Bergmannsweg Kirchdornberg

Wer wandert, sieht mehr von der Welt – daran besteht kein Zweifel. Doch wer wandert, hat auch die Gelegenheit, Spuren der Vergangenheit und der regionalen Geschichte zu entdecken, die anderen verborgen bleiben werden. So auch auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg nahe Bielefeld am Hang des Teutoburger Waldes. Denn hier begeben wir uns auf fünf Kilometern nicht nur auf einen sehr abwechslungsreichen und reizvollen Weg, sondern schicken uns zugleich an, einen Streifzug durch die Bergbaugeschichte dieser Region zu unternehmen. Rund 160 Höhenmetern fordert diese Geschichtsexkursion von uns.

Das Bild zeigt Info-Tafeln hat TERRA.vita auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg.
An Info-Tafeln hat TERRA.vita auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg wahrlich nicht gespart. Es gibt aber auch viel zu erzählen…!

Start im Örtchen Kirchdornberg

Kirchdornberg gehört mit seinen knapp 1000 Einwohnern bereits zu Bielefeld, liegt aber für sich und sehr idyllisch abseits des Trubels der Ostwestfalen-Metropole. Doch natürlich ist auch hier die Zeit nicht stehen geblieben und so sehen wir auf den ersten Blick nicht mehr viel von der langen Bergbautradition, die es hier einst gab. Fast vier Jahrhunderte lang war die Region vom Bergbau gekennzeichnet.

Das Bild zeigt den Dorfbrunnen in Kirchdornberg
Mitten im Dorfkern können wir uns an heißen Tagen ein wenig abkühlen…

Dass sich hier einst Bergmänner tummelten, die 400 Jahre lang Kohle abbauten und der Untergrund von Stollen und Schächten durchzogen war – auf den ersten Blick fast unvorstellbar. Aber deshalb riskieren wir ja auch noch ein paar Blicke mehr und starten unsere Tour auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg am Wanderparkplatz vor dem Heimatmuseum Dornberg im Zentrum des Örtchens. Wenn wir im Anschluss an die Tour noch einen Blick in das Museum werfen wollen, sollten wir uns schon vorab mit dem Heimatverein in Verbindung setzen, denn feste Öffnungszeiten gibt es hier nicht.

Das Bild zeigt die kleine Kirche in Kirchdornberg.
…oder für etwas Schatten beten. Jeder nach seiner Facon…

Wir folgen Schlägel und Eisen

Nun geht es aber endlich los! Wir folgen der schwarzweißen Markierung (na klar, Schlägel und Eisen!) des Bergmannswegs Kirchdornberg, lassen das Museum links liegen und gehen in die Straße Hobusch, die uns alsbald vorbei an einem Pferdehof führt und dann in einen Feldweg übergeht, der an großzügigen Pferdekoppeln vorbeiführt. An sonnigen, heißen Tagen können wir auf diesem schattenlosen Abschnitt schon ein wenig ins Schwitzen geraten. Und das obgleich es hier eigentlich zunächst nur recht verhalten bergauf geht.

Das Bild zeigt eine Info-Tafel am Bergmannsweg Kirchdornberg.
An der ersten Station können wir uns weiterbilden…
Das Bild zeigt eine Sehstation am Bergmannsweg Kirchdornberg.
…in die Landschaft gucken….
Das Bild zeigt eine Bank am Bergmannsweg Kirchdornberg, auf der Meike gerade pausiert.
…oder uns schon etwas ausruhen. Und dabei in die Landschaft gucken.

Nach etwa 700 Metern erreichen wir die erste von sechs schmucken und gut aufbereiteten Info-Tafeln des Natur- und Geoparks TERRA.vita. Und der hat beim Bergmannsweg Kirchdornberg wirklich keine Kosten und Mühen gescheut. Spannendes, Erstaunliches und Amüsantes zur Erdgeschichte und zum historischen Steinkohlebergbau erfahren wir von den Tafeln und zusätzlichen über das Smartphone abrufbaren Audio-Tracks. Die wegbegleitende und ebenfalls mit dem Handy abrufbare Hörgeschichte vom kleinen Max richtet sich besonders an Kinder und Familien. Wir sollten also ruhig etwas mehr Zeit als üblich einplanen für den Bergmannsweg Kirchdornberg!

Das Bild zeigt einen Blick über die Felder bei Kirchdornberg.
Zwischen Feldern geht es langsam aber stetig bergauf auf dem ersten Abschnitt des Bergmannswegs Kirchdornberg.

Ostwestfälische Copacabana

So viel sei übrigens gespoilert: Obwohl es eine so lange Geschichte ist – die Bergbaugeschichte Kirchdornbergs ist leider nie wirklich eine Erfolgsgeschichte geworden. Zu schlecht war die Qualität der geförderten Kohle, zu toxisch die Dämpfe, die sie beim Verbrennen freisetzte. Für private Kohleöfen war sie gänzlich ungeeignet und fand vor allen Dingen in Betrieben Einsatz. 1923 war dann auch endgültig Schluss mit dem Bergbau in dieser Region.

Wir setzen unseren Weg fort und erreichen die Straße Zur Schwedenschanze und hier auch einen feinen Aussichtspunkt mit Weitblick über die Region bis hin zu den Ausläufern Bielefelds. Auf ein paar Bänken können wir etwas durchschnaufen und die ländliche Idylle nebst Ausblick genießen. Wir folgen danach der Straße ein Stück, passieren einen Parkplatz und folgen der Ausschilderung zur Gaststätte Schwedenfrieden.

Das Bild zeigt den Traktor im Beachclub beim Restaurant Schwedenfrieden.
So geht Beach auf Ostwestfälisch!

Hätten wir schon ein bisschen mehr geleistet – hier ließe es sich nun trefflich rasten! Ein schöner Biergarten, das schlicht aber sehr stilvoll eingerichtete Restaurant und im Sommer in direkter Nachbarschaft gar eine Beachbar mit weißem Sandstrand und chilligen Beats aus den Boxen. Fast könnten wir uns an der Copacabana wähnen – wäre da nicht der zu Dekorationszwecken aufgestellte alte Traktor, der uns daran erinnert, dass wir stattdessen in Ostwestfalen sind…

Berg heil!

Für uns geht es auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg nun in den Wald und auf lauschigen Wegen einigermaßen steil bergauf, schließlich schicken wir uns an, den Bußberg zu erklimmen. Denn oben wartet auf uns mit der Kaiser-Friedrich-Gedächtnishütte, der sog. Schwedenschanze, eine Aussichtsplattform vom Feinsten.

Das Bild zeigt Meike auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg im Wald.
Für uns geht es nun in den Wald und auf den Bußberg.

Auf dem Weg dorthin treffen wir einen alten Bekannten – den Hermannsweg. Ihn begleiten wir bis sich auf 306 Metern Höhe vor uns der Wald öffnet und einen Blick freigibt, der uns durchatmen lässt. Wir sehen hinab auf das fast winzig erscheinende Kirchdornberg, schauen bis nach Bielefeld und genießen die grandiose Aussicht.

Das Bild zeigt das Schild des Hermannsweges und das Schild vom Bergmannsweg Kirchdornberg.
Hermann trifft Bergmann…

Der Begriff Schwedenschanze wird übrigens im Volksmund für viele ähnliche Wallanlagen benutzt. Dieser Sprachgebrauch geht auf den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zurück, als die Bevölkerung manchmal ältere Befestigungsanlagen als Fliehburgen oder Viehverstecke reaktivierte; dadurch wollte man sich in katholischen Gebieten vor den protestantischen Truppenkontingenten des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf in Sicherheit bringen. In der Sächsischen Schweiz finden wir statt Schanzen übrigens Schwedenlöcher vor, die sich über den Malerweg erkunden lassen.

Das Bild zeigt links die Hütte der Schwedenschanze und rechts Meike, die die Aussicht genießt.
Auf dem Bußberg erwartet uns die Schwedenschanze mit einer großartigen Aussicht.
Das Bild zeigt die Aussicht von der Schwedenschanze.
Vor uns sehen wir nun die Felder, durch die wir zuvor hochgeschwitzt sind.

Steil bergab auf dem Bergmannsweg

Entschuldigung, ein Exkurs jagt hier den nächsten. Nun gehen wir aber weiter auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg! Und zwar sehr steil bergab. Der Weg ist hier ungewöhnlich geröllig und der mit Abstand steilste mir bekannte Abschnitt des Hermannswegs, den wir hier noch ein Stück bis zur nächsten großen Wegekreuzung begleiten. An der Kreuzung verabschieden wir uns dann von Hermann und biegen nach rechts ab.

Das Bild zeigt Meike auf dem Bergmannsweg Kirchdornberg, der hier als schmalerer Pfad durch den Wald verläuft.
Auch hier sind die Wege lauschig und die Streckenführung bleibt angenehm abwechslungsreich.

Über einen breiteren Waldweg geht es weiter bergab, wir passieren auch den Parkplatz am Schwedenfrieden noch einmal in geringem Abstand, halten uns dort aber links. Nahe dem Waldrand verläuft der Weg nun weitgehend eben und schließlich biegen wir nach rechts ab, gehen vorbei an der ehemaligen Kohlenzeche Friedrich-Wilhelms-Glück und folgen ein kleines Stückchen der Straße Am Petersberg.

Das Bild zeigt Meike an der Quelle des Zechenbachs.
Direkt an einer Brücke halten wir die Augen rechts – dann können wir die Quelle des Zechenbachs gar nicht verfehlen!

Hübsche Quelle zum Schluss

Dann knickt der Bergmannsweg Kirchdornberg nach rechts in den Wald ab und wir begegnen hier – thematisch passt hier einfach alles – dem Zechenbach. Und der entspringt sogar direkt am Wegesrand aus einer Quelle, wie wir sie in unseren Breitengraden selten sehen. Direkt aus dem Boden sprudelt das Wasser hier im Wald nach oben! Von der Quelle sind es dann nur noch wenige Meter bis wir wieder Kirchdornberg erreicht haben und Abschied nehmen müssen vom Bergmannsweg…

Das Bild zeigt Meike vor einer Info-Tafel am Bergmannsweg Kirchdornberg.
Viel gelernt haben wir auf jeden Fall auf dem Bergmannweg Kirchdornberg!

Warum will ich das wandern? Der Bergmannsweg Kirchdornberg ist ein absolutes Muss für jeden Wanderfreund mit Interesse an seiner Umgebung. Auch für den Uninteressierten übrigens. Denn der Weg nimmt es spielend mit jedem Premium-Kikeriki-Wunderwanderweg auf. Bitte ausprobieren.

Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★   
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★ ★  
Romantik ★ ★ 
Bergmann-Faktor ★ ★ ★ ★ ★

INFOS
Rundwanderweg, ca. 5,0 km lang
Höhenmeter: 164 m 
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Wanderparkplatz am Heimatmuseum Dornberg (fürs Navi: Dornberger Str. 523, 33619 Bielefeld)

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About Wandervogel77

Am Liebsten draußen und auf Wanderwegen unterwegs. Von Osnabrück über das Münsterland, von Rhein bis Mosel, vom Teuto bis zu den Alpen - kein Wanderweg ist vor mir sicher!
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