Mit dem Teutoschleifchen Köllbachtal steht uns ein weiterer Premiumweg ins Haus, der sich selbst bescheiden „Spazierweg“ nennt. Da er nur knapp fünf Kilometer und kaum 100 Höhenmeter in seinem Profil hat, dürfen wir uns tatsächlich auf eine weniger anstrengende Tour freuen. Wer für einen ganzen Tag Unterhaltung sucht, muss das Teutoschleifchen Köllbachtal aber nicht gleich abtun. Denn im Anschluss gibt es in Mettingen selbst noch viel zu sehen!
Heimat der Tüötten
Und genau dort starten wir auch schon unsere Tour: mitten in Mettingen, der Stadt der Tüötten. Tüötten, das waren im 17. Und 18. Jahrhundert wandernde Kaufleute, die in einem Korb auf dem Rücken vorrangig in Holland produzierte Leinen verkauften. Aber was hat das nun mit 11.000-Einwohner-Städtchen Mettingen zu tun?
Wie die offizielle Lesart geht, weiß ich nicht, aber sehen wir es mal ganz pragmatisch: Die Tüötten waren nicht überall gut angesehen, die örtliche Kaufmannschaft hätte sie am Liebsten aus der Stadt getrieben. So wurden die Tüötten dann irgendwann schließlich lieber selbst sesshaft – oder vielleicht auch nur, weil sie nicht so gerne wanderten wie wir. In Mettingen taten dies u. a. die Tüötten der Familie Brenninkmeyer. Und die handeln noch heute mit Stoffen – in ihren großen Warenhäuser der Modekette C&A.
Vorbei an Zeitzeugen der Brennereikunst
Jetzt könnten wir noch stundenlang weiter über Mettingen sprechen, aber ursprünglich wollten wir ja wandern! Das tun wir nun auch und starten unsere Wanderung auf dem Teutoschleifchen Köllbachtal direkt im Schatten der prächtigen katholischen Kirche St. Agatha in Mettingens Ortskern. Die stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Punktum. Wandern wir los.
Wir folgen der durchgehend hervorragenden Ausschilderung des Teutoschleifchens Köllbachtal über die Josefstraße bis zur Teichstraße. Dort stehen zwei gewaltige historische Zeugen einer weiteren Mettinger Spezialität, der Brennereikunst. Schon seit 1790 brennt die Firma C. Langemeyer hier den Sekt des kleinen Mannes, den guten alten Korn. Inzwischen aber auch jede Menge andere hochprozentige Leckereien. Eine Dampfmaschine und eine Pumpe sehen wir hier am Wegesrand.
Ruhige, abwechslungsreiche Waldwege
Ganze hundert Meter haben wir schon geschafft und an der Gabelung, an der sich auch unser Teutoschleifchen gabelt, halten wir uns rechts. Ab jetzt kann ich mich deutlich kürzer fassen, denn nun beginnt der stille, angenehm waldreiche und fast meditativ zu nennende Weg erst richtig. In zunächst stetem Bergauf führt uns das Teutoschleifchen Köllbachtal nun durch das Waldgebiet zwischen Mettingen und Ibbenbüren. Ein Stück begleiten wir dabei übrigens auch das sog. Schlangenpättken, das ganz bis in die Bergbaustadt führt und ein andern Mal zu erkunden sein wird.
Einziges Manko des Teutoschleifchens Köllbachtal: Den Köllbach bekommen wir nicht ganz viel zu sehen und wenn man ganz ehrlich ist – im Tal sind wir eigentlich auch nicht unterwegs. Die Namensgebung ist also einigermaßen irreführend. Das tut der Schönheit des Weges in der Gesamtheit aber absolut keinen Abbruch.
Waldbaden und picknicken
Nach knapp zwei Kilometern haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht und finden hier auch einen schönen Picknickplatz vor. Von ihm sollten wir ruhig Gebrauch machen, ab jetzt geht es weitgehend bergab und so lauschig wie hier können wir erst wieder gegen Ende der Tour jausen.
Nein, die ganz großen Boahs und Ahhs erwarten uns auf dem Teutoschleifchen Köllbachtal nicht, aber der Spazierweg entführt uns auf sehr abwechslungsreichen Wegen, die mal als schmaler Pfad, dann wieder als breiter Wanderweg durch Misch- und Buchenwald verlaufen, einfach in die Natur. Idyllisch, lauschig und wirklich wunderbar!
Marienquelle und Kneippbecken
In einem kleinen Talkessel treffen wir schließlich auf die mit Sandstein ummauerte Marienquelle und wenig später erreichen wir das gepflegte Kneippbecken mit Rastplatz, wo wir Füße oder Arme kühlen können. Hier treffen wir nun auch endlich den Köllbach, den wir ein kleines Stück begleiten, ehe wir ihn über eine Brücke queren und nun wieder an der Gabelung sind, an der wir uns zu Beginn rechts hielten. Über den bekannten Weg geht es nun zurück in den Mettinger Ortskern.
Dort können wir uns nun direkt neben der Kirche noch ein Eis gönnen, wir können aber auch das Tüöttenmuseum besuchen oder das Postmuseum oder das Schulmuseum oder die Draiflessen Collection, das beeindruckende Museum, das die besagte Familie Brenninkmeyer ihrem Heimatort bescherte. Oder wir schlendern einfach noch ein wenig durch das hübsche, fachwerkreiche Städtchen und lassen uns vom Charme des Tüöttenörtchens verzaubern…
Warum will ich das wandern? Die beiden Highlights dieser Strecke sind Mettingen und die Natur. Dazwischen wartet viel Entspannung und Erholung auf uns. Für einmal richtig Durchatmen ein feiner Weg!
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★
Abwechslung ★ ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★
Tüötten-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Rundwanderweg, ca. 4,8 km lang
Höhenmeter: 95 m
Gehzeit: 1,5 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Start: St. Agatha (Fürs Navi: Kardinal-von-Galen-Straße 8, 49497 Mettingen, mehrere Parkmöglichkeiten in der Nähe)