Das Heilige Meer ist – völlig zu Recht – einer der 80 „Glücksorte im Münsterland“ aus meinem gleichnamigen Buch (https://amzn.to/2OfoTGo). Die einzigartige Landschaft rund um das Heilige Meer und den Erdfallsee sind zu jeder Jahreszeit ein großartiges Erlebnis. Wer einen Besuch dort mit einer Wanderung verbinden möchte, der ist mit der 8,5 Kilometer langen Teutoschleife Heiliges Meer bestens bedient.
Besonders anstrengend wir es heute nicht, die Teutoschleife Heiliges Meer kommt praktisch ohne Höhenmeter aus. Wir starten unsere Tour an der Gaststätte Mutter Bahr in Ibbenbüren-Uffeln. Der etwas ungewöhnlich anmutende Name des Hotel-Restaurants geht auf die Begründerin, Luise Bahr, zurück, die sich so liebevoll um ihre Gäste kümmerte, dass sie zu diesem rührenden Spitznamen kam.
Auf schmalen Pfaden zwischen Straßen und Feldern
Wir gehen die Teutoschleife Heiliges Meer im Uhrzeigersinn und passieren somit gleich zu Beginn die Gaststätte, vor der wir auch die Info-Tafel zu unserem heutigen Wanderweg finden. Zunächst geht es ein kleines Stück über eine Straße, dann entlang des Asphalts auf einem schmalen Pfad am Seitenstreifen.
Diese Art der Wegführung – als kleiner Pfad zwischen Straße und Feld – bestimmt weitgehend das Bild der Strecke im ersten Drittel. Hier und da gehen wir auch zwischen Feld und Wald, aber stets ohne größere Verkehrsbelästigung. Die Straßen an diesem Ende der Welt sind weitgehend unbefahren.
Zum Erdfallsee
Schließlich passieren wir die Schutzhütte Dreiländereck. Drei Länder treffen sich hier natürlich nicht, aber immerhin treffen hier die Gemeinde- bzw. Stadtgrenzen von Recke, Hopsten und Ibbenbüren aufeinander. Nun verändert auch die Teutoschleife Heiliges Meer ihr Antlitz und wird zu einem alleeartigen Waldweg, der uns schnurgerade zum Erdfallsee geleitet.
Diesen erreichen wir nach insgesamt gut drei Kilometer und sehen zur Linken nicht nur eine weitere Info-Tafel, sondern auch ein Gatter, durch das wir das Areal betreten können. Es lohnt sich, hier nun nach links dem kleinen Rundweg von einigen hundert Metern zu folgen. Über ihn können wir das kleine Naturschutzgebiet hervorragend erkunden.
Da stelle mer uns ma‘ janz dumm
Bestimmt wird das zum Einen von der für hiesige Breitengrade ungewöhnlichen Heidelandschaft und zum Anderen natürlich von dem kleinen und dem großen Erdfallsee. Und da stelle mer uns ma‘ janz dumm und fragen: Wat is’n Erdfallsee?
Zunächst mal ist er gerade rund hundert Jahre alt und entstand an einem Tag. Und zwar genau a 14. April 1913 – zwischen 18 und 19 Uhr. Rekordverdächtig! Als Ursache für die plötzliche Absenkung des Bodens, den Erdfall, wird angenommen, dass es im tieferen Untergrund zu Auslaugungen von Salz, Kalk und Gips gekommen ist. Nachdem die Hohlräume zu groß geworden waren, brachen sie zusammen und an der Erdoberfläche sackte der Boden nach.
Normalerweise dauert ein solcher Vorgang mehrere Jahre, hier geschah es an einem Abend. Die Menschen der Umgebung staunten am nächsten Tag nicht schlecht über das Naturphänomen. So sehr staunten sie, dass binnen weniger Tage mehr als 6000 Menschen kamen, um sich den Erdfall anzusehen. Der findige Eigentümer verlangte prompt Eintritt.
Vierbeinige Landschaftspfleger
Heute zahlen wir für die Besichtigung keinen Eintritt und heute ist der Erdfall auch mit Wasser gefüllt, was früher nicht der Fall war. Die Zeiten, in denen er als Badesee genutzt wurde, sind übrigens ebenfalls vorbei. Heute befinden wir uns hier in einem Naturschutzgebiet – Baden strengstens verboten.
Die karge Heidelandschaft dagegen entstand übrigens durch extensive Landwirtschaft. Heute wirkt man mit Beweidung der drohenden Verbuschung des Landstrichs entgegen. Den vierbeinigen Gärtnern begegnen wir auf unserem kleinen Rundkurs ebenfalls.
Weiter zum Heiligen Meer
So ein kleiner Abstecher und so viel gelernt! Nun geht es aber weiter auf der Teutoschleife Heiliges Meer und zwar endlich zum Namensgeber der Tour. Dazu queren wir achtsam die viel befahrene Bergstraße und erreichen auf der gegenüberliegenden Seite das nächste Gatter und betreten nun das Naturschutzgebiet Heiliges Meer.
Hier führt uns die Teutoschleife nun einmal rund um das Große Heilige Meer. Dieses ist ebenfalls ein Erdfallsee, der aber schon vor mehreren hundert Jahren entstand. Und weil die Münsterländer Sagen und Legenden lieben, gibt es auch hierzu eine solche.
Miese Mönche
Der Legende nach soll an dieser Stelle vor vielen Jahrhunderten ein Kloster gestanden haben. Darin nahmen es die Mönche mit den meisten der zehn Gebote nicht allzu genau und pflegten einen unzüchtigen, ausufernden Lebensstil.
Ihrem Schöpfer missfiel das lästerliche Treiben im Kloster derart, dass er kurzerhand zum bewährten Mittel der Sintflut griff, diese aber deutlich lokaler begrenzte als in der Erstauflage. Wie so oft war auch hier die Fortsetzung nur ein müder Abklatsch. Der reichte aber aus, um das Kloster mitsamt der liderlichen Mönche in den Fluten des neuen Binnenmeeres versinken zu lassen. So war das, sagt der Münsterländer. Und schon wissen wir auch, wie das Heilige Meer zu seinem Namen kam.
Heide, Sonne und Meer
Schon nach wenigen Schritten linksherum haben wir auch einen tollen Blick auf das Heilige Meer und suchen vergeblich nach dem Schatten des Kirchturms, den man hier – der Sage nach – noch hin und wieder erblicken können soll. Wir sollten den Anblick auskosten, denn wenngleich wir das Gewässer umrunden – zu sehen bekommen wir es nicht mehr ganz oft.
Stattdessen setzen wir unseren Weg nun durch die schöne Heidelandschaft auf sich windenden Pfaden fort, treffen auch hier die vierbeinigen Landschaftspfleger in Form von Damwild und Mufflons und lassen uns wie diese die Sonne auf den Pelz scheinen.
Auf verwunschenen Pfaden zum Info-Pavillon
Schließlich macht der Weg eine Kehre und führt uns in bewaldetes Gebiet. Es geht vorbei an Feldern, einem kleinen Flusslauf und schließlich wieder in den Wald. Die schmalen, verwunschenen Pfade abseits des Straßenlärms sind nun ein echter Hochgenuss. Viel zu schnell haben wir die andere Seite des Heiligen Meeres wieder erreicht und treffen nun auch auf den Info-Pavillon und die LWL-Außenstelle.
Hier können wir uns nun umfangreich über das Heilige Meer informieren. Im Pavillon gibt es kostenlose Flyer und zudem einen kurzweiligen, interessanten Film über die Entstehung, die Flora und Fauna und auch über den Erdfallsee, den wir früher schon gesehen haben. Im Gebäude wartet zudem eine Ausstellung mit weiterem Wissenswerten rund um das Heilige Meer. Sitzgelegenheiten gibt es am Pavillon auch, so dass wir hier gut eine Pause einlegen können.
Zum Mittellandkanal
Gestärkt und gelehrt machen wir uns anschließend daran, das letzte Drittel der Teutoschleife Heiliges Meer zu erwandern. Nach einem kurzen Teilstück unweit der Bergstraße entlang, queren wir diese wieder und gehen nun gut zwei Kilometer über Forst- und Feldwege und ein kleines Stück durch einen Wald.
Dann erreichen wir den Mittellandkanal – mit 325,3 Kilometern Länge die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Wir bekommen davon allerdings nur rund 600 Meter zu sehen, die wir dem Kanal rechtsherum folgen. Da hier auch reger Schiffverkehr herrscht, gibt es beim Wandern auch meist noch etwas zu gucken und an sonnigen, windstillen Tagen sind die Bänke am Kanal bestens geeignet, um ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Das können wir auch in aller Ruhe tun, denn am Ende des Kanalabschnitts sind es nur noch rund hundert Meter bis wir den Parkplatz bei Mutter Bahr wieder erreicht haben und unsere Tour auf der Teutoschleife Heiliges Meer schon wieder zu Ende ist.
Warum will ich das wandern? Weil das Heilige Meer zu jeder Jahreszeit (und zu jeder Uhrzeit) ein wunderbares Ausflugsziel ist, das sein Gesicht mit den Jahreszeiten vielfach verändert. Weil diese Tour unanstrengend ist und auch für unerfahrenere Wanderer leicht zu bewältigen ist. Und weil es uns direkt im Anschluss bei Mutter Bahr noch gut gehen lassen können.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Wissens-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 8,5 km lang
Höhenmeter: 70 m
Gehzeit: 2,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Parkplatz Mutter Bahr