäunt leben müssen, bringen wir leider nicht in Erfahrung.
Alsbald kommen wir an eine Kreuzung. Schon auf der Karte haben wir gesehen, dass ganz in der Nähe der Flugplatz für Motorsegler und Ultraleicht-Flugzeuge ist, der auch über ein Café mit Biergarten verfügt. Da wir inzwischen große Lust auf ein kaltes Getränk ebenso wie auf einen Kaffee haben, folgen wir nun der Ausschilderung zum Flughafen-Bistro. Das bedeutet zwar einen Abstecher von einem Kilometer, aber da unsere heutige Tour nicht exorbitant zu nennen ist, sind wir entsprechend flexibel.
Flugplatz und Monotonie
Der Weg zum Flugplatz-Bistro bringt dann nicht nur die Begegnung mit einem schottischen Hochlandrind mit sich, sondern bietet auch noch Gelegenheit, dem sehr regen Treiben auf dem Flugplatz beizuwohnen. Fast im Minutentakt starten hier heute die Ultraleichtflugzeuge ebenso majestätisch wie lautlos in den blauen Himmel. Überhaupt ist der Weg ganz hübsch und abwechslungsreich, so dass wir den kleinen Umweg gern in Kauf nehmen. Und auch im Flugplatz-Biergarten sitzt es sich ganz trefflich und das Spektakel am Himmel verkürzt die Wartezeit auf die Getränke.
Derart gestärkt gehen wir anschließend denselben Kilometer wieder zurück zu unserem A3, der nun etwas einfallslos wird. Denn jetzt folgt eine extreme Gerade, die sich in ihrer bräsigen Monotonie doch ziemlich in die Länge zieht. Etwa einen Kilometer legen wir so zurück und sind heilfroh, als uns wieder ein schmalerer Waldweg bei der Hand nimmt und am Fuße der Barkhauser Berge zurück zum Wanderparkplatz führt.
Ohrwurm für diese Wanderung: Die Sennerin vom Königssee
Warum will ich das wandern? Weil wir hier sehr anschaulich lernen, was die Senne ausmacht und ein paar tierische Begegnungen jede Wanderung aufpeppen.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Senne-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8 km lang
Höhenmeter: 182 m
Gehzeit: 2,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wander-Parkplatz Welschenweg
1 thought on “Auf dem A3 durch die Wistinghauser Senne”