Der vierte Tag unserer Tour auf dem Malerweg soll uns von Lichtenhain nach Schmilka führen. Da wir die Etappe des Vortages leicht verkürzt haben, steht heute eine längere Strecke auf dem Programm: Knapp 20 Kilometer und fast 800 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Damit liegt die anstrengendste Etappe unserer gesamten Wanderung auf dem Malerweg vor uns. Gut 25 Grad sind vorausgesagt, doch wir rechnen mit vorrangig schattigen Waldwegen.
Doch zunächst müssen wir zurück auf den Malerweg. Wir sagen dem hübschen Lichtenhain Adé und machen uns an den Abstieg zurück zum Lichtenhainer Wasserfall, wo wir wieder auf den Malerweg treffen. Ihm folgen wir von nun an wieder ganz anständig bergauf, vor allem über breite, in Serpentinen sich windende Forstwege.
Das ist recht eintönig und setzt damit auch eine passende Ouvertüre zur heutigen Etappe. Willkommene Abwechslung bietet da die Ansammlung von hunderten Steinmanderln, die wir am Wegesrand entdecken. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, hier auch eine eigene Steinmanderl-Kreation hinzuzufügen.
Kuhstall und Himmelsleiter
Unser erstes Etappenziel ist die Felsformation Kuhstall, die wir nach rund drei Kilometern und den ersten 150 Höhenmetern erreichen. Der Kuhstall ist das nach dem Prebischtor zweitgrößte Felsentor im Elbsandsteingebirge. Direkt am Kuhstall befindet sich, mit einem Geländer gesichert, ein Aussichtspunkt und wir genießen den Blick über die unendlich erscheinenden Wälder und Hügel, die sich hier vor unserem Auge erstrecken.
Doch es geht noch besser: Etwa in der Mitte der Felsformation führt eine steile Treppe durch einen schmalen Felsspalt nach oben, die sogenannte Himmelsleiter. Am oberen Ende der Treppe befindet sich ein weiterer Aussichtspunkt mit Panoramablick über die Sächsische Schweiz. Das lassen wir uns natürlich ebenso wenig entgehen wie eine kleine Erkundungstour rund um den Kuhstall. Die zerklüfteten Felsen bieten jede Menge harmlosen Kletterspaß. Problemlos könnten wir uns hier noch länger aufhalten, doch die anspruchvolle Tour des heutigen Tages treibt uns weiter…
Durch eine Felsspalte zwischen hoch und steil aufschießenden, mit Moos bewachsenen Felswänden führt uns der Malerweg nun wieder in die Tiefe. Zahlreiche Stufen bringen den Wanderer hier immer weiter nach unten. Angenehm kühl ist es hier. Nach den vielen Höhenmetern, bei steigenden Temperaturen und der Kletterei am Kuhstall kommt uns das sehr entgegen.
Felsenmühle und Neumannmühle
Über breite Waldwege, vorbei an immer neuen Felsformationen am Wegesrand setzt sich unser Weg auf den nächsten zwei Kilometern fort. Schließlich erreichen wir die Felsenmühle, die wir nur von oben zu sehen bekommen. Schon seit der Mitte des 17. Jahrhunderts steht hier eine Mühle und sie ist bis heute als Sägemühle in Betrieb.
Nach einem weiteren Kilometer steht die nächste Mühle auf dem Programm, denn wir erreichen Neumannmühle, eine winzige Siedlung im Nirgendwo. Der Namensgeber ist heute inzwischen ein historisches Denkmal. Hier legen wir eine kleine Brotzeitpause ein, denn inzwischen haben sich am Himmel in einiger Entfernung dichte schwarze Wolken versammelt und wir hören es immer wieder grummeln. Am Ende aber zieht das Gewitter an uns vorbei und wir machen uns wieder auf den Weg.
Lange Mienen auf dem Malerweg
Nach einem kurzen Aufstieg leistet sich der Malerweg nun etwas Ungewöhnliches: Er wird langweilig. Langatmig. Eintönig. Vier Kilometer laufen wir geradeaus durch den Wald. Keine Aussicht, keine spektakulären Felsen, nur sehr viele Bäume. Nichts gegen Bäume, aber wir sind von den vergangenen drei Tagen so verwöhnt, dass wir mit etwas langen Mienen diesen Teil der heutigen Etappe absolvieren.
Wir erreichen schließlich den Waldrand und eine Schutzhütte. Glücklicherweise, denn nun setzt tatsächlich Regen ein. Zusammen mit einem sehr, sehr schweigsamen älteren Ehepaar warten wir das Ende des Schauers ab und nutzen die Gelegenheit auch für eine kleine Stärkung.
Aussicht auf: Wald
Schon nach einer guten Viertelstunde können wir unseren Weg fortsetzen, der nun zunächst ein Stück entlang einer Straße führt, ehe es schließlich wieder nach rechts in den Wald geht. Hier steht ein schweißtreibender Anstieg an. Denn Abkühlung hat das kurze Schauer nicht gebracht. Stattdessen herrscht nun so etwas wie Gewächshaus-Atmosphäre. Auf nicht einmal 500 Metern schaffen wir die 100 Höhenmeter – und sie uns.
Durch ein kleines Felsenmeer setzt sich der Malerweg eben fort und wir gelangen schließlich an eine Aussichtsplattform und abermals bietet sich uns ein Blick über die waldreiche Landschaft. Unser Etappenziel Schmilka können wir jedoch nirgends ausmachen. Wie lange wird uns der Malerweg noch durch den Wald schicken?
Zum Großen Winterberg
Es folgt ein ebenso steiler Abstieg größtenteils über Treppen und wir queren an dessen Ende den Fluss Kirnitzsch. Es schließen sich zwei weitere Waldkilometer an und wir erreichen die mitten im Wald gelegene Gastwirtschaft Zeughaus. Wir nutzen die Gelegenheit, ein kaltes Getränk zu uns zu nehmen, denn inzwischen ist es amtlich warm und der Schweiß läuft uns von der Denkerstirn.
Das ist auch keine schlechte Idee, denn nun schließen sich fast vier Kilometer an, auf denen es fast ununterbrochen bergauf geht. Denn wir schicken uns an, den Großen Winterberg zu besteigen. Wahnsinnig abwechslungsreich ist auch dieser Abschnitt auf dem Malerweg leider nicht. Ein Bohlenweg auf den letzten paar hundert Meter ist schon das erbaulichste Highlight, das wir ausmachen.
Wieder nix
Wir freuen uns auf ein weiteres kühles Getränk im Biergarten der Gaststätte, die auf dem Winterberg beheimatet ist. Nicht nur damit, sondern auch mit dem Ausblick vom Aussichtsturm wollen wir uns belohnen. Von dem Blick vom Turm versprechen wir uns viel, denn schließlich ist der Große Winterberg satte 543 Meter hoch. Die sind wir nun mühsam hoch gestiegen und wollen nun auch mit einer spektakulären Weitsicht belohnt werden.
Oben angekommen ist die Enttäuschung daher umso größer als wir feststellen müssen, dass die Gaststätte geschlossen hat. Ein paar Handwerker arbeiten hier etwas lustlos im Hinterhof. Auch der Aussichtsturm ist geschlossen. Wir nehmen einen Schluck warmen Wanderwassers aus dem Rucksack und verlassen diesen traurigen Ort mit hängenden Köpfen.
An der Kipphorn-Aussicht und Abstieg nach Schmilka
Einen kurzen Abstecher vom Malerweg legen wir dann aber doch noch ein, denn die Kipphorn-Aussicht ist kurz unterhalb der Gaststätte ausgeschildert. Vielleicht bekommen wir doch noch etwas zu sehen… Und tatsächlich – nach gut 500 Metern erreichen wir den Felsvorsprung, der einen tollen Blick über das vor uns liegende Elbtal und weit über die andere Seite der Elbe bietet. Dort also werden wir in den nächsten Tagen wandern!
Es folgt der Abstieg vom Großen Winterberg. Und der hat es in sich. Denn nicht nur geht es recht steil bergab, darüber hinaus ist der Weg auch oftmals mit Findlingen verstärkt. Und die sind noch immer feucht vom Regen. Bei dem einen oder anderen beinahe fatalen Fehltritt denke ich an das Goethe-Wort „Halb zog es ihn, halb sank er hin“. Wir gehen behutsam und langsam die letzten zwei Kilometer bis nach Schmilka, das uns schließlich in Empfang nimmt.
Zauberhafter Bio-Ort
Wäre dieser Ort am Elbufer nun nur ein verschlafenes, trostloses Nest, ich wäre dem Malerweg ob dieser Etappe recht ungnädig gewesen. Doch stattdessen erwartet uns hier ein kleiner, unglaublich einladender Ort mit bunten, verwinkelten Fachwerkhäusern und sehr viel Charme. Wir fühlen uns augenblicklich wohl.
Der Ort ist weit über die Sächsische Schweiz bekannt für das örtliche Engagement für Bio-Lebensweise, das vor allem auf einen lokalen Unternehmer zurückzuführen ist. In einem seiner Hotels übernachten wir auch und kehren auch in seinem Biergarten ein. Der ist ebenfalls unglaublich urig, gemütlich und ein echtes Unikat.
Das hauseigene Bio-Bier schmeckt uns so gut, dass wir die freundlichsten Service-Kräfte der Sächsischen Schweiz bitten, uns für die Zeit nach Ladenschluss noch ein Getränk da zu lassen. Doch die bedien fleißigen Damen räumen noch lange nach 22 Uhr auf und lassen uns dabei nicht verdursten. Was für ein angenehmer Abschluss dieser Etappe! Glücklich und mit einem kleinen Bio-Schwips sinken wir am Ende des Tages in unsere Betten.
Warum will ich das wandern? Wer Bäume mag, wird diese Etappe lieben. Wer Abwechslung liebt, hat es schwer. Doch der Kuhstall und vor allem das Ziel Schmilka entschädigen für die eintönigen Abschnitte. Und vielleicht wird der Aussichtsturm auf dem Großen Winterberg ja irgendwann wieder geöffnet…
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Bio-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Etappenwanderweg, ca. 19 km lang
Höhenmeter: 780 m
Gehzeit: 8 Stunden
Schwierigkeit: schwer
Start: Lichtenhain
Alle Etappen der Malerweg-Wanderung:
Tag 1: Von Stadt Wehlen bis Hohnstein
Tag 2: Von Hohnstein bis Bad Schandau
Tag 3: Von Bad Schandau bis Lichtenhain
Tag 5: Von Schmilka bis Gohrisch
Tag 6: Von Gohrisch bis Stadt Wehlen