Zwei Schlösser, ein romantisches Flusstal, ein Aussichtsturm, ein Kanal und ein schmaler Pfad durch den Urwald – schwer zu glauben, dass das im Niemandsland zwischen Kalkriese und Venne möglich sein kann! Und doch beschert uns dieser elf Kilometer lange Abschnitt des Diva Walk genau eine solche Wanderung, die wir so schnell nicht vergessen werden. Besonders anstrengend wird es nicht – gerade mal rund 100 Höhenmeter warten auf uns.
Wir starten unsere Tour auf dem DiVa Walk am Wanderparkplatz in direkter Nachbarschaft der Bauerncafés Varus Deele nahe dem Museum und Park Kalkriese an der Venner Straße. Am Parkplatz gabelt sich die kleine Nebenstraße direkt und wir nehmen die linke Variante. Schon nach gerade mal 300 Metern erreichen wir Schloss Neu-Barenaue.
Britain in Bramsche
Etwas wuchtig erhebt sich der Bau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu unserer Linken und wirkt wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film. Wir können uns gut vorstellen, dass gleich die junge modelhafte Adelige auf einem ganz leicht ungestümen Schimmel dahergeritten kommt und vom etwas zu geleckt aussehenden Gärtner angeschmachtet wird. Indeed: Britain in Bramsche!
Ganz so herrschaftlich geht es heute hier allerdings genau genommen nicht mehr zu. Das Haus ist in sechs Einzelhaushalte unterteilt, die zum Teil von der Familie von Bar, den ursprünglichen Erbauern, bewohnt werden. Ein 2.000 Quadratmeter großer, wildromantischer Garten mit einem alten Baumbestand gehört ebenfalls zum Schloss. Ein Gärtner ist also gar nicht mal so unwahrscheinlich…!
Weiter zu Miss Marple…
Lösen wir uns – vorübergehend – von den filmischen Fantasien und dem Schloss und ziehen weiter. Durch das kleine Wäldchen gehend erreichen wir den Mittellandkanal und halten uns links. Wir überqueren den Kanal an der nächsten Brücke und folgen dem Barenauer Weg nach rechts, bis er in die Straße Campemoor übergeht.
Wir passieren an der Kreuzung einen offiziellen DiVa Walk Rastplatz und gehen nun durch ein Fachwerkensemble kleiner und größerer Häuser, das sich ebenfalls prima für unsere britische Verfilmung eignen würde, aber auch in einem Miss Marple-Film bestens aufgehoben wäre. Die Vermutung, dass hier früher die Bediensteten der hohen Damen und Herren lebten, liegt nahe.
Altehrwürdiges Schloss
Gut 800 Meter folgen wir weiter der Straße und dann biegt der DiVa Walk nach rechts über eine kleine Holzbrücke ab. Wir jedoch gehen erst noch ein kleines Stück geradeaus, denn um ein Haar hätten wir hier sonst das nächste Highlight der Strecke verpasst: Schloss Alt Barenau.
Das versteckt sich am Straßenrand hinter alten, mächtigen Bäumen und verwehrt dem Besucher mittels Torhaus und Brücke den Zugang. Doch auch von der Straße können wir einen guten Blick auf das urmelalte Wasserschloss erhaschen. Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts ist das erste Mal über diesen Herrensitz etwas zu Papier gebracht worden. Die steinerne Brücke, die weiß getünchten Wände, die roten Fensterverkleidungen – wenngleich alles in die Jahre gekommen ist, der Anblick ist dennoch imposant!
Ländliche Idylle
Zurück auf dem DiVa Walk betreten wir über die Holzbrücke nun einen Feldweg, wandern zwischen Acker und Bäumen, biegen schließlich in ein kleines Wäldchen ab und begegnen einem kleinen Flusslauf und abermals einem DiVa Walk Rastplatz.
Schließlich erreichen wir die Alte Heerstraße, halten uns links und sogleich wieder rechts und biegen in die Straßen Zum Langholz ein. Wir überqueren abermals den Mittellandkanal und biegen an der nächsten Kreuzung nach links in die Cheruskerstraße ein. Hübsch ländlich führt sie uns bis zur Engterstraße, der wir nun nach links folgen.
Kurzer, reizloser Abschnitt
Dies ist ein trauriger, reizloser Abschnitt, bringen wir diesen Kilometer also ganz schnell hinter uns. Wenn das geschafft ist, queren wir die Straße und gehen in den Burlagen Weg, der schon zu Venne gehört. Am Ziel sind wir jedoch noch lange nicht!
Wir passieren einen Parkplatz mit mehreren Info-Tafeln und biegen hinter ihnen direkt nach links in den Wald ab. Hier nimmt uns eine sehr liebevoll angelegte, überdachte Wassertretstelle in Empfang. Schade nur, dass das Wasser arg modrig ist und wir unsere Füße daher lieber in den Schuhen lassen. Der nun folgende Abschnitt entschädigt uns dafür aber für die entgangene Abkühlung und den letzten Kilometer.
Wildromantisches Flusstal
Denn nun geht es auf mehr als einem Kilometer durch ein so wildromantisches Flusstal, dass wir kaum glauben können, noch in Norddeutschland zu sein. Durch dichten Baumbestand und immer in Sichtweite des kleinen Flusslaufs windet sich der Weg hier durch das Tal und den Hang empor. Steinerne Stufen helfen uns mitunter nach oben und wir können uns an der unberührten Natur kaum satt sehen!
Viel zu schnell endet dieser Abschnitt und wir erreichen ein Feld, dem wir ein kleines Stück nach rechts folgen. Jetzt sehen wir aber auch schon den 20 Meter hohen Venner Aussichtsturm sich vor uns in den Himmel strecken.
Weitblick vom Venner Aussichtsturm
Der DiVa Walk führt uns direkt zu ihm und wir lassen uns die spektakuläre Aussicht auf das Osnabrücker Land natürlich nicht entgehen. Wir erspähen Osnabrück mit dem Piesberg und der Katharinenkirche, sehen das Kraftwerk in Ibbenbüren und blicken auf die Dammer und Stemweder Berge und selbstredend auf das Wiehengebirge.
Nach dem Abstieg vom Venner Aussichtsturm folgen wir weiter der orange-blauen Markierung des DiVa Walk und biegen nach links in die Schillingheide ein. Gleich gegenüber dem Biohof führt uns der Weg nach links über eine Weide und schließlich an deren Ende in einen Wald, wo die nächste Überraschung wartet.
Im Urwald
Denn dieser Wald ist so naturbelassen, die Wege sind so schmal, der Farn am Wegesrand mehr als mannshoch, dass wir uns wie im Urwald fühlen. Wilde Beeren wachsen am Wegesrand, kleine Bäche winden sich entlang des Weges durch das Unterholz und wir saugen den Duft der Kiefern, Fichten und Buchen tief in unsere Lungen – wunderbar!!
Fast zwei Kilometer geht es so. Anstrengen müssen wir uns hier nicht, der Weg verläuft auch hier praktisch eben und wir können uns ganz auf das Naturerlebnis konzentrieren. Wenn sich am Ende der Wald wieder lichtet und wir das Feld vor uns sehen, sind wir voll aufgeladen mit Endorphinen.
Abschluss im Bauerngarten
Wir erreichen über den Feldweg den Pastorenweg, folgen dann nach links der Osnabrücker Straße und erreichen schließlich unser Ziel, das schmucke Heimathaus mit dem nicht minder attraktiven Bauerngarten im Herzen Vennes. Hier können wir uns nun noch in perfekter Picknickatmosphäre ein Wanderbrötchen zum krönenden Abschluss unserer ersten Tour auf dem DiVa Walk gönnen.
Der DiVa Walk
Der DiVa Walk ist ein rund 105 km langer Rundwanderweg im Osnabrücker Land. Der Name setzt sich aus zwei Highlights der Strecke zusammen – den DInosaurierspuren bei Barkhausen und dem Ort der VArusschlacht bei Kalkriese. Der Prädikatsweg ist durchgängig markiert – entweder mit Schildern (Foto) oder mit einer an Bäumen angebrachten orange-blauen Markierung.
Warum will ich das wandern? Weil uns dieser DiVa Walk Abschnitt immer wieder aufs Neue überrascht! Auf nur elf Kilometern ist er so reich an Highlights, dass selbst der einigermaßen schäbige Kilometer entlang der Osnabrücker Straße nicht ins Gewicht fällt!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Britain-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, ca. 11,4 km lang
Höhenmeter: ca 114 m
Gehzeit: 3,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wanderparkplatz nahe der Varus Deele (für’s Navi: Varus Deele, Venner Str. 67, 49565 Bramsche)
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