In den Wintermonaten wird es uns besonders bewusst: Wenn wir uns längere Zeit drinnen aufhalten, verschlechtert sich unsere Stimmung – erst ganz langsam und dann immer merklicher bis wir uns selbst einigermaßen unausstehlich finden. Das liegt zum Einen daran, dass uns die Sonne fehlt, die im Körper die Endorphin- und Vitamin-D-Produktion ankurbelt. Aber es liegt auch noch an etwas anderem.
Leblose Bude
Wenn wir uns drinnen aufhalten, sind wir umgeben von Leblosem. Natürlich gilt das (hoffentlich) nicht für unsere Lebenspartner/-innen oder Kinder, Mitbewohner oder andere, die ebenfalls durch mieses Wetter zum Aufenthalt im geschlossenen Raum gezwungen sind. Doch weitgehend für den Rest der Bude.
Eine Zeit lang können uns ein gutes TV-Programm, eine schöne Einrichtung, unsere Bemühungen, es immer noch etwas wohnlicher in unseren eigenen vier Wänden zu machen, darüber hinweg täuschen, doch am Ende sind all diese Dinge in einem vereint: sie sind ohne Leben. Wir sind von totem Material umgeben. Wohin wir auch blicken.
Und draußen tobt das Leben…
Wie anders, wenn wir den Fuß auf einen unserer geliebten Wanderwege setzen! Ganz gleich zu welcher Jahreszeit übrigens. Überall um uns herum ist Leben! Links und rechts mühen sich Bäume und Pflanzen redlich selbst aus kargem Sonnenlicht die Chlorophyllproduktion aufrecht zu erhalten, krabbeln Käfer, schwirrt es in der Luft und hin und wieder lugt ein Reh um die Ecke. Der murmelnde Bach am Wegesrand scheint besonders intensiv vom Leben zu erzählen – kein Wunder, ist er doch Lebensader für alles, was uns umgibt.
Und wie geht uns erst das Herz im Frühjahr auf! Dass der Monat Mai den Beinamen Wonnemonat trägt, ist kein Zufall. Denn dann wird selbst nach einem harten Winter das Leben allerorten besonders bunt und vielfältig sichtbar, blühen die Blumen, bekommen die Tiere des Waldes ihren Nachwuchs und auch die Bäume errichten über uns wieder ein grünes Blätterdach. Wir sind mitten im Leben!
Offenen Auges durch die Wanderwelt
Und wer wandert, der hat Zeit und Muße, sich das Leben, das ihn umgibt, auch näher anzusehen und in vollen Züge zu genießen. Wer mit dem Auto oder selbst mit dem Rad unterwegs ist, der rauscht nicht nur viel zu schnell an den Schönheiten der Natur vorbei, dem wird sich auch nie ein kecker Schmetterling auf die Nase setzen oder die versteckte Schönheit einer Orchidee am Wegesrand ins Auge fallen.
Wer offenen Auges durch die Wanderwelt geht, der wird ohnehin schon so viel Schönes entdecken, dass es ihm immer ein Bedürfnis sein wird, sobald es möglich ist, nach draußen zu gehen. Noch interessanter wird es aber, wenn wir auch ein bisschen mehr über das wissen, was wir dort sehen.
Wenn wir zum Beispiel wissen, weshalb der so betörend duftende Bärlauch nur an einigen bestimmten Stellen unseres Weges so prächtig gedeiht – nämlich, weil hier die Böden besonders kalkhaltig sind. Oder dass die Leberblümchen bei Steinhagen zu den nördlichsten Vertretern ihrer Gattung zählen und somit ein ganz besonderes Phänomen unserer Breitengrade sind. Oder dass die Spuren am Wegesrand im Teutoburger Wald womöglich wirklich von einer Rotte Wildschweine stammt, die gerade mit den Frischlingen auf Nahrungssuche ist!
Leben (kennen) lernen
Daher empfehle ich für jede Wanderung, sich ein oder zwei Dinge einzuprägen und zuhause nachzuschlagen. Welche Bäume habe ich heute gesehen? Welche Pflanzen? Welche Tiere gar? Zuhause dieses Wissen nachzuschlagen, dauert nicht lange und erweitert den Horizont mit jeder weiteren Wanderung enorm.
Auf diese Weise gehen wir mit der Zeit noch bewusster durch die Natur, lernen das Leben noch mehr zu schätzen und es überhaupt erst einmal kennen. Und so wird das Wandern dann auch nicht nur zu einem besonderen Erlebnis für die Seele, sondern auch für den Geist und wir stellen erstaunt fest: Wandern macht nicht nur glücklich, sondern bildet auch!
Hallo, gute Idee, sich ein oder zwei Dinge zu merken und nachzuschlagen. Aber wie gehe ich da am besten vor mit dem Nachlagen?
Bei Blumen ist das manchmal gar nicht so einfach, das stimmt. Ich habe mir zunächst ein Bsumbestimmungsbüchlein besorgt – und habe eine sehr schlaue Botanikerin als Kollegin 😀
Danke für die Info. Die Kollegin habe ich leider nicht. 😉 Ich finde es halt sehr schwierig aufgrund einer vagen Beschreibung im Netz etwas zu finden, daher meine Frage. Ich werde es mir trotzdem mal vornehmen … 🙂
Wandern macht mich glücklich. Wenn ich in die Berge gehe und die Natur, die Jahreszeiten und den Duft der Blumen geniesen kann – dann bin ich glücklich und zufrieden. Schöne Güsse aus Osnabrück
Lieber Wandervogel,
mit Ihrem tollen und umfänglichen Archiv kommt man gut durch diese seltsame Zeit. Danke! Auch für das gelungene Buch.
Weiter frohes Wandern!
Annette
Vielen Dank für das sehr schöne Kompliment, über das ich mich wirklich riesig freue 🙂
Herzliche Grüße vom Wandervogel!