Ein Canyon, eine Blaue Lagune im Münsterland? Klingt ebenso seltsam wie spannend. Kein Wunder, dass einer der Premiumwege „Teutoschleifen“ im Teutoburger Wald nach diesem Ort benannt ist. Die Teutoschleife Canyon Blick bei Lengerich ist heute unser Ziel. Knapp elf Kilometer und 300 Höhenmeter stehen auf dem Programm.
Wir beginnen unsere Wanderung auf der Teutoschleife Canyon Blick am Parkplatz der LWL-Klinik in Lengerich. Einmal quer über deren Hof und schon erreichen wir linksseitig die kleine, schmucke Kapelle. Sie gehört zu dem überschaubaren, naturnahen Friedhof, der zur hier früher ansässigen Heilanstalt gehörte. Die Kapelle wurde in den 1920er Jahren eingeweiht.
Vom Skulpturenpark zum Lengerich Canyon
Wir passieren das funktionale, aber schöne Bauwerk und näher uns nun dem ALVA-Skulpturenpark, der Kunst und Natur einander näher bringen soll. Verschiede Künstler zeigen hier ihre Skulpturen aus Materialen, die in der Gegend zu finden sind. Der Park wird stetig erweitert, so dass man bei jedem Besuch etwas Neues entdecken kann. Besonders schön ist er natürlich im Sommer, wenn die Natur so richtig blüht. Bei unserem Besuch ist das leider noch nicht der Fall, uns zieht es bald weiter.
Einige hundert Meter geht es nun noch ohne Steigungen durch ein kleines Wäldchen auf schönen, schmalen Pfaden. Dann laufen wir etwas bergauf bis wir eine Aussichtsplattform erreichen. Und hier liegt er nun vor uns: der Lengericher Canyon.
An der Blauen Lagune
Ein Falke kreist über unseren Köpfen, seine Rufe sind laut und deutlich zu hören. Dass es sich dabei um eine freundliche Begrüßung handelt, bezweifeln wir allerdings. Bald gesellen sich weitere Falken zu ihm, schließlich sind es ihrer fünf. Sie ziehen ihre Kreise über dem türkisfarbenen Wasser, das den Canyon zu unseren Füßen füllt. Daher wird der Canyon übrigens landläufig auch Blaue Lagune genannt.
Die Schlucht zieht sich über gut 500 Meter vor uns hin, zu seinen Seiten leuchtet hell der Kalksandstein. Wegen ihm musste der Teuto hier seinerzeit Federn lassen. Denn der Canyon in Lengerich ist von Menschenhand geschaffen. Hier ist Kalkstein abgebaut worden, hier haben sich schwere Maschinen tief in das Gestein gefressen und schließlich diese Schlucht zurück gelassen.
Heute ist der Canyon in Lengerich ein echtes Naturparadies und deswegen gilt hier auch: Betreten strengstens verboten. Der Uhu ist hier zuhause, Orchideen und Libellen, andere Vogelarten und so manches mehr aus Flora und Fauna, das sonst in unserer Region kaum noch einen Rückzugsort findet. An sonnigen Tagen ist es schwer, sich von diesem Anblick wieder zu verabschieden. Und ebenso schwer übrigens, dem Drang zu widerstehen, sich allen Verboten zum Trotz in das so verlockend aussehende Wasser zu stürzen.
Ausblick auf Gut Stapenhorst
Aber wir sind nicht zum Baden hier, sondern zum Wandern. Also wandern wir – und zwar weiter bergauf, denn nun türmt sich der Teuto vor uns auf und will unsere Wander-Fitness testen. Ziemlich steil hoch geht es nun, wir erklimmen den Kleeberg. Danach geht es auf dem Rücken des Teutos weiter. Gut 500 Meter etwa, ehe die Teutoschleife Canyon Blick nach links abknickt und uns zur nächsten Aussicht führt.
Denn hier treffen wir auf eine Wanderbank, die uns einlädt, kurz zu rasten und den Blick auf das vor uns liegende Tal und das darin eingebettete Gut Stapenhorst zu bestaunen. Dem kommen wir gerne nach. In dem malerisch gelegenen Ensemble aus kleineren und größeren Häusern, die teils mit Fachwerk gebaut sind, haben heute die Ledder Werkstätten ihren Sitz.
Auf und ab mit der Teutoschleife Canyon Blick
Die gerade erst gewonnenen Höhenmeter geben wir nun bei unserem Weg hinab zu dem Gehöft wieder ab. Längs einer Koppel gehen wir auf Gut Stapenhorst zu, gehen links herum und dann noch etwas weiter hinab in das still, abgeschiedene Tal. Dort angekommen, ahnen wir: So kann es nicht weiter gehen auf der Teutoschleife Canyon Blick. Tut es auch nicht.
Denn auf der anderen Seite angekommen, lacht uns der Leedener Berg an. Teils über Treppen, teil über schmale Wege und dann wieder über breitere Trassen steigen wir ihn empor – bis auf eine Höhe von rund 200 Metern. Bevor ihn ganz erklommen haben, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Leedener Ehrenmal, das versteckt im Wald liegt. Eine hölzerne Brücke führt uns dahin. Ebenfalls ein feiner Ort zum Rasten, wenn auch die Sonne hier kaum durch das enge Wipfelzelt der Fichten dringt.
Weiter zum Lusthäuschen
Zurück auf der Teutoschleife Canyon Blick geht es für uns wieder bergab, den Leedener Berg wieder herunter. Am Fuße des Berges folgen wir ein kleines Stück einer Teerstraße, ehe es auf einem engen Weg durch Felder geht. Ein weiteres Stück befestigter, aber verkehrsfreier Straße schließt sich an, etwas bergauf geht es noch mal, dann biegen wir wieder in den Wald ein.
Wenig später treffen wir auf das sog. Lusthäuschen. Von einem Häuschen ist allerdings nicht mehr viel zu sehen, außer ein paar Grundmauern. Hierher jedenfalls soll sich früher ein Leedener Pfarrer zurück gezogen haben, um seine Predigten zu schreiben. Wir schauen uns ein wenig um, machen alle sich aufdrängenden Wortspiele zum „Lusthäuschen“ und ziehen erheitert weiter unseres Wegs auf der Teutoschleife Canyon Blick.
Letzter Anstieg, letzter Abstieg
Ein kleines Stück begleitet uns nun der Leedener Mühlenbach, ehe es für uns noch ein letztes Mal bergauf geht. Wir steigen auf den Lengericher Berg, treffen dort – reichlich spät heute – natürlich auch noch den Hermannsweg, der uns nun auf den letzten Metern auf der Teutoschleife Canyon Blick begleitet. Zum Schluss steigen wir wieder – ziemlich steil – vom Rücken des Teutoburger Waldes hinab und kommen auf dem Gelände der LWL-Klinik wieder.
Ohrwurm für diese Wanderung: Up and down
Warum will ich das wandern? Weil hier vor allem die Streckenführung schön und abwechslungsreich ist, aber auch weil uns der Canyon reizt.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★
Mal-nicht-auf-dem-Hermannsweg-laufen-Faktor ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 10,8 km lang
Höhenmeter: 298 m
Gehzeit: 3 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Parkplatz an der LWL-Klinik
Diese Teutoschleife laufe ich auch gerne! Danke für den tollen Beitrag und die Fotos! Auf der Route sieht man auch öfters die Wegmarkierung mit der grünen Gießkanne – welcher Weg ist damit gemeint?
Hallo Nina! Die Markierungen sind mir auch schon öfter begegnet und anfangs wusste ich auch nichts damit anzufangen. Inzwischen weiß ich: Das ist (man hätte darauf kommen können) der Gießkannenweg 😉 https://www.kneipp-verein-tecklenburger-land.de/giesskannenweg
aaahhhhh! Der Gießkannenweg!!! Natürlich! 🙂 … aber nein, den kannte ich bis jetzt in der Tat nicht! Danke für deine Auflösung!!!!
Sehr schön dort. Egal bei welchem Wetter.
Kann ich einfach nur empfehlen.