Paderborner Höhenweg Südrunde

Mit dem Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ darf sich der Paderborner Höhenweg schmücken. Das ist für uns Grund genug, diesen Wanderweg genauer in Augenschein zu nehmen! Mit mehr als 21 Kilometern und fast 500 Höhenmetern ist die große Runde für echte Genusswanderer freilich ein bisschen happig. Umso erfreulicher also, dass es durch eine Querverbindung eine Süd- und eine Nordrunde gibt. Heute wollen wir den südlichen Teil erkunden. Der Rundwanderweg ist ca. elf Kilometer lang und wartet mit 240 Höhenmetern auf. Das ist auch mit viel Genuss gut zu schaffen!

Das Kleine Viadukt führt auf 230 Metern über das Dunetal. Hier starten wir unsere Wanderung auf dem Südkurs des Paderborner Höhenwegs.
Das Kleine Viadukt führt auf 230 Metern über das Dunetal. Hier starten wir unsere Wanderung auf dem Südkurs des Paderborner Höhenwegs.

Hinzu kommt, dass es auf diesen gerade mal elf Kilometern auf dem Südkurs des Paderborner Höhenwegs so viel zu entdecken gibt, dass wir ohnehin etwas mehr Zeit zum Staunen, Lesen und zum genaueren Betrachten einplanen sollten. Und ein Picknick auf dem höchsten Punkt Paderborns planen wir auch. Also besser schnell los, es gibt jede Menge zu tun!

Infotafel wie diese gibt es entlang des Paderborner Höhenwegs an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten.
Infotafel wie diese gibt es entlang des Paderborner Höhenwegs an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten.

Start am Kleinen Viadukt

Wir starten unsere Tour auf dem Wanderparkplatz am Kleinen Viadukt in Neuenbeken. Den großen Bruder kennen wir schon aus meinem Buch „Teutoburger Wald. Wanderungen für die Seele“ von der Tour aus dem benachbarten Altenbeken. Die kleinere Ausgabe der historischen Eisenbahnbrücke stammt aus dem Jahr 1850.

Die schweren Sandsteinquader wurden seinerzeit im 40 Kilometer entfernten Wrexen an der Diemel aus den Felsen geschlagen. Mindestens vier Pferde brauchte es pro Quader, um die Felsblöcke überhaupt zu bewegen. Zu Regenzeiten, wenn die Straßenverhältnisse schlecht waren, war das eine Tour von bis zu drei Tagen.

Die bunte Beschilderung ist nicht zu übersehen und auf dem Paderborner Höhenweg auch absolut zuverlässig.
Die bunte Beschilderung ist nicht zu übersehen und auf dem Paderborner Höhenweg auch absolut zuverlässig.

Weitblick vom Parnacken

Damit wir mit einem Tag auskommen, gehen wir flugs weiter und entdecken nach wenigen Metern auch schon die grün-orangene Ausschilderung, die uns auf dem Paderborner Höhenweg durchweg sicher leiten wird. Sie führt uns sogleich einigermaßen steil bergauf. Nach etwa 500 Metern gestreckter Serpentine erreichen wir die Aussichtsplattform Parnacken. Von hier oben haben wir nicht nur einen tollen Blick auf die Eisenbahnbrücke, sondern auch ins dahinter liegende Beketal. Das Viadukt, das wir nun in der gesamten Pracht erblicken, ist übrigens 230 Meter lang und sehr regelmäßig verkehren hier auch Züge.

Nach ca. 50 Höhenmetern erwartet uns schon die Aussichtsplattform Parnacken.
Nach ca. 50 Höhenmetern erwartet uns schon die Aussichtsplattform Parnacken.
Von dort oben haben wir einen fantastischen Blick auf das Viadukt - und auf einen Zug müssen wir auch nicht lange warten!
Von dort oben haben wir einen fantastischen Blick auf das Viadukt – und auf einen Zug müssen wir auch nicht lange warten!

An der Aussichtsplattform kommen wir später auch wieder an und müssen uns nun also entscheiden, in welche Richtung wir unseren Rundkurs beginnen. Ich schlage vor, wir halten uns links – wer mag, folgt mir. Etwas mehr als einen Kilometer geht es auf dem Paderborner Höhenweg dann weitgehend eben am kahlgeschlagenen Hang entlang. Zur Linken haben wir eine unverstellte Sicht auf das Dunetal. Anders als das Beketal handelt es sich hier um ein für die Paderborner Hochfläche typisches Trockental. Nur nach sehr ergiebigen, langen Regenfällen führt es Wasser.

Das hübsche Dunetal liegt friedlich und still zu unserer Linken.
Das hübsche Dunetal liegt friedlich und still zu unserer Linken.
Zu unserer Rechte dagegen türmt sich das Kalkgestein auf.
Zu unserer Rechte dagegen türmt sich das Kalkgestein auf.
Das nehmen wir natürlich genauer in Augenschein!
Das nehmen wir natürlich genauer in Augenschein!

Das ist ja wohl die Höhe

Der Paderborner Höhenweg beschreibt eine Kehre, es geht zunächst leicht bergab, dann aber wieder bergauf. Zu unserer Rechten überragt uns Kalkgestein. Wir wandern sodann kontinuierlich bergauf und erreichen eine Anhöhe. Der Buchenwald endet, Fichten begleiten uns nun. Und vor uns surren unzählige Windräder durch die Lüfte – und luftig ist es hier! Im folgenden Abschnitt ist es besonders an kühleren, zugigen Tagen ratsam, eine Mütze und einen Schal dabei zu haben. Denn die Windräder stehen an dieser Stelle nicht ganz ohne Grund…!

Nun geht es durch einen echten Windpark - in jeder Hinsicht eine zutreffende Umschreibung.
Nun geht es durch einen echten Windpark – in jeder Hinsicht eine zutreffende Umschreibung.

Der Paderborner Höhenweg geleitet uns ein kleines Stück durch den Wald nahe der Windräder und biegt dann nach links ab. Nun können wir schon das Gipfelkreuz erkennen, das den 347 Meter über dem Meeresspiegel liegenden höchsten Punkt Paderborns markiert. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für eine kleine Vesper, einen Eintrag in das Gipfelbuch und natürlich für ein Gipfelfoto.

Auf dem höchsten Punkt Paderborns darf natürlich ein Gipfelfoto nicht fehlen.
Auf dem höchsten Punkt Paderborns darf natürlich ein Gipfelfoto nicht fehlen.
Nach einem weiteren windigen Abschnitt führt uns der Paderborner Höhenweg wieder in den etwas geschützteren Wald.
Nach einem weiteren windigen Abschnitt führt uns der Paderborner Höhenweg wieder in den etwas geschützteren Wald.

Buche mit zwei Beinen und Pestfriedhof

Anschließend wandern wir zum Waldrand weiter und halten uns dort rechts. Wir treffen auf einen asphaltierten Weg, den wir nach links weitergehen. Nach etwa 200 Metern, vor dem leichten Anstieg, schwenken wir nach rechts in einen Waldweg hinein. Der Paderborner Höhenweg führt uns nun zur Karl-Hagemeier-Hütte. Hier halten wir uns links und umrunden nun auf eher breiten Wegen einmal den Krayenberg. Da der Weg durchgehend so gut ausgeschildert ist, erspare ich uns die detaillierte Links-Rechts-Beschreibung an dieser Stelle.

Wer die Umgebung im Blick behält, kann im Frühjahr kleinere Vorkommen des Frühblühers Lerchensporn entdecken.
Wer die Umgebung im Blick behält, kann im Frühjahr kleinere Vorkommen des Frühblühers Lerchensporn entdecken.

Alsbald erreichen wir die Buche mit den zwei Beinen und die dazugehörige Schutzhütte. Leicht bergauf und bergab wandernd erreichen wir danach zunächst einen Aussichtspunkt an einem Acker, der uns auf Neuenbeken blicken lässt. Wenig später dann führt uns der Paderborner Höhenweg zum Pestfriedhof aus dem 17. Jahrhundert. Einige alte Grabsteine und das 4,50 Meter hohe Kreuz aus Eichenholz erinnern hier an die zahlreichen Pesttoten in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Wie an allen markanten Stellen auf dem Paderborner Höhenweg erwartet uns auch hier eine Infotafel. Diese lobenswerten Tafeln beschränken sich stets auf das Wesentliche und bieten leicht verdauliche Informationshäppchen.

Auch über die Buche mit zwei Beinen werden bestens informiert...
Auch über die Buche mit zwei Beinen werden bestens informiert…
Eine eigentümliche Stimmung erwartet uns auf dem Pestfriedhof.
Eine eigentümliche Stimmung erwartet uns auf dem Pestfriedhof.
Im Anschluss geht es weiter über stille Waldwege.
Im Anschluss geht es weiter über stille Waldwege.

Vermächtnis der Uhdens: Mausoleum und Glashütte

Rund 2,5 Kilometer geht es von hier an, stets leicht bergab und entsprechend beschwingt, immer in Waldrandnähe weiter bis wir schließlich den nächsten Point of Interest erreichen: das Mausoleum der Familie Uhden. Hier liegen die verstorbenen Mitglieder der Familie Uhden begraben. Da den verstorbenen Mitgliedern der Famile Uhden als Protestanten die Bestattung auf dem katholischen Friedhof in Neuenbeken verwehrt wurde, ließ Simon August Uhden in den Jahren 1842 bis 1846 ein Mausoleum für sich und seine Familie in unmittelbarer Nähe zu seiner Glashütte erbauen.

Auch hier lohnt es sich, der Infotafel Beachtung zu schenken. Das Schicksal der Familie Uhden und ihrer Zeitgenossen ist diese Aufmerksamkeit wert.
Auch hier lohnt es sich, der Infotafel Beachtung zu schenken. Das Schicksal der Familie Uhden und ihrer Zeitgenossen ist diese Aufmerksamkeit wert.
Das Mausoleum der Familie Uhden.
Das Mausoleum der Familie Uhden.

Das Mausoleum liegt in einer kleinen Senke, aus der wir nach eingehender Betrachtung wieder emporsteigen und sodann über die Glashüttenstraße – wenig überraschend – die Glashütte erreichen. In dieser Region, ausgehend von der Glasbläserhochburg Bad Driburg, war die Glaskunst ab dem 16. Jahrhundert recht weit verbreitet.

Die zehneckige Uhdenhütte ist heute das einzige noch erhaltene Glashüttengebäude aus der Frühzeit der Industrialisierung im norddeutschen Raum. Erhalten sind Reste eines unterirdischen Glasofens sowie eines Kühlofens. Benannt ist sie nach Simon August Uhden, dem Gründer der von 1829 bis 1911 bestehenden Glasmanufaktur. Von 1987 bis 1989 wurde die Glashütte auf Initiative der Neuenbekener Vereine restauriert. Gegenüber der Glashütte können wir das nicht minder hübsche Backhaus bestaunen, ein schlankes, hochaufschießendes Fachwerkgebäude.

Die renovierte Glashütte Uhden ist ein echtes Schmuckstück.
Die renovierte Glashütte Uhden ist ein echtes Schmuckstück.
direkt daneben entdecken wir noch Zeitzeugen des früheren Handwerks.
direkt daneben entdecken wir noch Zeitzeugen des früheren Handwerks.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite dagegen steht das schmucke Backhaus.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite dagegen steht das schmucke Backhaus.

Zurück zum Viadukt

Der Paderborner Höhenweg führt uns geradeaus weiter, immer nahe der Bahntrasse und schließlich wieder in den Wald. Nun folgt noch ein allerletzter, aber nicht sonderlich kräftezehrender Anstieg und dann erreichen wir auch wieder die Aussichtsplattform Parnacken und können ein letztes Mal die Aussicht genießen. Dann geht es auf dem bekannten Weg wieder bergab zum Wanderparkplatz und wir beschießen, schon recht bald wiederzukommen, um auch den nördlichen Teil vom Paderborner Höhenweg zu erkunden.

Warum will ich das wandern? Der Paderborner Höhenweg hat auf seinem Südkurs alles, was es für einen richtig schönen Wandertag braucht: eine abwechslungsreiche Streckenführung, viele Highlights in den perfekten Abständen zueinander, eine vorbild.

Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ 
Historien-Faktor ★ ★ ★ ★

INFOS
Rundwanderweg, 11,3 km lang
Höhenmeter: 238 m
Gehzeit: 3,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht-mittel
Start: Wanderparkplatz Kleiner Viadukt (Fürs Navi: Dune, 33100 Paderborn, Abzweigung ab L755)

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Am Liebsten draußen und auf Wanderwegen unterwegs. Von Osnabrück über das Münsterland, von Rhein bis Mosel, vom Teuto bis zu den Alpen - kein Wanderweg ist vor mir sicher!
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