Glücklicherweise stellen wir am dritten Tag unserer Wanderung auf dem Moselsteig fest, dass der Vortag keine allzu schmerzhaften Blessuren nach sich gezogen hat. Eigentlich ist nicht einmal ein spürbarer Muskelkater zurück geblieben. Und auch der Genuss der legendären Schwarzen Katz aus den Zeller Weinbergen zeigt keine Nachwirkungen. So kann es nach einem ausgiebigen Frühstück im Schloss auch gleich losgehen.
Spätestens jetzt hätte sich ein strammer Muskelkater auch gerächt, denn sogleich geht es wieder so los, wie schon am Vortag: Schmale, steile, steinige Wege führen uns hinauf zum Collis-Turm. Wir passieren dabei auch eine Klettersteig-Variante, die für uns aber nicht in Frage kommt. Als Vorwand muss – wie so oft – Schäferhündin Bora herhalten.
Am Collis Turm
Der Collis-Turm selbst wurde 1906 errichtet und ist aus rotem Backstein erbaut und leuchtet so weit in die Moselebene hinaus. Acht Meter ist er hoch und Ralf lässt es sich nicht nehmen, hier auch einen Geocache zu heben, während wir anderen noch die Weitblicke ins Moseltal von der Aussichtsplattform genießen und uns von den Strapazen des frühmorgendlichen Anstiegs erholen.
Anschließend geht es oberhalb der Weinberge nur noch leicht bergauf und dann, wenig später, auch schon wieder bergab bis an den Ortsrand von Merl, das wir jedoch nur passieren. Hier verläuft der Moselsteig sehr dicht am Fluss und wir haben nicht nur auf die Mosel einen tollen Blick, sondern auch auf die Landzunge, auf der wir am Vortag noch unsere Streckenplanung verflucht haben.
Zu Onkel Tom’s Hütte
Hinter Merl schlängelt sich der Moselsteig in Serpentinen die Weinberge hoch und führt uns schließlich in einer Kehre landeinwärts in den Wald. Da es an diesem Tag sehr sonnig und deutlich wärmer als 20 Grad ist, kommt uns der schattige Wald gerade recht.
Gut drei Kilometer geht es so und wir haben wohlwollend die Wegweiser wahrgenommen, die uns auf Onkel Tom’s Hütte hinweisen, eine Einkehrmöglichkeit am Wegesrand, die auch in unserem Wanderführer beschrieben ist.
Onkel Tom hat Ausgang
Da unsere heutige Tour deutlich kürzer als die vom Vortag ist, können wir es gemütlich angehen lassen und freuen uns schon auf eine Pause mit einem kühlen Getränk an der Jausenstation. Dort angekommen ist die Ernüchterung – mal wieder – groß. Der Biergarten sieht zwar einladend aus, die Tür ist auch geöffnet, aber: Es ist einfach niemand zuhause. Wir klingeln, rufen, schauen uns sogar kurz innen um, aber keine Menschenseele ist da, die uns ein Hefeweizen verkaufen könnte.
Da wir wissen, dass es nur noch rund drei Kilometer bis zu unserem Ziel sind, nehmen wir es wie immer mit Humor und setzen unseren Weg fort. Der führt uns weiter durch bewaldetes Gebiet und inzwischen merklich bergab. Es ist gerade mal 14 Uhr, als wir Neef vor uns liegen sehen und so nehmen wir zunächst noch ein kühles Getränk im nächstbesten Biergarten, bevor wir uns zu unserer Unterkunft begeben.
Die ist heute wieder bei einem Winzer, August Croeff, der uns auch trotz der frühen Ankunftszeit in Empfang nimmt und sogleich gerne mit gekühltem Riesling versorgt. Da wir an diesem Tag alles andere als erschöpft sind, unternehmen wir am Abend noch eine kleine Rundreise durch die örtlichen Straußwirtschaften und landen zum Ende des Abends durch puren Zufall beim Bruder unseres Gastgebers, der ebenfalls Winzer und durchaus einem Pläuschchen gegenüber aufgeschlossen ist. Und so schließt sich einer kurzen Tour dann ein langer Abend an…
Warum will ich das wandern? Wenn man ehrlich ist, ist diese Etappe auf dem Moselsteig eher reizarm. Zwar bekommen wir schöne Blicke auf die Mosel geboten, aber die bieten uns andere Etappen auch. Für uns aber eine willkommene Kurzetappe, die der Regeneration dienlich war.
Bewertung
Natur ★ ★ ★ ★
Ausblicke ★ ★ ★ ★
Abwechslung ★ ★ ★
Romantik ★ ★ ★
Regenerations-Faktor ★ ★ ★ ★ ★
INFOS
Fernwanderweg, 16 km lang
Höhenmeter: 530 m
Gehzeit: 4,5 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Start: Innenstadt Zell