Knapp 14 Kilometer und gut 400 Höhenmeter stehen an unserem letzten Wandertag auf dem Moselsteig 2017 auf dem Programm. Der Weg wird uns heute von Beilstein bis nach Cochem führen. Die größte Herausforderung für diesen Tag aber werden die Temperaturen sein, die uns sehr viel mehr Schwierigkeiten bereiten werden, als wir ahnen…
Wir starten unsere Wanderung auf dem Moselsteig von Beilstein nach Cochem mit einigen recht gemütlichen Kilometern über schmale Pfade durch die Weinberge am Rande Beilsteins. Zwar geht es immer mal wieder bergauf und bergab und die Hänge, an denen wir uns bewegen sind steil und lassen erahnen, wie schwierig hier der Weinanbau ist. Doch wirklich anstrengend ist die Wanderung in diesem Abschnitt nicht.
Aufstieg durch das Kabeiner Bachtal
Wir passieren Bruttig-Fankel, steigen zu dem Örtchen hinab, gehen an der Kirche St. Margaretha vorbei und queren eine größere Straße. Dann aber beginnt die Anstrengung und es geht durch das Kabeiner Bachtal hinauf. Glücklicherweise durch den Wald, denn die Wettervorhersagen scheinen Recht zu behalten: Bis zu 30 Grad und viel Sonne sind angekündigt, der Schatten und der ebenfalls Kühle spendende Bachlauf zu unserer Seite kommen uns sehr gelegen. Gut 200 Höhenmeter machen wir jetzt auf einer Strecke von nur einem Kilometer, nicht selten über Treppen.
Kurz nachdem wir den höchsten Punkt dieses Abschnitts erreicht haben, zweigt ein Weg nach links ab, an dessen Ende eine Aussichtsplattform auf uns wartet. Die lassen wir uns natürlich nicht entgehen und machen den kurzen Abstecher. Von hier oben haben wir dann auch einen herrlichen Blick auf die Mosel, die sich vor uns durch ihr Tal schlängelt.
Düstere Prophezeiung
Über breitere Wege und immer wieder mit Blick auf die Mosel gehen wir weiter und erreichen die kleine Ortschaft Valwigerberg oberhalb des Moselstädtchens Valwig. Die wenigen Gaststätten haben ausgerechnet an diesem Tag geschlossen. Doch schließlich finden wir einen Gastwirt, der uns ausnahmsweise auch an seinem Ruhetag ein kaltes Getränk in seinem Biergarten serviert, in dem wir sogar ein schattiges Plätzchen finden.
Er erkundigt sich, wohin wir wollen und verzieht das Gesicht, als wir ihm die weitere Strecke mitteilen. „Da kommt ihr in die Felsen auf dem Hahnenberg und der Brauselay. Das ist nicht gut. Wird viel zu heiß dort heute, da gibt’s weit und breit keinen Schatten“, unkt er. Wir danken ihm für das Getränk und schlagen seine Warnung in den ganz und gar nicht aufkommen wollenden Wind.
Treffen mit Apollo
Ab jetzt geht es eigentlich nur noch sachte bergab und sogar zunächst durch schattige Wälder und wir fragen uns, wie es sein kann, dass der Gastronom so wenig von seiner Heimat weiß. Doch dann erreichen wir den Hahnenberg und sehen nun, was er gemeint hat.
Vor uns ziehen lang und breit die Weinstöcke über den Felsen, der zwar reichlich grün ist, aber völlig frei von schattigen Plätzen. Hier beginnt nun übrigens auch der Apolloweg, benannt nach dem sehr hübschen Falter Roter Apollo. Er ist insgesamt sehr selten und kommt in unseren Breitengraden tatsächlich nur in diesen Weinbergen an der Mosel vor. Und tatsächlich gerät einer dieser Falter nicht nur in unser Blickfeld, sondern lässt sich sogar vor der Kameralinse nieder.
Wanderstreik in der Brutzelay
Das lenkt allerdings nur kurz von der unerträglichen Hitze in den Weinbergen ab. Schäferhündin Bora hechelt bedenklich und wir gönnen ihr und uns fast 20 Minuten im Schatten der einzigen Schutzhütte weit und breit. Doch es zeigt sich: Das hilft wenig. Nach nur wenigen Metern, sucht sich die treue Hündin einen winzigen Schattenplatz und ist am Ende. Sie tritt in den Wanderstreik. Mitten in den Felsen der Brauselay, die heute eher den Namen Brutzelay verdient hätte.
Während sich nun Jens ganz rührend um die streikende Wanderhündin kümmert, schwärmt der Rest von uns aus, um eine Alternative zu suchen. Wir müssen raus dem Felsen und runter zur Mosel. Dort gibt es zumindest hier und da einen Baum und damit Schatten nicht nur für Bora. Denn auch wir können nicht ewig in der Gluthitze ausharren.
Auf direktem Weg zur Mosel
Schließlich finden wir eine Möglichkeit, recht steil durch die Weinberge hinabzusteigen. Bora jedoch wird nicht selbst gehen können. Wir müssen sie tragen. So ein Schäferhund ist nicht nur schwer, sondern ausgesprochen unhandlich. Wir schaffen es dennoch recht schnell bis runter an die Mosel.
Im Schatten eines großen Baumes lassen wir Bora wieder zu Kräften kommen, reden ihr gut zu, geben ihr unsere kompletten Wasservorräte und benetzen auch ihr Fell damit, um sie weiter abzukühlen. Schließlich glauben wir, dass wir den letzten Kilometer bis zum Hotel antreten können. Doch da Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, trägt Jens auch auf diesem letzten Stück die erschöpfte Hündin.
Kaum haben wir im Hotel unsere Zimmer bezogen, fegt draußen dann völlig unerwartet ein Gewitter durch das Moseltal, das sich gewaschen hat. Dicke Hagelkörner prasseln auf das Vordach des Hotels und reinigen die Sommerluft. Passend zum Abendessen ist es wieder trocken und wir können in einem weiteren lauschigen Biergarten den letzten Abend an der Mosel genießen.
Warum will ich das wandern? Die schmalen Pfade durch die Weinberge zu Beginn und das idyllische Kabeiner Bachtal mit dem anschließenden Moselblick sind bereits wunderbar. Bei weniger heißen Temperaturen ist zweifellos auch die Brauselay ein Hochgenuss – Apollofalter inklusive!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Brutzel-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, 13,8 km lang
Höhenmeter: 410 m
Gehzeit: 4,5 Stunden
Schwierigkeit: schwer
Start: Innenstadt Beilstein