Auch das unterscheidet den Wanderer vom Pilger: Der Pilger ist auf einsamen Landstraßen, über die nur hin und wieder ein Dornenbusch weht, auf dem Weg zu sich selbst, zur Spiritualität oder gar zu Gott. Je nachdem, wer gerade daheim ist. Die Gesellschaft anderer steht eher zwischen ihm und seinem Ziel. Nicht so der Wanderer. Er ist im Idealfall schon bei sich und allerhöchstens auf der Suche nach Spirituösem. Und das auch erst im Anschluss an die Wanderung. Bis dahin und auch danach ist ihm Gesellschaft nicht im Wege.
Freilich hat auch das einsame Wandern seine Vorzüge, doch darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen. Stattdessen werfen wir einen Blick auf die einmaligen Möglichkeiten, die uns das Wandern in sozialer Hinsicht eröffnet.
Andere Gesprächskultur
Wer in einer Gruppe unterwegs ist, wird seine Mitwanderer und Gesprächspartner auf eine ganz neue Art kennen lernen. Gesetzt natürlich den Fall, es ist die erste gemeinsame Tour. Gespräche bekommen beim Wandern eine ungewohnte Tiefe, denn wir haben viel mehr Zeit als sonst, uns auf unsere Gesprächspartner einzulassen.
Wir werden nicht von klingelnden Telefonen unterbrochen, von niemanden, der plötzlich zur Tür reinschneit und haben auch nicht schon den nächsten Termin im Nacken. Wir sind ganz bei uns und unserem Gesprächspartner. Wahrscheinlich würde Wandern also auch prima als Paartherapie funktionieren.
Und wer nicht gerade eine rücksichtslose Dauerquasselstrippe an seiner Seite hat, wird feststellen, dass auch das eigene Wort viel mehr Gehör findet und er sich bei einem solchen Gespräch auch viel mehr selbst reflektieren, als er das normalerweise tun würden, wenn die Konversation nur an der Oberfläche bleibt.
Schwätzchen am Wegesrand
Doch nicht nur die Mitwanderer sind von Interesse, wenn es um die Geselligkeit geht. Wanderer sind in der überwiegenden Mehrheit ein kommunikatives Volk. Wer regelmäßig in Wanderschuhen unterwegs ist, wird schnell feststellen, dass alle, die es ebenso halten, auch mit Unbekannten für ein kleines Schwätzchen am Wegesrand gern bereit sind.
Ein Anlass für ein solches Gespräch ist dabei immer schnell gefunden – der Weg selbst, das Ziel oder ganz profan: das Wetter. Nicht selten wird dabei dann von Pontius zu Pilatus und zurück geplaudert. Gespräche übrigens, die insbesondere beim Fernwandern oft von größtem Nutzen sind, eignen sie sich doch prima für einen Erfahrungs- und Empfehlungsaustausch!
„Wer wandert, kann so verkehrt nicht sein“
Doch auch wer selbst nicht wandert, reagiert auf den Wanderer gemeinhin eher freundlich und hilfsbereit. „Wer mit einem Rucksack auf dem Rücken durch die Lande zieht, kann so verkehrt nicht sein“, scheint sich der Nicht-Wanderer zu denken und begegnet dem so Berucksackten in der Regel wie einem entfernten Bekannten und mit viel Offenheit.
Wer als Wanderer an fremder Türe klingelt, wird so auch nur von ausgewiesenen Stinkstiefeln wieder seines Weges geschickt und wer als Wanderer Fremde nach dem Weg fragt, kann sich nicht nur auf eine detaillierte Wegbeschreibung freuen, sondern nicht selten gleichermaßen auf einen ausgewachsenen, kenntnisreichen heimatkundlichen Vortrag.
Nimmermüde Runden
Besonders gesellig geht es aber natürlich bei den Einkehrmöglichkeiten – von der Almhütte über die Jugendherberge bis zur Straußwirtschaft – und zum Abschluss einer Tour zu. Insbesondere wenn Wanderer auf Wanderer treffen. In zahlreichen empirischen Feldstudien in Weinlauben zwischen Rhein und Mosel, aber auch in Biergärten der Sächsischen Schweiz, die nicht selten halbe Nächte in Anspruch nahmen, konnte ich dazu reichlich einschlägige Erfahrungen sammeln…
Welche Erfahrungen habt ihr zu dem Thema gemacht? Liege ich vollkommen daneben mit dieser Einschätzung? Oder habt ihr auch eine schöne Geschichte von der Geselligkeit des Wanderns? Teilt Eure Erfahrungen über die Kommentarfunktion!
Ich bin eher der Alleinegeher nur bei bestimmten Touren ist es besser, man geht in der Gruppe.Meine bevorzugten Wandergebiete ist der Odenwald, wo ich zu Hause bin und das Berchtesgardenerland. Der Beitrag ist schon sehr gut nur das mit den Pilger, finde ich so nicht ganz richtig. Ich war auch schon auf Pilgertour und habe sehr schöne zwischenmenschliche Erfahrungen gesammelt. Letztlich muss jeder auf seine Art glücklich werden.
Lieber Max, Du hast natürlich völlig Recht. Der Pilger-Abschnitt ist etwas überspitzt formuliert, sollte aber keinesfalls despektierlich gemeint sein 🙂