Mit dem TERRA.track Gesmolder Auenland wollen wir auf gut sechs Kilometern nicht nur die Hase-Else-Bifurkation erkunden, sondern uns auch das zu Melle gehörende Örtchen Gesmold genauer ansehen. Die knapp 40 Höhenmeter machen wir dabei mit unserer immensen Wandererfahrung selbstverständlich auf einem Bein hüpfend.
Der TERRA.track Gesmolder Auenland eignet sich besonders gut für warme, milde Tage – ohne große Hitze, aber eben möglichst auch ohne Regen, denn wir laufen praktisch auf der gesamten Strecke ungeschützt vor Witterungseinflüssen – dafür aber auch stets mit freier Sicht auf die Umgebung.
Luxuriöser Rastplatz
Wir starten unsere Wanderung auf dem Wanderparkplatz nahe der Bifurkation. Den Parkplatz erreichen wir am besten über die Allendorfer Straße. Hier entdecken wir auch zugleich die rotweißen Schilder zu unserem TERRA.track Gesmolder Auenland, die uns sicher leiten werden und folgen ihnen in Richtung Bifurkation.
Die ersten 500 Meter führen uns entlang der Else und vorbei an einem ausgesprochen luxuriösen Grill- und Dorfplatz mit angeschlossenem Spielplatz für Kindern, aber auch mit verschiedensten hochwertigen Sportgeräten für die Größeren. Auf einer Bank an der Else ließe es sich jetzt schon gut aushalten, aber für eine Pause ist eben doch einfach noch zu früh…
An der Bifurkation
Dann erreichen wir die Bifurkation. Das wiederum ist im Prinzip nur das schlaue Wort für Flussgabelung. Leider wird bei gesellschaftlichen Ereignissen allzu selten über Flusszwillen gesprochen, so dass es sich kaum lohnt, sich den Begriff einzuprägen, um bei späteren Begebenheiten damit zu glänzen… Was wir aber wissen sollten ist: Hier trennt sich die Else von der Hase. Und während Letztere in die Ems mündet, fließt das Wasser der Ersteren via Weser in die Nordsee.
Erste Nachrichten über eine Ableitung der Hase in den nur wenig mehr als hundert Meter parallel fließenden Uhlenbach liegen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor. Hermann von Amelunxen war seinerzeit Besitzer des Hauses Gesmold. Um die Schlossmühle mit mehr Wasser zu versorgen, hatte er ungefähr an der Stelle der heutigen Bifurkation eine Verbindung von Hase und Uhlenbach anlegen lassen. Dieses beschreibt ein Protokoll aus dem Jahre 1578.
Trickreicher Hermann
Dabei wird es sich höchstwahrscheinlich um einen ausgehöhlten Baumstamm gehandelt haben. Teile davon wurden um 1965 bei Räumarbeiten gefunden. Es führte das Wasser aus der Hase in den Uhlenbach, der späteren Else. Staute sich das Wasser vor der Krusemühle, konnte das überschüssige Hasewasser durch die Rinne zur Schlossmühle fließen. Ein ziemlich ausgeklügeltes Wasserverteilungssystem, dass sich Herr Amelunxen da einfallen ließ. Ja, Hermänner prägten unsere Landschaft…
Das System funktionierte auch ziemlich lange offenbar leidlich gut. Erst im 17. Jahrhundert war man es Leid, dass das Rohr immer wieder verstopft war und gereinigt werden musste und baute den künstlichen Fluss weiter aus. Mit der zunehmenden Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor die Wasserkraft für die Mühlen an Bedeutung.
Streifzug durch einen Landschaftspark
Anfang der 2000er erst erfolgte der Ausbau zum Landschaftspark, wie wir ihn heute vor uns sehen. Neben Veränderungen am Teilungsbauwerk ist ein Wegenetz mit Informationstafeln entstanden. Der Bau einer behindertengerechten Toilettenanlage und die Schaffung von Parkplätzen rundeten die Umgestaltungsmaßnahmen ab. Seitdem ist der Umweltbildungsstandort Bifurkation mit über 10.000 Besuchern pro Jahr ein beliebtes Ausflugsziel.
Zu ihnen gehören heute auch wir. Wir durchstreifen das Areal, lassen das fröhliche Geplätscher der Bifurkation auf uns wirken, schauen vom Aussichtstürmchen auf das umliegende Auenland und studieren die zahlreichen Info-Tafeln. Und natürlich bauen wir auch unsere eigene Bifurkation an der Wasserpumpe! Dann erst setzen wir unsere Tour auf dem TERRA.track Gesmolder Auenland fort. Ganz viel geschafft haben nämlich noch nicht – 5,5 Kilometer liegen noch vor uns.
Entlang von Hase und Else
Das nächste kurze Stück davon führt uns entlang der Hase. Gespeist wird die Hase durch die Hasequelle und die Schwarze Welle, auch Almaquelle genannt, im Quellgebiet Puschkental in Wellingholzhausen, sowie die Rehquellen zwischen Wellingholzhausen und Dissen. In meinem Buch „Teutoburger Wald. Wanderungen für die Seele“ ist eine schöne Tour enthalten, um dieses Quellgebiet zu erkunden. Außerdem findet sich darin ein Wandertipp zu einer ganz anderen Bifurkation…
Nach rund 300 Metern biegt unser TERRA.track Gesmolder Auenland nach rechts ab, wir überqueren die Else und gehen dann an der Kreuzung nach links. Vorbei an Feldern und Wiesen erreichen wir die Gesmolder Straße, halten uns rechts und biegen sogleich wieder nach links ab. Nun erreichen wir über den schmucken Fußweg die Else und begleiten sie in Stück. Der Fluss ist insgesamt 47 Kilometer lang, Barsche, Karpfen, Aale und Hechte sind unter anderem in ihr zuhause.
Zur alten Femlinde
Der TERRA.track Gesmolder Auenland biegt nach einigen hundert Metern nach rechts ab, führt uns vorbei am hübschen Heimathaus und über Papenbrede und Freienhagen zur katholischen Kirche St. Petrus in Ketten aus dem Jahr 1834. Über den dazugehörigen Friedhof gehend erreichen wir die 250 Jahre alte Femlinde auf dem Kirchplatz.
Rund um die Linde, früher noch ein anderer Baum, versammelten sich vor Jahrhunderten der Schlossherr und die Geschworenen, um Recht über die „Freien Häger“ zu sprechen. Heute versammeln sich dort die erwachsenen Bürger aus Gesmold einmal im Jahr zur sogenannten Burstie. Der Ortsbürgermeister berichtet Neues aus dem Gemeindeleben und über das, was für das nächste Jahr geplant wird. Jeder ist berechtigt, seine Meinung kundzutun. Dem Vernehmen nach werden dabei auch Getränke gereicht.
Auf den Loh und zurück
Über die Lohstraße wandernd machen wir nun die wenigen Höhenmetern, die uns auf die einzige Erhebung Gesmolds, den Loh, führen. Von hier haben wir trotz der geringen Höhe eine tolle Aussicht auf das Umland und finden oben auch einen Picknickplatz vor, der zugleich Informationen bereithält, was wir in welcher Richtung sehen.
Über einen Feldweg wandern wir mit unserem TERRA.track Gesmolder Auenland wieder langsam bergab, gehen nach rechts und queren die Plaggenstraße. Dann halten wir kurz, aber intensiv die Luft an, denn der Bullenstall, den wir nun passieren, verströmt intensivste Gerüche. Wir biegen an ihm rechts ab und erreichen ein kleines Aussichtstürmchen am Uhlenbach. Dann führt uns der TERRA.track Gesmolder Auenland zurück zu der Kreuzung hinter der Else, an der wir uns anfangs links gehalten haben. Über den bereits bekannten Weg entlang der Hase und der Bifurkation wandern wir zurück zum Ausgangspunkt dieser Tour.
Warum will ich das wandern? Der TERRA.track Gesmolder Auenland ist mit unglaublich viel Liebe angelegt. Das merken wir auf jedem seiner Abschnitte. So wird er nie langweilig und präsentiert uns neben der toll angelegten Bifurkationsumgebung aber auch ein idyllisches Dorf, das pittoresker kaum sein könnte.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Bifurkations-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, 6,1 km lang
Höhenmeter: 37 m
Gehzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: Naturpark-Wanderparkplatz „Bifurkation“ (Fürs Navi: 49326 Melle, Allendorfer Str. 52)