Mit dieser Rundwanderung wollen wir das Naturschutzgebiet Gehle erkunden. Das Naturschutzgebiet Gehle befindet sich an der Nordabdachung des Wiehengebirges nordwestlich von Rödinghausen. Es umfasst eine Fläche von 35,5 Hektar. Rund acht Kilometer und 160 Höhenmeter erwarten uns dort. Für unsere Rundwanderung kombinieren wir die beiden sehr gut markierten Wanderwege A2 und A1. Uns erwarten viele Baumgeister, ein verwunschener Märchenwald, ein grüner See, ein Aussichtsturm und viele spektakulären Panoramen – das wird ein großer Wanderspaß! Ganz besonders übrigens für die kleinen Wanderer…
Start am Grünen See
Unsere Wanderung starten wir am Wanderparkplatz Grüner See und folgen der Ausschilderung des A2 nach links gehend. Schon nach knapp 200 Metern treffen wir nun auf den Namensgeber des Wanderparkplatzes, den Grünen See. Und der ist tatsächlich erstaunlich grün. Auf recht gesunde Art und Weise übrigens. Und hier bekommen wir nun fast eine Überdosis Idylle. Der kleine Bachlauf sprudelt fröhlich in den See und nur wenige Schritte weiter trauen wir unseren Augen kaum: Kaskadenförmig ergießen sich hier mehrere kleine Wasserfälle den Felshang hinunter!
Der Grüne See verdankt seine Existenz übrigens dem Umstand, dass sich bis dort in die 1930er-Jahre ein kleiner Steinbruch befand. Zuerst wurde dort schieferartiges Gestein für Straßenbau und Bruchsteine für Gebäude gewonnen. In den Jahren 1917 bis 1936 wurde die Anlage als Steinbruch des Landkreises Osnabrück betrieben. Der Abbau musste dann aber wegen zu starken Zuflusses von Grundwasser eingestellt werden.
Vorbei an der Seehütte und Freizeitheimen
Irgendwann müssen wir uns aber von diesem Spektakel lösen und steigen die Treppe am Grünen See hinauf. Oben erwartet uns eine kleine Holzhütte und darin Hüttenwirt Jürgen. Eine Bratwurst, Kuchen, heißen Kaffee und kalte Getränke können wir hier bekommen und an kälteren Tagen können wir uns hier auch lecker aufwärmen, denn im Ofen prasselt ein wärmendes Feuer. In der gemütlichen Atmosphäre könnten wir fast vergessen, dass wir nicht auf einer Almhütte, sondern „nur“ im Wiehengebirge unterwegs sind. Jetzt ist es dafür noch zu früh, aber wir merken uns das für später…
Wir folgen dem A2 weiter bergauf und erreichen die Kellenbergstraße und folgen wir ein kleines Stück den Hang hinauf. Dann biegen wir rechts ab, wie es uns die Ausschilderung des A2 anzeigt. Über breitere Forstwege erreichen wir die Straße In der Gehle und wir folgen ihr vorbei an dem Mennonitischem Ferienheim ebenso wie an der Berghütte Rödinghausen, einem weiteren kirchlichen Freizeitheim.
Schuhbaum und Schweinhörner
Über den breiten, teils mit Schotter befestigten Forstweg folgen wir dem A2 weiter bis wir an einer Wegekreuzung eine Schutzhütte erreichen. Hier gibt es gleich mehrere Besonderheiten zu entdecken. Zum einen entdecken wir schon von weitem die beiden „Schweinhörner“. Sie markieren unseren Einstieg in den sogenannten Wunderwald. Er ist voller kleiner Wanderabenteuergeschichten und -figuren, die diese Wanderung für Kinder zu einem ganz besonderen Erlebnis machen.
Überall entlang des Weges tauchen diese Geschichten, die auf Tafeln nachzulesen sind, auf. Sie berichten von Wunderwesen, Trollen, von Gnomen und anderen sagenhaften Gestalten. Liebevoll gepflegt wird all das vom Heimatverein Rödinghausen. Und viele sagenhafte Gestalten entdecken wir auch als „Baumgeister“ entlang des Weges. Überall sind Baumstümpfe mit Augen, Frisuren und Mündern versehen worden, lachen uns kleine, freundliche Gestalten entlang der Wanderwege an. Manche direkt am Weg, andere etwas tiefer im Unterholz versteckt.
Und ebenfalls an der Schutzhütte steht der Schuhbaum. Warum hier jede Menge Schuhpaare hoch im Wipfel des Baumes hängen, verrät ebenfalls eine Info-Tafel des Heimatvereins Rödinghausen.
Zum Meeresgrund
Wenn wir all das gelesen und eingehend studiert haben, setzen wir unsere Wanderung fort und folgen ab hier nun dem A1 nach links, während sich unser A2 geradeaus und hangabwärts in die Büsche schlägt.
Als nächstes gelangen wir an die Schichtsteilwand aus Sandstein. Dabei handelt es sich um aus dem Erdboden aufgefaltete Gesteinsschichten, die durch Ablagerungen im Urmeer vor rund 165 Millionen Jahren entstanden sind. Aus diesem Grund kann man auch heute noch Fossilien wie Ammoniten, Muscheln oder Seeigel finden. Wir untersuchen die Gesteinsschichten mit Adleraugen und mit etwas Glück entdecken wir darin versteinerte Urmeerbewohner.
Wir folgen weiter dem A1 und inzwischen übrigens auch dem Wittekindsweg leicht bergaufgehend. Wegen der abgeholzten Hänge haben wir wenig später auch einen schönen Blick über Rödinghausen, das zu unserer Rechten im Tal liegt. Und dann wartet auch schon das nächste Highlight am Wegesrand auf uns.
Auf dem Nonnenstein
Denn nun erreichen wir den Nonnenstein. Dort wartet der Aussichtsturm darauf, von uns erklommen zu werden. Errichtet wurde das Bauwerk 1897 als neun Meter hoher „Kaiser-Wilhelm-Turm“, der einen zuvor vorhandenen hölzernen Turm ersetzte. 1968 wurde der Turm aufgrund des höher gewachsenen Baumbestandes auf die derzeitige Höhe von 14 Metern aufgestockt. 2014 wurde er umfangreich saniert. Über eine Stahltreppe gelangen wir über 70 Stufen zur Aussichtsplattform, von der wir bei gutem Wetter und klarer Sicht bis zum Hermannsdenkmal in Lippe blicken können.
Müssen wir nur noch klären, warum dieser Ort den klangvollen Namen „Nonnenstein“ trägt. Neben zwei Sagen, die auf einer Infotafel neben dem Turm nachzulesen sind, steht dort auch zu lesen: „Der Name Nonnenstein geht wahrscheinlich zurück auf die Abgabepflichtigkeit der Rödinghauser der Fürstabtei Herford gegenüber, die zwar kein Nonnenkloster, aber ein Frauenkonvent war.“ Und so genau nahmen es die Ostwestfalen mit den Begrifflichkeiten seinerzeit eben einfach nicht…
Am Bismarck-Denkmal
Gleich neben dem Aussichtsturm „Nonnenstein“ auf dem Kammweg des Wiehengebirges steht das Bismarck-Denkmal. Bereits im Jahr 1875 stand ein anderes Denkmal an derselben Stelle. Dieses Bismarck-Denkmal ist genau genommen ein Bismarck-Stein und wurde im Jahr 1911 vom Turnverein Bünde und Einwohnern der inzwischen selbstständigen Gemeinde des Amtes Rödinghausen in der heutigen Form wieder aufgebaut. Ein Archivfoto von 1915 zeigt, dass der Gebirgskamm vor 100 Jahren völlig kahl war. Wegen des akuten Borkenkäferbefalls steht zu befürchten, dass es hier bald wieder genauso aussehen wird…
Auf den Bismarcktürmen, die zu jener Zeit in allen Teilen der Republik wie Pilze aus dem Boden schossen, wurde übrigens immer zum 1. April jeden Jahres, am Geburtstag Bismarcks, ein Freudenfeuer abgebrannt. So auch auf dem Bismarckdenkmal zu Rödinghausen.
Panoramen und ein Schrank im Wald
Wir folgen danach weiter dem A1 und dem Wittekindsweg, von dem wir uns allerdings alsbald verabschieden. Denn dann führt uns der A1 nach rechts den Hang hinab. Wir halten uns an der T-Kreuzung links und folgen dem Weg rund 70 Meter und erreichen eine Gabelung, an der wir uns einmal mehr wundern, dass hier selbst die nicht asphaltierten Forstwege mitten im Wald Straßenschilder haben und folgen dem Weg, der so als „Im Westerberg“ tituliert wird. In einer langen Kehre begleiten wir ihn bergab.
An der nächsten Abzweigung gehen wir weiter geradeaus und sind nun „Auf der Heide“ unterwegs. Nach wenigen Schritten bergauf haben wir einen tollen Panoramablick über die Wiesen, Äcker und Weiden zwischen dem Hang des Wiehengebirges und Rödinghausen, das hier fast zum Greifen nahe scheint.
An der nächsten Kreuzung halten wir uns rechts und sind nun auch wieder auf dem A2 unterwegs. Nun geht es recht lange bergauf – rund 700 Metern, um genau zu sein. Hier entdecken wir auch zu unserer Rechten eine Schranktür im Hang. Wer sie öffnet, erhält einen Einblick in die verschiedenen Schichten des Wiehengebirges, an denen sich die Erdgeschichte ablesen lässt. Auch hier finden wir zwei Infotafeln vor, die uns erklären, was wir sehen. Dann setzen wir unseren Weg fort. An der nächsten Kreuzung gehen wir nach rechts und sogleich wieder links.
Treffen zweier Königshäuser
Die letzten nennenswerten Höhenmeter führen uns wieder zum Wittekindsweg, den wir an der nächsten Gabelung treffen… Wir halten uns wieder links und folgen nun wieder der Markierung A2, während sich der A1 nach rechts verabschiedet. Wir folgen dem Kammweg nun leicht bergab gehend – und begegnen alsbald einer weiteren Sagengestalt in Form einer blauen gefräßigen blauen Tonne…
Nur wenige Schritte weiter werfen wir noch einen kurzen Blick in die Geschichte der Region, denn hier steht einer von vielen alten Grenzsteinen und auch er wird mit uns mit einer Info-Tafel näher erläutert. Es handelt sich um den Grenzstein 402, der seinerzeit die Grenze zwischen den Königreichen Hannover und Preußen markierte. Als steinerner Zeuge macht er die damaligen Herrschaftsverhältnisse sichtbar. Übrigens: Mit der Annektierung des Königreichs Hannover durch Preußen im Jahr 1866 verloren die zahlreichen Grenzsteine ihren eigentlichen Daseinszweck. Aber auch noch heute markieren sie eine Grenze: nämlich die zwischen den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Zurück zum Grünen See
Weiterhin begleitet von vielen herzallerliebsten Baumfiguren setzen wir unseren Weg fort. Über einen hübschen Hohlweg, dann über schmalere Pfade geht es weiter bis wir schließlich vom A2 nach links bergab und schließlich über eine Treppe zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, zum Grünen See gleitet werden.
Warum will ich das wandern? Weil dieser Weg uns so wahnsinnig viel zu bieten hat, dass wir für ihn deutlich mehr Zeit veranschlagen müssen, als für eine normale Tour. Es gibt so viel zu entdecken, so viele unterschiedliche Eindrücke zu sammeln und Andenkenfotos zu schießen, dass wir aus dem Staunen gar nicht herauskommen. Hier ist mit sehr viel ehrenamtlichen Einsatz, tollen Ideen und noch mehr Liebe zum Detail eine einzigartige Wanderwelt entstanden, die besonders – aber nicht nur – Kinder verzaubern wird .
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Wunderwald-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 7,8 km lang
Höhenmeter: 164 m
Gehzeit: 2,5 Stunden (aber das reicht im Leben nicht!)
Schwierigkeit: mittel
Start: Wanderparkplatz Grüner See