Für unseren zweiten Wandertag auf dem Moselsteig haben wir uns viel vorgenommen: Die Etappen 13 und 14 haben wir kurzerhand zusammengelegt und werden von Traben-Trarbach über Reil nach Zell wandern. Zusammen macht das satte 27,5 Kilometer und fast 900 Höhenmeter. Dieser Wandertag wird uns nachhaltig etwas lehren…
Gleich zu Beginn dieser Doppeletappe auf dem Moselsteig geht es steil bergauf. Enge, felsige Serpentinen erklettern wir auf dem Weg zur roamntischen Ruine der Grevenburg oberhalb von Traben-Trarbach. Fast 150 Höhenmeter auf einem Kilometer machen wir, ehe wir einen einmaligen Blick auf die traditionsreiche Jugendstil-Stadt Traben-Trarbach genießen.
Weiter nach Starkenburg
Doch oben angekommen sind wir damit noch nicht, auch auf dem nächsten Kilometer geht es weiter teils steil und über Treppen bergauf bis wir die Bismarckhütte erreichen und uns von hier wieder an einem erhabenen Blick auf das Moseltal erfreuen können. Ein bisschen aus der Puste sind wir jetzt schon und stellen etwas erschrocken fest, dass wir gerade mal zehn Prozent des Weges geschafft haben. Etwas früh, um zu schwächeln.
Doch ab nun verläuft der Moselsteig deutlich weniger anstrengend auf teils breiten Wirtschaftswegen, teils schmalen Pfaden, doch meist mit Blick auf die weit unter uns liegende Mosel. Wir durchwandern das kleine Örtchen Starkenburg, das zwar ein klein wenig verschlafen wirkt, aber mit seinen hübschen Fachwerkhäusern im Ortskern perfekt in die romantische Mosellandschaft passt. Über lichte Wege hoch über den Weinbergen setzen wir unseren Weg auf dem Moselsteig nach Reil fort.
Durch Enkirch und die Weinberge
Doch zunächst geht es wieder bergab bis ins ebenfalls fachwerkreiche Örtchen Enkirch, das wir durchqueren. Gleich hinter dem Ort geht es wieder bergauf, dieses Mal nicht ganz so steil und vorrangig durch Weinberge. Diese prägen auch auf den nächsten Kilometern weiter das Bild. Fast vier Kilometer verläuft der Moselsteig hier fast auf derselben Höhe und durch die Weinberge. Dass sich dabei ununterbrochen tolle Blicke auf die Mosel ergeben, liegt auf der Hand, langweilig wird es so auch nie.
Über Serpentinen geht es dann abwärts bis an die Mosel, die wir über eine Brücke überqueren und nun Reil erreichen, das Ziel der 13. Etappe des Moselsteigs. Gerade mal rund 1000 Einwohner zählt das Dorf und wirkt auf uns zur Mittagsstunde ausgesprochen ausgestorben. Eine Einkehrmöglichkeit hätten wir hier gerne in Anspruch genommen, werden aber nicht fündig.
Sergio Leone lässt grüßen…
Vor einem Kiosk, wahrscheinlich dem einzigen Laden des Ortes, sitzen zwei ältere Herren, die uns misstrauisch beäugen, als wir vorbei wandern. Es fehlt eigentlich nur noch eine im Hintergrund seufzende Mundharmonika und ein durch die Straße wehender Busch um die Stimmung eines Leone-Westerns zu komplettieren. Wir gehen zügig weiter und sind irgendwie gar nicht so traurig, dass unser Nachtlager in Zell auf uns wartet. Obwohl wir auch über dieses Städtchen noch nichts wissen…
Selbstredend geht es nun auch sogleich wieder bergauf und auch auf dieser Seite der Mosel durch Weinberge. Der Moselsteig führt uns im Folgenden ein wenig weiter weg von der Mosel und durch lichte Wälder. Das ist eine ganz willkommene Abwechslung, denn selbst an den pittoresken Moselpanoramen kann man sich irgendwann etwas satt sehen.
Überall Mosel, nur vor uns ein Berg
Doch dann macht der Weg eine Kehre und führt uns an der Drieschhütte zurück ins Blickfeld der Mosel, die hier einmal mehr in einer schönen Schleife an Plünderich vorbei zieht, das wir auf der anderen Flussseite liegen sehen. Zugleich sehen wir Reil rechts von uns und können in einiger Entfernung schon die ersten Gebäude Zells zu unserer Linken erahnen. Doch wir sehen auch: Da liegt noch ein Berg dazwischen.
Und so geht es zunächst wieder leicht bergab entlang von Weinbergen und dann ein letztes Mal bergauf. Wir befinden uns nun auf einer Landzunge, die von beiden Seiten von der Mosel umflossen wird. Der erneute Anstieg setzt uns inzwischen ganz ordentlich zu und so ziemlich die einzigen Gesprächsthemen sind nun schmerzende Füße und die Sehnsucht nach einem eiskalten Hefeweizen.
Kein Getränk, dafür aber Aussicht
Unsere Hoffnungen legen wir auf das Hotel-Restaurant, das hier auf der letzten Erhebung vor unserem Ziel zu liegen scheint. Ralf hat es längst auf seinem Handy geortet und bald gerät der hohe Bau auch in unseren Blick. Wir fassen noch mal allen Mut und alle Kraft und wandern zügig darauf zu. Bis, ja bis wir erkennen: Wegen Bauarbeiten geschlossen.
Nichtsdestotrotz erklimmen wir den nahegelegenen Aussichtsturm und werden nun mit einem spektakulären Blick belohnt. Denn von hier aus sehen wir nun die Mosel zu beiden Seiten der schmalen Landzunge und auch schon die Landschaft, durch die wir am nächsten Tag wandern. Das ist leider nicht alles, was wir sehen.
Kräfteraubender Endspurt
Wir sehen auch, dass Zell noch ein ganzes Stück entfernt ist und wir noch einmal auf die Suche nach letzten, verbliebenen Kraftreserven gehen müssen. Wir umrunden das Örtchen Barl, das auf dem Gipfel des Hügels zu unserer Linken über uns thront und quälen uns auf breiten Wirtschaftswegen durch die Weinberge.
Dann endlich geht es steil bergab und spätestens jetzt wird klar: Wir haben uns für heute zu viel vorgenommen. Die steilen Hänge durch die Weinberge gehen wir mit schmerzverzerrten Gesichtern. Wortwörtlich mit letzter Wanderkraft erreichen wir die Mosel, queren sie über die Brücke und gelangen schließlich an das Schloss, in dem wir die kommende Nacht verbringen werden. Doch bevor wir überhaupt einchecken, lassen wir uns erschöpft, aber glücklich auf die Stühle im hauseigenen Biergarten fallen und bestellen nun endlich, endlich das so lang herbeigesehnte Hefeweizen.
Seit dieser Tour gilt bei unseren Planungen als Faustregel: Bei 25 Kilometern ist Schluss. Das scheint, besonders wenn auch noch Höhenmeter im Spiel sind, unser persönliches Wandermaximum zu sein, mehr werden wir uns nie wieder vornehmen.
Warum will ich das wandern? Weil die Moselsteig Etappen 13 und 14 von Traben-Trarbach nach Zell ungewohnte Mosel-Perspektiven bieten, eine romantische Ruine und zugleich den Wanderer Demut lehren.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★ ★
Corleone-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, 27,5 km lang
Höhenmeter: 880 m
Gehzeit: 8 Stunden
Schwierigkeit: zu schwer
Start: Innenstadt Traben-Trarbach
1 thought on “Moselsteig: Traben-Trarbach über Reil nach Zell”