Das Teutoschleifchen Schachselwiesen ist ein echter Westfale. Unprätentiös, gerade heraus, unaufgeregt, aber sympathisch. Auf 6,5 Kilometern Länge führt uns der Rundweg unter anderem einmal um den Schachselberg. Nach ihm halten wir allerdings auf unserer Wanderung vergeblich Ausschau, denn er erhebt sich gerade mal wenige Meter vom Umland. Das ist westfälischer Humor…
Am Mittellandkanal entlang
Der Start zur Runde auf dem Teutoschleifchen Schachselwiesen befindet sich am Campingplatz Weißes Moor in unmittelbarer Nähe zum Mittellandkanal, der über einen kurzen Stichweg erreicht wird. Am Wanderparkplatz selbst liegt auch ein zum Campingplatz gehörender Biergarten, in dem wir im Anschluss noch ein kühles Getränk zu uns nehmen können.
Wir erreichen das Südufer der mit 325 Kilometern Länge größten künstlichen Wasserstraße Deutschlands. Der Mittellandkanal verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit Weser, Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weiteren Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen Rhein und Oder. Hier herrscht auch tatsächlich reger Schiffsverkehr und wir begegnen auf unserer Wanderung sicherlich dem einen oder anderen Kahn.
Mehr als einen Kilometer gehen wir entlang der Wasserstraße. Was andernorts an sonnigen, heißen Tagen schnell zur Tortur werden kann, ist hier aufgrund der alleeartigen Promenade, auf der wir uns bewegen, ein angenehmer Spaziergang. Schließlich biegen wir auf dem Teutoschleifchen Schachselwiesen an der Brücke nach links ab. Folgten wir dem Kanal noch einige Kilometer weiter, wir würden seinen Treffpunkt mit dem Dortmund-Ems-Kanal erreichen, den der Münsterländer landläufig „Nasses Dreieck“ nennt. Ebenfalls westfälischer Humor.
Vorbei an eleganten Vierbeinern
Vorbei an einem Bauernhof erreichen wir nun eine typisch münsterländische Landschaft. Denn jetzt bestimmt eine gelungene und reizvolle Mischung aus Feldern und Wald das Wegumfeld. Kurz führt der naturbelassene Weg durch ein Waldstück, dann folgt das Teutoschleifchen Schachselwiesen wieder dem Waldrand und gibt dabei Gelegenheit, den Blick über die weiten Felder schweifen zu lassen.
Wir biegen links ab und erreichen die ausgedehnten Koppeln des Gehöfts Grundmann. Der Westfale liebt seine Pferde und so erwarten uns hier nicht etwa ausgemergelte Klepper, sondern ausgesprochen elegante Tiere, die uns neugierig beäugen, wenn wir an ihnen vorbeiflanieren. Das beruht freilich auf Gegenseitigkeit.
Knorrige Kiefernbestände
Wieder wechselt die Szenerie und jetzt wandern auf sandigem Grund durch lichte knorrige Kiefernbestände, die uns einen würzigen Gruß in die Nase schicken. Rechts von uns liegen nun die typisch münsterländischen Weiten. „Viel Gegend“, wie man hier zu sagen pflegt, erstreckt sich vor unseren Augen. Alsbald erreichen wir auch eine Bank, die wir nicht ungenutzt lassen sollten. Hier können wir gut eine Pause einlegen, denn gut die Hälfte des Teutoschleifchens Schachselwiesen haben wir bereits geschafft. Und an dieser Stelle können wir die Weite des Münsterlandes und die Ruhe der uns umgebenden Natur hervorragend genießen.
Anschließend queren wir die Schachselstraße und passieren den Bedjeshof. Dann erreichen wir den Namensgeber der Tour, die Wiesen, die das Hügelchen Schachsel umgeben. Der wiederum ist übrigens eine Relikt aus den Zeiten des Urmeeres und bildete sich aus Muschelkalk. Im Zentrum der Erhebung fand sogar eine Zeitlang Steinbruch statt. Die Überreste davon sind heute noch zu sehen, wenngleich unser Teutoschleifchen Schachselwiesen nicht dahinführt.
Durch die Düsterdieker Niederung
Stattdessen gehen wir durch sehr, sehr weitläufige und nun auch völlig ohne Schutz gegen die Sonne. Das kann an besonders heißen Tagen anstrengend werden. Auch wenn es schwer zu glauben ist, wirken die uns umgebenden Wiesen doch eher landwirtschaftlich geprägt, wir befinden uns gerade in einem mehr als 1.000 Hektar umfassenden Naturschutzgebiet. Die Düsterdieker Niederung steht seit 1983 unter Schutz.
Diese Landschaft ist Teil eines der größten Schutzgebietskomplexe in Nordrhein-Westfalen, dem EU-Vogelschutzgebiet „Düsterdieker Niederung“ und gehört somit zum europaweiten Schutzgebietsnetz Natura 2000. Ein Mosaik unterschiedlichster Lebensräume mit überwiegend Feuchtwiesen, Heideflächen und Sandtrockenrasen ist hier zu finden. Entsprechend fühlen sich hier mehr als 30 gefährdete Brutvogelarten und über 100 bedrohte Pflanzenarten wohl.
Die wiedervernässten, störungsarmen Flächen sind zudem ein wichtiges Rastgebiet für durchziehende Vogelarten wie z.B. arktische Gänse, Enten, Zwerg- und Singschwäne. Besondere hier vorkommende Pflanzenarten sind unter anderem Sumpfdotterblume, Kuckucks-Lichtnelke und seltene Orchideen, die typische Pflanzenarten der Feuchtwiesen sind.
Am Ende führt uns das Teutoschleifchen Schachselwiesen über eine steinerne Brücke, die aussieht, als könne sie ein paar alte Geschichten erzählen und dann wieder zum Mittellandkanal. Ihm folgen wir nun noch knapp einen Kilometer ehe wir wieder zurück an unserem Ausgangspunkt sind.
Warum will ich das wandern? Legt man den sehr hohen Maßstab der Teutoschleifen und -schleifchen zugrunde, kann das Teutoschleifchen Schachselwiesen nicht mithalten, das muss man ehrlich sagen. Aber auf seine westfälische Art hat es Charme und ist ein unanstrengender, eben unaufgeregter Spaziergang durch eine ruhige, entschleunigende Landschaft.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★
Romantik ★ ★
Westfalen-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 6,5 km lang
Höhenmeter: Fehlanzeige
Gehzeit: 1,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Wanderparkplatz am Campingplatz Weißes Moor (Fürs Navi: Schachselstraße 16, 49492 Westerkappeln)